Hyperglykämie und COVID-19 im stationären Bereich

Auswirkungen der glykämischen Kontrolle auf klinische Outcomes:
Diabetes und Hyperglykämie wurden in Zusammenhang mit COVID-19 bereits als wichtige Risikofaktoren für Hospitalisierung, schweren Krankheitsverlauf, akutes Nierenversagen, ARDS, Intensivpflichtigkeit und Mortalität identifiziert. Kann eine frühe antihyperglykämische Intervention die Prognose dieser Patienten verbessern?

Eine multizentrische, retrospektive Studie, die rezent im Fachjournal Diabetes Care publiziert wurde, hat diese Fragestellung analysiert.

Studienziel
Die von ADA und EASD empfohlenen Plasmaglukose-Zielwerte im stationären Setting1 liegen bei 7,83–10,0 mmol/l; das Erreichen dieser Zielwerte innerhalb einiger weniger Tage ist bei Patienten mit Diabetes oder Stresshyperglykämie mit verbesserten Outcomes assoziiert. Die vorliegende retrospektive Analyse untersuchte die Hypothese, dass diese Verbesserung der Outcomes auch in Assoziation mit COVID-19 zutrifft.

Methoden
Es wurden die Daten von 1.544 COVID-19-Patienten der Glytec National Database inkludiert und nach Art des stationären Aufenthalts (Intensiv- oder Normalstation) sowie Glukosewerten nach 2–3 Tagen (Normalstation, Non-ICU) bzw. an Tag 2 (Intensivstation, ICU) stratifiziert: ≤ 7,77; 7,83–10; 10,1–13,88; > 13,88 mmol/l).

Ergebnisse
Bei Patienten auf der Normalstation zeigte sich eine unabhängige Korrelation zwischen schwerer Hyperglykämie (> 13,88 mmol/l) und erhöhtem Mortalitätsrisiko (HR 7,17; 95%-KI 2,62–19,62 vs. BG < 7,77), während diese Assoziation bei Intensivpatienten ohne statistische Signifikanz festgestellt wurde (HR 1,40; 95%-KI 0,53–3,69; Abb.). In Hinblick auf Hyperglykämien bei stationärer Aufnahme zeigte sich ein entgegengesetztes Bild: unabhängige Korrelation bei ICU-Patienten (HR 3,14; 95%-KI 1,44–6,88), keine statistische Signifikanz auf der Normalstation (HR 1,465; 95%-KI 0,683–3,143).

Schlussfolgerungen der Autoren

  • Die Plasmaglukose 2–3 Tage nach stationärer Aufnahme weist bei COVID-19-Patienten auf der Normalstation eine höhere pro­gnostische Relevanz auf als die glykämische Einstellung zum Zeitpunkt der Aufnahme. Hingegen ist die Glykämie bei Aufnahme bei Patienten in intensivmedizinischer Versorgung aussagekräftiger.
  • Das Erreichen von Zielwerten ≤ 7,77 mmol/l nach 2–3 Tagen (Non-ICU) bzw. an Tag 2 (ICU) ist mit einer geringeren Mortalität assoziiert (Non-ICU: stat. signifikant; ICU: Trend), wodurch die Wichtigkeit einer frühen antihyperglykämischen Therapie im nichtintensivmedizinischen Setting unterstrichen wird.
  • Die Frage, ob eine intensivere antihyperglykämische Intervention auch bei intensivmedizinisch betreuten COVID-19-Patienten vorteilhafte Auswirkungen aufweist bzw. die Plasmaglukose bei Aufnahme ausschließlich prognostischen Charakter hat, kann anhand dieser Analyse nicht beantwortet werden.
Klonoff DC et al., Association between achieving inpatient glycemic control and clinical outcomes in hospitalized patients with COVID-19: A multicenter, retrospective hospital-based analysis. Diabetes Care 2021 Feb; 44(2): 578–85; link

  1. ADA, Diabetes Care 2020; 43(Suppl1): S193–S202

 

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