Verfehlen Infiltrationen an der Wirbelsäule ihr Ziel?

Zusammenfassung

Diese BMJ-Leitlinie rät dringend von der Anwendung häufig verwendeter interventioneller Verfahren bei nicht-malignen chronischen Wirbelsäulenschmerzen ab, da nur wenige Hinweise auf einen Nutzen vorliegen und erhebliche Risiken bestehen.

Zur Studie

Chronische Schmerzen im unteren Rückenbereich sind weltweit verbreitet, und gehören zu der häufigsten Erkrankungen. Problematisch kommt hinzu, dass sie meist resistent gegen jeglicher Erstbehandlung sind. Chronische Nackenschmerzen folgen dicht dahinter. Viele dieser Patienten werden zu interventionellen Verfahren überwiesen, doch gibt es kaum Belege für deren Wirksamkeit.

Diese BMJ-Leitlinie bewertete die Wirksamkeit und Sicherheit interventioneller Verfahren bei nicht krebsbedingten chronischen Rückenschmerzen anhand einer vernetzten systematischen Übersicht und einer Netzwerk-Metaanalyse von 132 RCTs. Bei Patienten mit axialen oder radikulären Schmerzen seit ≥ 3 Monaten zeigten Verfahren wie Gelenkinjektionen, epidurale Steroide und Radiofrequenzablation gegenüber Scheinbehandlungen (sog. Sham Intervention) nur einen geringen bis gar keinen Nutzen bei mäßigem Risiko für unerwünschte Ereignisse. Das Gremium sprach sich nachdrücklich gegen die meisten Interventionen aus. Es sind weitere Studien erforderlich, die sich auf Subtypen von Wirbelsäulenschmerzen konzentrieren, die Langzeitwirkungen untersuchen und weitere wichtige Patientenergebnisse prüfen.

Die Autoren weisen auch darauf hin, dass die meisten Menschen mit chronischen Rückenschmerzen wahrscheinlich nicht bereit wären, sich einer Behandlung zu unterziehen, wenn ihnen ein Eingriff mit ungewisser Wirksamkeit und nachweislich erhöhten Risiken oder Belastungen angeboten werden würde.