Gesundheitliche, ökologische und ethische Gründe bewegen immer mehr Menschen dazu, ihre Ernährung auf vegane oder vegetarische Kost umzustellen. Pflanzenbasierte Diäten bringen nachgewiesene gesundheitliche Vorteile mit sich, wie etwa ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes, können jedoch bei einseitiger Kost zu einem Mangel an essenziellen Vitaminen und Mikronährstoffen führen.1 Auch bei Kindern gewinnt die vegane Ernährung zunehmend an Beliebtheit. Voraussetzung, um eine altersgerechte Entwicklung sicherzustellen, ist jedoch, dass sich Eltern intensiv mit den Referenzwerten für kritische Nährstoffe auseinandersetzen. Hierzu ist eine fundierte Beratung in der Apotheke empfehlenswert.2
Der Referenzwert für die Kalziumaufnahme liegt für gesunde Erwachsene bei 1.000mg/Tag, was es zu einem Mengenelement macht. Die bekanntesten Kalziumquellen sind Milch und Milchprodukte, doch auch grünes Gemüse, Samen, Nüsse und kalziumreiches Mineralwasser können dabei helfen, den Kalziumbedarf zu decken. Da bei unzureichender Aufnahme das Kalzium aus dem Knochengewebe entzogen wird, wird ein anhaltender Mangel mit der Entstehung der Osteoporose in Verbindung gebracht. Doch auch für das Nervensystem, die Muskulatur, die Blutgerinnung und die Zellwandstabilität ist das Element essenziell.3 Im Kindesalter ist besonders auf die ausreichende Zufuhr von Kalzium zu achten, weshalb die Supplementierung oder der Verzehr von angereicherten Nahrungsmitteln bei einer veganen Ernährung unbedingt empfohlen wird.2
Ebenfalls wichtig für den Knochenstoffwechsel ist Vitamin D3, das nur begrenzt über die Ernährung aufgenommen werden kann. Es ist lediglich in Fettfischen, Eiern und bestimmten Speisepilzen in nennenswerten Mengen enthalten, die Hauptversorgung erfolgt jedoch über die körpereigene Bildung durch Sonnenlicht. Reicht die UV-B-Lichtexposition nicht aus, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. eine tägliche Supplementierung von 20 µg.4 Neben einem Kalzium-Mangel stellt auch der Vitamin-D3-Mangel ein hohes Risiko bei schlecht geplanter veganer Ernährung bei Kindern dar.2
In einer 2020 veröffentlichten Studie mit 36 Omnivor:innen und 36 Veganer:innen unterschieden sich die Vitamin B12-Werte der 2 Gruppen kaum. Als Grund dafür nennt die Forschungsgruppe die Supplementierung des Vitamins bei fast 100 % der veganen Proband:innen.5 Ein Cobalamin-Mangel kann schwere gesundheitliche Folgen, wie etwa eine Anämie, mit sich bringen, weshalb die Supplementierung des Vitamins bei einer pflanzlichbasierten Ernährung dringend zu empfehlen ist.1
Während das Bewusstsein für den Bedarf an Vitamin B12 bei Veganer:innen in der Studie hoch war, supplementierte nur ein kleiner Teil der Teilnehmenden Jod. Die gemessene Jodausscheidung lag sowohl bei Omnivor:innen als auch bei Veganer:innen unter dem Durchschnitt. Da Jod nur in begrenztem Maße über natürliche Lebensmittel aufgenommen werden kann, können Supplemente und angereicherte Produkte eine sinnvolle Unterstützung zur Bedarfsdeckung darstellen.5
Die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure sind besonders wichtig für den Körper. Sie haben unter anderem eine kardioprotektive Wirkung und schützen vor chronischen Krankheiten sowie dem kognitiven Abbau.6 Sie werden hauptsächlich über Meeresfische und -früchte aufgenommen, weshalb bei veganen und vegetarischen Lebensweisen eine Supplementierung empfehlenswert ist.1, 6 Der Umbau von aus pflanzlichen Quellen gewonnener a-Linolensäure zu EPA und DHA ist möglich, die Umwandlungsrate ist jedoch begrenzt.5
Zuletzt ist auch Eisen ein kritisch gesehenes Spurenelement der veganen und vegetarischen Ernährung. Das zweiwertige Eisen tierischen Ursprungs ist für den menschlichen Körper besser verwertbar. Das in Pflanzen vorliegende dreiwertige Eisen ist oft an Phytate oder Polyphenole gebunden, kann jedoch durch die gleichzeitige Zufuhr von Vitamin C ebenfalls gut vom Körper aufgenommen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. hebt hervor, dass vor allem der Eisenstatus von Schwangeren, menstruierenden Frauen, Vegetarier:innen und Veganer:innen überwacht werden sollte.7 Obwohl sich die Eisenaufnahme bei omnivoren und veganen Ernährungsformen meist nicht signifikant unterscheidet, sind die Ferritinlevel bei Veganer:innen laut Studien tendenziell niedriger.5