Practice Changing: Gastroenterologie 2025

Die 2024 aktualisierten „Kyoto-Leitlinien“ zum Management von intraduktalen papillär-muzinösen Neoplasien (IPMN) der Bauchspeicheldrüse bieten eine evidenzbasierte Risikostratifizierung anhand von „High-Risk Stigmata“ und sogenannten „Worrisome Features“ (z. B. Zystengröße/Wachstum, Zystenwand, Knoten, Durchmesser des Pankreashauptgangs). Management und Überwachungsstrategien orientieren sich somit an klinischen und morphologischen Kriterien. Pathologie, Endosonografie und Biomarker in der Zystenflüssigkeit haben einen hohen Stellenwert zur differenzierten Diagnostik und Therapieentscheidung. Eine Vorstellung und Diskussion dieser klinisch oft komplexen Patient:innen im Tumorboard sind zu empfehlen.

Die europäische Leitlinie zur Malabsorption bietet einen strukturierten Diagnosealgorithmus zur Abklärung unklarer Malabsorptionssymptome unter Berücksichtigung von funktionellen, strukturellen und infektiösen Ursachen. Betont werden ein mehrstufiges Vorgehen, eine differenzierte Labordiagnostik sowie der gezielte Einsatz bildgebender Verfahren. Ein Atemtest zur Diagnose einer Dünndarmfehlbesiedlung (small intestinal bacterial overgrowth, SIBO) wird nicht mehr empfohlen.

Die neue Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz streicht die Bedeutung der Diagnosestellung und der richtigen sowie ausreichend hohen Enzymsubstitution heraus. Aufgrund der klinischen Konsequenzen besteht die klare Empfehlung, eine exokrine Pankreasinsuffizienz immer zu behandeln.

Die aktuellen ECCO- und ACG-Leitlinien zum Morbus Crohn empfehlen ein Treat-to-Target-basiertes Vorgehen. Die optimale Reihenfolge in der Anwendung der Therapieklassen sollte sich nach Krankheitsaktivität und -verlauf sowie Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie richten und kein Versagen konventioneller Therapien vor dem Beginn von Advanced Therapies erfordern.

Die überarbeiteten Empfehlungen zum Management der moderat bis schweren Colitis ulcerosa (AGA/ACG Guidelines) versuchen erstmals eine Sequenzierung vorzunehmen. Die Auswahl von Immunsuppressiva und Biologika erfolgt unter Berücksichtigung vorhandener Netzwerk-Metaanalysen und Head-to-Head-Trials. Änderungen im Management der akut schweren Colitis ulcerosa (Infliximabdosieroptionen, JAK-Hemmer) wurden im Algorithmus aufgenommen.