Der Österreichische Rheumatologie-Report II zeigt zunehmende strukturelle Probleme in der Versorgung von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen in Österreich – bei gleichzeitig großem medizinischem Fortschritt.
Einerseits stehen der Rheumatologie heute hochwirksame, innovative Therapien zur Verfügung – ein Erfolg, an dem die österreichische Forschung maßgeblich beteiligt war. Andererseits zeigt der Report deutlich: Die Versorgung einer steigenden Anzahl von Betroffenen gerät zunehmend unter Druck. Besonders besorgniserregend sind die Zahlen zur personellen Zukunft der Rheumatologie. Laut Ärztekammerstatistik sind 302 internistische Rheumatolog:innen registriert. Rund 45 % haben das Pensionsalter bereits erreicht oder werden in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen. Hinzu kommt ein klarer Trend zur Teilzeitarbeit. Eine von der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie (ÖGR) im Juni 2025 durchgeführte Umfrage zeigt: Bereits heute arbeiten 27 % der befragten Rheumatolog:innen in Teilzeit. In fünf Jahren wollen 48 % ihre Tätigkeit auf Teilzeit umstellen. „Diese Realität muss dringend in der Bedarfsplanung berücksichtigt werden“, so die ÖGR.
Zudem mangelt es laut dem Bericht an tragfähigen Versorgungsstrukturen. Immer noch gibt es Regionen ohne jegliche fachspezifische rheumatologische Versorgung. Eine hohe Zahl an Patient:innen wird daher in Spitalsambulanzen betreut. Im niedergelassenen Bereich dominiert die Wahlarztversorgung. Österreichweit gibt es derzeit nur 32 Rheumatolog:innen mit Kassenvertrag mit allen Kassen, zusätzlich lediglich 8 mit Verträgen mit kleineren Kassen. Die komplexen, zeitintensiven Leistungen der Rheumatologie sind im Kassentarif nach wie vor unzureichend abgebildet und oft gar nicht abrechenbar.
Dank der therapeutischen Fortschritte kann ein Großteil der rheumatologischen Versorgung heute ambulant erfolgen. Die Entlassungsstatistiken zeigen einen deutlichen Rückgang stationärer Aufnahmen in den letzten Jahren. Gleichzeitig hat sich die Liegedauer jener Patient:innen verlängert, die stationär behandelt werden müssen. Der Report formuliert klare Ziele: Nachwuchsförderung und eine realistische Bedarfsplanung, ausreichend spezialisierte Spitalsressourcen sowie eine adäquate, österreichweit einheitliche Honorierung rheumatologischer Leistungen im Kassenbereich. Darüber hinaus fordert die ÖGR eine Entlastung der Fachärzt:innen etwa durch eine Rheuma-Fachassistenz oder Rheuma-Nurse, wie sie in anderen europäischen Ländern bereits erfolgreich umgesetzt ist. (tab)
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