Dr. Daniel von Langen: Dort, wo Ausbildung als wichtige Aufgabe erkannt wird, ist das sicher der Fall. Das Konzept der neuen Ausbildung ist gut, jedoch muss man in der Umsetzung geduldig sein, schließlich kann man nicht davon ausgehen, dass von Anfang an alle von einem neuen Konzept überzeugt sind. Um ein Beispiel zu nennen: Die Basisausbildung wird von den jungen Kollegen mehrheitlich befürwortet und ist inzwischen an manchen Standorten sogar zum Magneten für Absolventen aus dem Ausland geworden.
Auch das von der Österreichischen Ärztekammer geplante elektronische Logbuch wird hier einen weiteren Schub in Richtung Transparenz und Nachhaltigkeit geben.
Das bedeutet, es lauert Gefahr in jedem weiteren Verzug! Das ist – gerade in Zeiten, in denen Gesundheitspersonal besonders wertvoll ist – der dringende Aufruf zur Änderung der Ausbildungskultur. Die Ausbildung gehört ins Zentrum gerückt und nicht an den Rand gedrängt. Die jungen Kollegen wollen primär gute Ärzte sein und werden – dafür sind viele von ihnen bereit, einen beschwerlichen Weg zu gehen. Für so manchen führt dieser ins Ausland. Es bedarf dringend einer Investition in die Zukunft, um die Bedingungen (nicht nur in der Ausbildung, sondern auch z. B. bei der Arbeitszeit) nachhaltig zu verbessern.
Andererseits müssen wir allerdings auch am Image der Ausbildung in Österreich arbeiten, denn ich bin davon überzeugt, dass man in Österreich bereits heute in vielerlei Hinsicht eine hervorragende Ausbildung erhält.
Leider ist das meistens nicht der Fall. Vielen Kollegen bereitet es Freude, ihren Assistenten etwas beizubringen. Jedoch ist Ausbildung nach wie oft etwas, das neben der immer mehr werdenden klinischen Arbeit stattfinden soll. Es fehlt oft an der Zeit, die nur für Lehren und Lernen vorgesehen ist – letztendlich ist der Ausbildende oft schneller fertig, wenn er etwas selbst macht und nicht einen Kollegen supervidiert. Entsprechende Ressourcen wären ein zentraler Teil der Investition in die Zukunft.
Dass unsere Krankenhäuser in der Landespolitik eine große Rolle spielen, lässt sich nicht von der Hand weisen. Das kann in der Tat zu Problemen führen. Wenn beispielsweise eine gewisse Konkurrenz um die Patienten entsteht, kann das dazu führen, dass einzelne Abteilungen die Voraussetzungen nicht mehr erfüllen, um eine Ausbildung anbieten zu können. Auf der anderen Seite sehe ich dieses politische Gewicht der Krankenhäuser – nicht ohne einen Blick in Richtung Deutschland zu riskieren – als eine große Chance für unser öffentliches Gesundheitssystem.
Unter der Voraussetzung, dass alle diese Aufgaben weiterhin so erledigt werden sollen, wie wir das heute als selbstverständlich erachten, bleibt nur die Möglichkeit, diese durch qualifiziertes Assistenzpersonal durchführen zu lassen. Hierdurch verschafft man den Ärzten in Ausbildung mehr Zeit am Patienten und kann den Arbeitsablauf deutlich effizienter gestalten. Als positives Beispiel kommt man nicht um die sich immer weiter durchsetzenden Medizinischen Organisationsassistenten (MOAs) herum. Immer mehr Krankenhäuser erkennen die Sinnhaftigkeit dieser Struktur, aber es dürfte gerne etwas schneller gehen.
Es zeigt vor allem, dass die Ressource Zeit in der Ausbildung sehr knapp bemessen ist, sich die Ausbildenden in der zur Verfügung stehenden Zeit aber große Mühe geben. Man könnte auch sagen, die Lehrer sind gut, aber die Klassen zu groß.
Das gibt es in der Tat. Die Österreichische Ärztekammer trägt schon seit vielen Jahren die Verantwortung für die ärztliche Ausbildung. Derzeit ist eine politische Diskussion im Gange, die unter Umständen dazu führen wird, dass die Letztkompetenz in Sachen Ausbildung den Ländern oder den Magistraten bzw. den Bezirkshauptmannschaften übergeben wird. Das muss unbedingt verhindert werden, schließlich kann man nicht von Transparenz sprechen, wenn der Eigentümer der Krankenhäuser den Ausbildungsschlüssel selbst bestimmen darf! Unsere Unabhängigkeit ist in dieser Sache ein wichtiger Garant für die Qualität in der Ausbildung, welche letztlich ausschlaggebend ist, ob junge Ärzte in Österreich bleiben oder nicht.