Weichenstellung für ein gesundes Leben

Der menschliche Körper wird von über 100 Billionen Bakterien besiedelt, die meisten davon leben im Darm. Das Darmmikrobiom entwickelt sich größtenteils in den ersten drei Lebensjahren. Da zahlreiche Faktoren seine Zusammensetzung beeinflussen, ist es wichtig, frühzeitig auf eine gesunde Entwicklung zu achten, um eine stabile Grundlage für das lebenslange Wohlbefinden des Kindes zu schaffen.1,2

Aufbau eines gesunden Mikrobioms

Direkt nach der Geburt beginnt sich das intestinale Mikrobiom aufzubauen. Der Säugling kommt dabei mit Mikroorganismen aus dem Geburtskanal, von der Haut der Mutter und aus der Umgebung in Kontakt. Die Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms bei Säuglingen wird durch eine Vielzahl von endogenen und exogenen Faktoren geprägt. Einen entscheidenden Einfluss hat das maternale intestinale und vaginale Mikrobiom, da es bei einer vaginalen Geburt auf das Neugeborene übertragen wird. Im Gegensatz dazu weisen Kinder, die per Kaiserschnitt entbunden werden, initial ein weniger diverses Mikrobiom auf. Weitere bedeutsame Einflussgrößen sind die Art der Ernährung, der Einsatz von Antibiotika, die Schwangerschaftsdauer sowie Umweltfaktoren wie das Vorhandensein von Geschwistern und Haustieren, hygienische Bedingungen im Haushalt und regionale Unterschiede hinsichtlich Lebensstil und Exposition gegenüber Mikroben. Diese frühen Einflüsse können das kindliche Immunsystem langfristig modulieren und stehen im Zusammenhang mit der Entwicklung chronischer Erkrankungen wie Allergien, Adipositas oder Autoimmunerkrankungen.1–3

Interventionen bei kindlichen Dysbiosen

In jedem Lebensalter ist eine ausgewogene Ernährung für den Erhalt eines gesunden Mikrobioms entscheidend. Präbiotika und Probiotika spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie sind in zahlreichen Lebensmitteln natürlich enthalten, können jedoch auch in Form von Mono- oder Kombinationspräparaten als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Bei der Beratung von Eltern sollte stets auf die altersgerechte Zusammensetzung probiotischer Präparate geachtet werden, da der Bedarf und die Verträglichkeit spezifischer Bakterienstämme je nach Entwicklungsstand des Kindes variieren können. In schweren Fällen mikrobieller Dysbalancen besteht zudem die Möglichkeit einer fäkalen Mikrobiotatransplantation (FMT). Dieses Verfahren ist bei erwachsenen Patient:innen mit rezidivierenden Clostridioides-difficile-Infektionen (CDI), Colitis ulcerosa oder therapieresistenter funktioneller Dyspepsie bereits gut erforscht. Auch bei Kindern zeigt FMT vielversprechende Ergebnisse. Eine US-amerikanische Studie dokumentierte bei pädiatrischen CDI-Fällen eine Erfolgsrate von 81 %.2