Tagung sieht Medizin im Umbruch und ortet neue Chancen

(c) Anton Proksch-Institut

Das Anton Proksch Institut hat sich in seinem diesjährigen Kongress mit den großen medizinischen Themen unserer Zeit und aktuellen Fragen aus der Suchtbehandlung auseinandergesetzt. Fazit: Die Medizin befindet sich in einer Umbruchzeit.

Einerseits werde sich die Medizin von einer eher mechanistisch aufgefassten, evidenzbasierten Medizin hin zu einer menschen- und dialogorientierten, humanbasierten Medizin entwickeln – mit all den Spannungsfeldern und positiven Möglichkeiten, die sich dabei auftun, waren sich die Experten einig. Andererseits führe eine stärkere Ökonomisierung der Medizin immer öfter zu fehlenden Ressourcen. Im Rahmen des zweitägigen Kongresses wurde am Wochenende unter anderem diskutiert, wie die Medizin und insbesondere die Psychiatrie und die Suchtbehandlung den Weg von der rein evidenzbasierten Behandlung hin zu einer humanbasierten Behandlung gehen kann. Diese beiden Konzepte wurden dabei keinesfalls als Gegenpole gesehen. Die evidenzbasierte Behandlung soll nicht abgelöst, sondern um individuelle, menschliche Schwerpunktsetzungen erweitert werden.

„Wir werden unsere Therapieprogramme und -ziele individualisieren und gemeinsame Wege finden müssen, innerhalb der Medizin, aber vor allem mit Patienten beziehungsweise deren Angehörigen gemeinsam“, sagte der ärztliche Direktor des Anton Proksch Instituts, Michael Musalek. Wenn man den Menschen als ein sozialästhetisches Wesen auffasse, dann gehe es ganz wesentlich um die dialogische Vereinbarung von Therapiezielen und Behandlungsmaßnahmen. Wiens Sozial- und Gesundheitssstadtrat Peter Hacker betonte, es sei wichtig, den medizinischen und therapeutischen Diskurs voranzutreiben. „Mit dem Anton Proksch Institut haben wir hier in Wien eine der renommiertesten Einrichtungen für Suchtkranke in ganz Europa. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten muss die Politik sich immer wieder fragen: Tun wir alles in unserer Macht stehende, um zu verhindern, dass psychisch kranke Menschen an den Rand unserer Gesellschaft gedrängt werden?“ (red)