Black Lives Matter: Wiener „Mohren-Apotheke“ ändert Namen

(c) Mohrenapotheke/Screenshot

Die „Mohren-Apotheke“ in Wien will sich umbenennen. Hintergrund ist die jüngste „Black Lives Matter“-Debatte. Man arbeite an einer Neugestaltung, teilt die Apotheke mit.

„In Europa zur Zeit des Mittelalters war die Medizin noch völlig unentwickelt. Wirksame Heilmittel kamen aus Afrika und dem Orient. Zu dieser Zeit wurden viele Apotheken mit Namen wie ‚Mohren-‚ benannt“, heißt es auf der Homepage der Apotheke. Dies galt demnach als Wertschätzung für die Medizin jener Region. „Wir wollen die Erinnerung an diese Heiler und ihre Heilkunst am Leben erhalten und damit auch in Erinnerung rufen, dass Heilkunst nicht nur in europäischen Klöstern zu finden war. Wir sind uns aber bewusst, dass der Begriff für viele Menschen diskriminierend und verletzend ist, und arbeiten an einer Neugestaltung“, wird nun betont.

Die Apotheke in der Wipplingerstraße wurde 1350 am Graben gegründet und ist laut eigenen Angaben die drittälteste Wiens. Später übersiedelte die Mohrenapotheke mehrmals, darunter in die Kärntnerstrasse, auf den Hohen Markt und in die Tuchlauben. Am 10. Oktober 1938 wurde die Apotheke arisiert und die Apotheke erlebte in der NS-Zeit dunkle Jahre, da die Inhaberinnen jüdisch waren. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Mohrenapotheke in einem Restitutionsverfahren 1948 wieder an ihre rechtmäßigen Besitzerinnen zurückgegeben. Die Nachfahrin und heutige Mohrenapothekerin Teresa Marosi griff die jüdischen Wurzeln in den vergangenen Jahren wieder auf und setzt nun mit der Umbenennung selbst ein Zeichen. Weitere Apotheken mit „Mohren“ im Namen gibt es in Graz und Krems. (red)