Die EU-Kommission will eine neue europäische Gesundheitsbehörde schaffen. Das könnte auch Auswirkungen auf die Pharmaindustrie und Forschung haben. Am Dienstag wurden die Pläne vorgestellt.
Die neue EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (Hera) soll laut Kommission eine schnellere und bessere Reaktion bei künftigen Pandemien und anderen „schwerwiegenden grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren“ ermöglichen. Nach dem unabgestimmten Vorgehen zu Beginn der Corona-Pandemie will sich die Europäische Union bei künftigen Gesundheitsnotfällen besser absprechen können. Vergangenen September hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mehr Kompetenzen der EU im Gesundheitsbereich und mehr Abstimmung auf europäischer Ebene gefordert. Im Zuge dessen sprach sie sich für „eine stärkere europäische Gesundheitsunion“ aus. Da die Kompetenz für Gesundheitspolitik bei den Mitgliedstaaten liegt, würde die neue Behörde wohl vor allem koordinierenden Charakter haben.
Medikamente und Impfstoffe etwa sollen für die rund 450 Millionen EU-Bürger in Notsituationen schneller verfügbar sein. Darüber hinaus möchte die Union durch engere Zusammenarbeit bessere Ergebnisse in der Medikamentenforschung und bei der Bekämpfung von Krankheiten erzielen. Das könnte auch Folgen für die Industrie haben, ist zu hören. So könnte die EU die Entwicklung von Medikamenten verstärkt ausschreiben und finanzieren, um im Gegenzug auch günstigere Preise zu bekommen. Mit der sogenannten Arzneimittelstrategie sollen Medikamente für mehr EU-Bürger erschwinglich werden und gleichzeitig die Pharmaindustrie in der EU wettbewerbsfähiger werden. Die EU will auch die Krebsbekämpfung verstärken und die Forschung über die Krankheit innerhalb Europas besser vernetzen.
Nach Angaben der EU-Kommission ist die geplante Gesundheitsbehörde eines der Hauptelemente für den Ausbau einer europäischen Gesundheitsunion. Im Zuge dieser Gesundheitsunion möchte die Brüsseler Behörde auch die Befugnisse der für die Zulassung von Impfstoffen zuständigen Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) ausbauen. Das ECDC soll von Mitgliedsländern mit der Reaktion auf Krisen betraut werden können. Nach der Vorstellung der Vorschläge der EU-Kommission müssen noch das EU-Parlament und die 27 Mitgliedstaaten darüber abstimmen. (red)