Im klinischen Alltag gibt es viele Patienten, die trotz des Verdachtes auf ein Prostatakarzinom eine negative Prostatabiopsie aufweisen. Bei weiterbestehendem Verdacht führt dies zu multiplen Kontrollen und weiteren Re-Biopsien.
Nicht alle dieser Patienten benötigen eine Re-Biopsie, da die PSA-Erhöhung nicht karzinomassoziiert ist. Daher sind zusätzliche Tests erforderlich, um die Anzahl unnötiger Biopsien zu reduzieren. Der Progensa® PCA3 Assay (Prostate CAncer Gene 3 Assay) ist hierfür ein viel versprechendes Hilfsmittel. Anhand dieses Tests wird die mRNA vom PCA-Gen im Vergleich zur mRNA des PSA im Harn gemessen (Abb.).
Eine Studie mit Männern mit ein bis zwei negativen Biopsien hat gezeigt, dass erhöhte PCA3-Scores mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer positiven Re-Biopsie einhergehen. Das primäre Ziel dieser Untersuchung war die Beschreibung der Nachsorge (FU) von 155 Männern mit einem erhöhtem PCA3-Score (> 20%) und einer negativen Re-Biopsie. Eine erneute Biopsie erfolgte unabhängig vom PCA3-Wert (unbekannt) aufgrund eines hohen Verdachts auf ein Prostatakarzinom (vorhergehender Highgrade Prostate Intraepithelial Neoplasia(HGPIN), ansteigende Serum-PSA-Werte und andere).
In einer Auswertung von initialen Studiendaten (Haese A et al., Eur Urol 2008; 54:1081-8) von 463 Männern wurden die Daten von Männern mit einem PCA3-Score ≥ 20 und ≥ 35 und mit einer positiven und negativen Biopsie miteinander verglichen. Ebenso wurden Männer mit einer negativen Biopsie und einem PCA3-Score ≥ 20 vs. < 20 und einem PCA3-Score ≥ 35 vs. < 35 miteinander verglichen. Innerhalb von nur 10,4 ± 6 Monaten wurde bei 51 Männern eine erneute Re-Biopsie (3 bzw. 4. Biopsie) unabhängig vom PCA3-Wert durchgeführt. Bei 55% dieser Männer fand sich ein Prostatakarzinom, was somit deutlich höher ist, als man für eine 3. oder 4. Biopsie erwarten dürfte. Männer mit einem Prostatakarzinom hatten ein signifikant höheren PCA3-Wert (69,5 ± 46,5; p < 0,0001) und häufiger eine HGPIN (46%; p = 0,029) verglichen mit jenen, die eine negative Biopsie hatten (PCA3 37,7 ± 33,1; HGPIN 17 %) (Tab.). Männer mit einem PCA3-Score ≥ 35 und einer positiven Biopsie zeigten einen statistisch signifikant höheren PCA3-Score (Mittelwert 113,9, Median 75,7 vs. 87,3, Median 56,9; p = 0,0470). Männer mit einer negativen Biopsie und einem PCA3-Score ≥ 35 hatten häufiger HGPIN (33%) als Männer mit einem niedrigen PCA3-Score (19%; p = 0005).
Tab.: Demographische Daten von Männern mit einer negativen und positiven 3. Oder 4. Biopsie und einem PCA3-Wert > 20. Werte in Mean- ± Standarddeviation oder Anzahl (n) + Prozentsatz (%) |
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Alle Männer (n = 51) |
Prostatakarzinom |
negative Biopsie |
p-Wert |
|
Alter (Jahre) |
64,9 ± 6,3 |
64,6 ± 6,9 |
65,4 ± 5,6 |
0,681* |
PSA ng/ml |
7,2 ± 4,6 |
7,3 ± 4,9 |
6,9 ± 4,4 |
0,621# |
PCA3-Wert |
55,2 ± 43,7 |
69,5 ± 46,5 |
37,7 ± 33,1 |
< 0,001# |
HG-PIN |
17 (33%) |
13 (46%) |
4 ,(17%) |
0,029§ |
Anzahl der Biopsiezylinder |
15,9 ± 5,5 |
13,6 ± 5,4 |
18,8 ± 4,2 |
0,012# |
* t-Test; # Wilcoxon-rank sum Test, § Chi-Square-Test |
Das Risiko einer 3. oder 4. Prostata-Rebiopsie für Patienten mit einem PCA3-Wert > 20 beträgt unabhängig vom PCA3-Wert innerhalb von 10 Monaten 33%. Innerhalb dieser selektionierten Gruppe beträgt das Prostatakarzinomrisiko 55%. Somit scheint der PCA3-Wert ein Risikofaktor dafür zu sein, dass innerhalb der weiteren routinemäßig durchgeführten Nachsorge eine erneute Biopsie notwendig und ein Prostatakarzinom entdeckt wird.
Take-Home-MessageMit dem PCA3-Test lassen sich unnötige Pro-stata-Rebiopsien vermeiden. Ein PCA3-Wert > 20 nach stattgehabten mehrfachen negativen Prostatabiopsien scheint ein Risikomarker für die weitere Nachsorge zu sein, so dass 1/3 dieser Patienten innerhalb eines Jahres eine weitere Biopsie (3. oder 4. Biopsie) aufgrund eines klinischen Progresses erhalten und die Prostatakarzinom-Detektion bei dieser Konstellation > 50% ist. |
Priv.-Doz. Univ.-Lektor Dr. Mesut Remzi
Universitätsklinik für Urologie, Medizinische Universität Wien