Studie warnt: Nach Covid-19 auf mögliche Herzprobleme achten

Das Ende akuter Covid-19-Symptome muss längst nicht das Ende gesundheitlicher Probleme sein. Eine Studie hat eine extrem hohe Rate an Auffälligkeiten in MR-Untersuchungen des Herzens bei Patienten gezeigt.

Verdächtige Anzeichen von Herzproblemen sollten auf jeden Fall abgeklärt werden, sagte Fabian Knebel, Herz-Echokardiografie-Spezialist der Berliner Charite, bei einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). „Die Covid-19-Erkrankung läuft offenbar in drei Phasen ab. In der ersten Phase verteilt sich das Virus im Körper. In der zweiten Phase ist die Lunge betroffen. Dann kommt eventuell die gefürchtete dritte einer Hyperinflammation“, erklärte Knebel. Bei Patienten, die ins Spital aufgenommen werden müssen, sei oft ein Ansteigen der Laborwerte BNP und Troponin, also der Marker für eine Herzmuskelschädigung, zu bemerken. „Meiner Erfahrung nach haben wir diese Konstellation bei sehr vielen Patienten.“

Vor allem viele ältere Patienten entwickeln im Laufe einer Covid-19-Erkrankung Herz-Komplikationen, zum Beispiel eine Herzmuskelentzündung. Symptome können auch auf eine durch die Infektion entstandene Herzschwäche hindeuten. Ältere Patienten mit Vorerkrankungen des Herzens scheinen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe von Covid-19 zu haben, erklärte der Experte. Der Ratschlag des Kardiologen an der Berliner Universitätsklinik: „Wer auch noch Wochen nach der Erkrankung Luftnot, Müdigkeit oder Abgeschlagenheit verspürt, bei dem sollten ein EKG gemacht und die Herzmarker abgenommen werden. Das gehört abgeklärt.“ Zu empfehlen sei in allen diesen Fällen auch eine echokardiografische Untersuchung. „Um neben einer Myokarditis auch eine eventuelle Verminderung der Herzfunktion zu erkennen.“

Zu den möglichen Herzproblemen von Covid-19-Patienten gibt es auch eine in der US-Fachzeitschrift JAMA Cardiology publizierte Studie von Spezialisten um Eike Nagel vom Zentrum für kardiologische Bildgebung der Universitätsklinik Frankfurt. Hundert Patienten wurden im Mittel 71 Tage nach der Covid-19-Diagnose per Magnetresonanz auf mögliche Herzkomplikationen untersucht. Das mittlere Alter der Betroffenen betrug 49 Jahre. 33 Genesene waren im Spital behandelt worden, der Rest hatte die Krankheit zu Hause überstanden. „78 Prozent der Patienten, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden hatten, zeigten Auffälligkeiten in der MR-Untersuchung“, schrieben die Fachleute. 60 Prozent der Patienten wiesen Zeichen einer Herzmuskelentzündung auf. Die sei unabhängig von allen Vorerkrankungen gewesen. Man könne davon ausgehen, dass etwa ein Drittel bis die Hälfte der Covid-19-Patienten längere Zeit Folgeprobleme habe. Ob das echte bleibende Langzeitschäden seien oder es mittel- bis längerfristig wieder zu einer Normalisierung komme, werde sich erst in weiterer Zukunft herausstellen.

Immer mehr Studien deuten demnach auch darauf hin, dass es sich bei Covid-19 um eine Erkrankung speziell der Endothelzellschicht, also der Zell-Auskleidung der Blutgefäße handelt. Die Schädigung des Endothels durch SARS-CoV-2 bildet den Beginn einer Reaktionskette, die mit der Thrombosierung der kleinen Blutgefäße endet. Die Folge ist eine verstärkte Verklumpungsneigung des Blutes. „Etwa ein Drittel der schwer an Covid-19 erkrankten Patienten verstirbt an Thrombosen und Lungenembolien“, erklärte Knebel. Weiters sei beobachtet worden, dass ein Teil der Kranken durch Thrombosen und Thromboembolien in der Lunge mit einem erhöhten Druck im Lungenkreislauf an Problemen des rechten Herzens leidet. (APA/red)