Die Entwicklung des kindlichen Darmmikrobioms wird durch eine Vielzahl an Faktoren beeinflusst. Dies kann wiederum Auswirkungen auf die spätere Gesundheit des Kindes haben. Eine Dysbiose im Kindesalter kann bis ins Erwachsenenalter bestehen und sollte deshalb dringend vermieden werden.1,2Das Mikrobiom des Darms beeinflusst unter anderem die Energieverwertung aus der Nahrung sowie die Fettablagerung und systemische Entzündungen.1 Während bei Kindern mit Übergewicht oder Adipositas eine erhöhte Menge an Firmicutes und eine Reduzierung von Bifidobakterien festgestellt wurde, konnte bei mangelernährten Kindern eine Erhöhung der Proteobacteria-Werte und ein Mangel an Bifidobakterien und Lactobacillus-Arten beobachtet werden.2,3
Eine gesunde Darmflora ist auch für die Gehirnfunktion essenziell. Über die bidirektionale Darm-Hirn-Achse beeinflusst das Darmmikrobiom das ZNS durch die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin und GABA und ist dementsprechend im Fall einer Dysbiose für Beeinträchtigung der neuronalen Entwicklung, der Myelinisierung und der Neuroinflammation verantwortlich. Unter anderem gibt es Studien, welche die Auswirkung einer Dysbiose auf die Entwicklung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung oder einer Autismus-Spektrum-Störung untersuchen.1
In der Kindheit wird das Immunsystem ausgebildet und eine Toleranz gegenüber kommensalen Organismen entwickelt. Die „Mikroflora-Hypothese“ besagt, dass der „westliche“ Lebensstil die mikrobielle Entwicklung im Säuglingsalter sowie die Entwicklung des Immunsystems beeinträchtigt und in weiterer Folge zu allergischen Erkrankungen führt. Studien belegen, dass reduzierte Mengen an Laktobazillen und Bifidobakterien häufig mit Allergien verbunden sind.1Die im Kindesalter häufig vorkommende Obstipation wird unter anderem durch Dysbiosen ausgelöst. Veränderungen des Darmmikrobioms beeinflussen die Darmperistaltik durch Veränderungen des pH-Wertes, die Regulierung der Buttersäurekonzentration und die Produktion von Methan. Weitere Magen-Darm-Störungen wie etwa entzündliche Darmerkrankungen und das Reizdarmsyndrom sind ebenfalls mit Dysbiosen der Darmflora verbunden.2
Um die oben genannten Risiken zu vermeiden, ist es förderlich, die gesunde Entwicklung der Darmflora zu unterstützen. Die Muttermilch bietet durch die enthaltenen humanen Milch-Oligosaccharide eine gute Basis für das Wachstum wichtiger Laktobazillen, Staphylokokken und insbesondere Bifidobakterien.1 Bei der Formula-Fütterung sollte auf beinhaltete Präbiotika wie Galacto- und Fructo-Oligosaccharide geachtet werden, um selektiv das Bifidobakterien-Wachstum zu fördern und die Anzahl an Enterokokken sowie E. coli zu reduzieren.3,4 Bei bereits älteren Kindern soll auf eine gesunde, nicht zu zucker- dafür aber ballaststoffreiche Ernährung geachtet werden. Kinder mit einem hohen Ballaststoffgehalt in der Ernährung konnten Studien zufolge Mikrobiome mit einer größeren Zahl an Bifidobakterien aufweisen. Sollten dennoch dysbiotisch ausgelöste Beschwerden auftreten, hilft auch im Kindesalter die ergänzende Einnahme von prä- und probiotikahaltigen Präparaten.2