Klare Prozesse, saubere Lösungen

Die Mitgliedsunternehmen bieten hochwertige Produkte und Services zur Infektionsprävention, Flächendesinfektion, Händehygiene und Prozesssicherheit an. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die Hygienestandards in Gesundheitseinrichtungen kontinuierlich zu verbessern und durch smarte, anwendungsfreundliche Lösungen die Patientensicherheit zu erhöhen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Früherkennung hygienerelevanter Schwachstellen, der Schulung des medizinischen Personals und dem Aufbau widerstandsfähiger Lieferketten. In enger Zusammenarbeit mit Stakeholdern, Behörden und Expertengremien bringt sich die Branchengruppe aktiv in die Weiterentwicklung von Standards, Notfallplänen und politischen Rahmenbedingungen ein – für eine flächendeckende, nachhaltige und sichere Versorgung in Österreich. Einblick in Herausforderungen und Chancen geben Sonja Reinberger, Sprecherin der Branchengruppe Desinfektion und Hygiene, und der stellvertretende Sprecher Dr. Christoph Klaus.

Wie tragen die Produkte und Services der Branchengruppe Desinfektion und Hygiene zur Resilienz im Gesundheitssystem bei?
Insgesamt spielen Produkte und Services zur Desinfektion, Hygiene und Infektionsprävention eine entscheidende Rolle dabei, die Widerstandsfähigkeit des Gesundheitssystems zu stärken. Das umfasst eine Reihe von zentralen Punkten:

  • Produkte zur Infektionsprävention unterstützen maßgeblich die Resilienz in der täglichen Routineversorgung und gegenüber potenziell neuen Herausforderungen. Ein wichtiger Beitrag der Unternehmen der Branchengruppe ist die Verfügbarkeit und Qualität der Produkte zur Desinfektion, Hygiene und Infektionsprävention sowie smarte Lösungen zur Erkennung von Schwachstellen, der Früherkennung von Infektionen und Verbesserung der Hygiene-Compliance in Gesundheitseinrichtungen, aber auch darüber hinaus. Dadurch wird nicht nur das Risiko nosokomialer Infektionen verringert, sondern diese Maßnahmen sind auch essenziell im Kampf gegen steigende Antibiotikaresistenzen und zum Vorbeugen von Pandemien.
  • Einfach anwendbare Produkte, Lösungen und klare Prozesse unterstützen. Umso relevanter ist das in Zeiten von Personalknappheit. Digitale Lösungen sorgen für mehr Effizienz bei Schulungen und Trainings, einheitliche Prozesse stärken die Flexibilität der Teams. Ready-to-use-Produkte helfen, Anwenderfehler zu minimieren.
  • Die AUSTROMED-Branchengruppe Desinfektion fordert und fördert den Austausch zwischen allen Interessensvertreterinnen und -vertretern für mehr Resilienz durch Sicherheitsbestände und Notfallpläne. Wir vertreten den Standpunkt, dass Gesundheitseinrichtungen selbst ausreichend Sicherheitsbestände abdecken müssen, um bei etwaigen Krisen und Notfällen gewappnet und unabhängiger zu sein. Im Sinne der optimalen Versorgung und Sicherheit von Patientinnen und Patienten, aber auch Personal wünschen wir uns mehr Zusammenarbeit und Transparenz, etwa bei einheitlichen Notfallplänen und Maßnahmen.

Welche Innovationen bieten die Unternehmen der Branchengruppe, um das Gesundheitssystem widerstandsfähiger gegenüber Krisen oder Versorgungsengpässen zu machen?
Innovation bei Wirkstoffen und Materialien sorgen für schnellere und universellere Wirksamkeit bei besserer Verträglichkeit für Umwelt und Mensch.
Smarte Lösungen ermöglichen eine bessere Analyse, Bewertung und Verbesserung der Hygiene-Compliance sowie mehr Transparenz und Austausch von relevanten Daten. Wesentlich dabei ist die einfache und effiziente Weiterbildung als Unterstützung bei Personalmangel.

Wie stellen Sie sicher, dass die Produkte auch in Krisenzeiten verfügbar bleiben? Welche Strategien verfolgen Sie hinsichtlich lokaler Produktion, Lagerhaltung oder alternativer Bezugsquellen?
Die regelmäßige und detaillierte Betrachtung von Risiken in der Lieferkette ist für alle Unternehmen der Branchengruppe ein wesentlicher Teil der Corporate Governance. Besonders relevant dabei ist ein Risikomanagementsystem zur frühzeitigen Erkennung, Bewertung und Steuerung von Risiken, zum Beispiel laut der ISO-Norm 31000. Dabei sind zum Beispiel demografische, wirtschaftliche und politische Entwicklungen zu berücksichtigen. Ein wichtiger Bestandteil der Risikofrüherkennung sind zertifizierte Qualitätsmanagementsysteme nach ISO 9001 oder ISO 13485.
Um Risiken in der Lieferkette zu minimieren, investieren die Unternehmen der Branchengruppe unter anderem in eine enge Überwachung der Beschaffungsmärkte, eine strenge Auswahl und Qualifizierung von Lieferanten und engmaschige Qualitätskontrollen. Rahmenverträge mit Zulieferern und regionale Sicherheitsbestände der Hersteller sichern die Verfügbarkeit der Produkte zusätzlich ab.
Die Unternehmen der Branchengruppe investieren in die Produktion sowie einzelne Produktionsschritte und eine Lagerhaltung in Europa sowie in Österreich. Wichtig ist ein Bekenntnis dazu, die Produktion in Europa zu halten und zu stärken. Das reduziert Abhängigkeiten, hält Transportwege kurz und verkürzt die Reaktionsfähigkeit bei etwaigen Krisen. Dies gilt auch für die Sicherung der Energie und Rohstoffbelieferung für Produktionsstandorte in Europa.

Inwiefern arbeiten Sie mit Gesundheitseinrichtungen, Behörden oder anderen Stakeholdern zusammen, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern?
Die Branchengruppe fördert und fordert aktiv den Austausch aller Stakeholder und den Austausch von Informationen bezüglich Risikomanagement und Risikofrüherkennung sowie -bewertung. Die Unternehmen der Branchengruppe unterstützen die Erarbeitung neuer Normen und Regulative gemeinsam mit Behörden, wissenschaftlichen Institutionen sowie Fachorganen der Hygiene im Gesundheitswesen und Fachverbänden.
Die Erfahrungen der Corona-Pandemie haben uns gelehrt, dass auch Gesundheitseinrichtungen selbst Sicherheitsbestände vorrätig halten sollen. Wir warnen davor, die Verantwortung vollständig an die Lieferanten abzugeben und sich zu sehr auf eine lückenlose, kurzfristige Belieferung zu verlassen.
Die Branchengruppe fordert weniger Preisdruck und faire Wettbewerbsbedingungen – nur so können mittel- und langfristig eine zu hohe Abhängigkeit vom globalen Markt vermieden und Innovationen vorangetrieben werden. Qualität statt Preisdumping. Bestbieter-, nicht Billigbieterprinzip.

Welche regulatorischen oder politischen Rahmenbedingungen würden dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit und Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen zu verbessern?
Die Entscheidungen über Budgets, zum Beispiel für Infektionsprävention, Sicherheitsbestände, Investitionen, Aktionspläne und verpflichtende Richtlinien sollten für ganz Österreich einheitlich erfolgen und gelten. Die Veröffentlichung von flächendeckenden Daten zur Erhebung, Analyse und Auswertung von Infektionen würde helfen, Infektionsketten besser zu verstehen und damit optimal durchbrechen zu können.
Mehr Zusammenarbeit aller Akteure des österreichischen Gesundheitswesens inklusive Herstellern und Lieferanten beim Krisenmanagement und der Entwicklung von nationalen Notfallplänen wäre ebenso hilfreich. Ziel muss es sein, eine ganzheitliche und koordinierte Reaktion auf Gesundheitskrisen zu gewährleisten sowie die einheitliche Sicherheit und Qualität der Patientenversorgung sicherzustellen.
Eine Modernisierung und Erweiterung der Gesundheitsinfrastruktur, einschließlich Krankenhäusern, medizinischer Ausrüstung und digitaler Gesundheitslösungen kann wesentlich dazu beitragen, die Resilienz des Systems insgesamt zu verbessern. Zusätzlich braucht es die Unterstützung für medizinische Forschung und Entwicklung, um in Summe besser auf zukünftige Krisen reagieren zu können.