Wo bleibt die Präventionsstrategie?  

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Österreich ist das Land der chronisch Kranken und liegt gemessen an gesunden Lebensjahren unter dem EU-Schnitt. Statt Lippenbekenntnissen braucht es Taten.

Der zweite österreichische Gesundheitsbericht der GÖG liegt vor. Besonders erschreckende Zahlen gibt es bei chronischen Krankheiten und der Gesundheitskompetenz. Rund zwei Drittel (knapp 66 Prozent) der Menschen ab 15 Jahren haben eine chronische Erkrankung. Sie sind großteils auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen, etwa unzureichende Bewegung, eine unausgewogene Ernährung und Alkohol- sowie Nikotinkonsum. Zu den häufigsten chronischen Problemen zählen chronische Rückenschmerzen (26 %), Allergien (20 %), chronische Nackenschmerzen (20 %), Arthrose (13 %), chronische Kopfschmerzen (8 %), Diabetes (6 %), Depression (6 %), chronische Bronchitis/COPD (5 %), Asthma (4 %).

Die weite Verbreitung von chronischen Krankheiten schlägt sich auch in den gesunden Lebensjahren nieder. Im EU-Vergleich liegt Österreich damit weit unter dem EU-Schnitt und 7,4 Jahre bei den Männern hinter den Spitzenreitern Malta und Schweden sowie 7,2 Jahre bei den Frauen hinter den dortigen Spitzenreitern Italien und Malta. Der Gesundheitsbericht untersuchte auch die Gesundheitskompetenz der Österreicher:innen – mit einem ernüchternden Ergebnis: Fast jede:r Zweite hat Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen und -angeboten. Immerhin: Der Anteil der Menschen mit ausreichender bis ausgezeichneter Gesundheitskompetenz stieg seit 2011 von 48 Prozent auf 53 Prozent. Eine leicht steigende Tendenz zeigt sich bei der Inanspruchnahme der Vorsorgeuntersuchungen, trotzdem werden diese von nur rund 15 Prozent genutzt.

Die aktuelle Bundesregierung hat im Gesundheitskapitel des Regierungsprogrammes eine Präventionsstrategie verankert. Bislang gibt es aber nur Einzelinitiativen. Viel Zeit bleibt nicht mehr für einen großen Wurf. (rüm)