Nach der Steiermark und Niederösterreich sorgen Spitalsreformen nun in einem weiteren Bundesland für Konflikte. Eine Studie ortet medizinische Risiken.
Das Land Vorarlberg will ab 2026 die Geburtenstation am Landeskrankenhaus Bludenz schließen, die Kreißsaalaktivität wird an den Standort Feldkirch verlegt. Geburten werden künftig am Schwerpunktkrankenhaus und in den anderen geburtshilflichen Abteilungen des Landes begleitet. Dieser Schritt erhöhe die Sicherheit für Mütter und Neugeborene, teilte die Vorarlberger Spitalsgesellschaft KHBG mit. In Bludenz bleibt die Still- und Schwangerschaftsambulanz als Anlaufstelle für junge Mütter und Schwangere aus der Region, die Frauenheilkunde wird sich auf Beckenboden-Chirurgie und gynäkologische Tageschirurgie spezialisieren. „Grundlage für diese Entscheidung ist die medizinische Beurteilung, die durch einen externen Experten bekräftigt wurde.“
Die Ankündigung schlägt in Vorarlberg Wellen und gibt einen ersten Vorgeschmack auf die bevorstehende Umstrukturierung der Spitallandschaft. Während die Gemeinden in der Region Montafon von einem „Kahlschlag“ sprachen und um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum fürchten, schossen sich der Bludenzer Bürgermeister Simon Tschann (ÖVP) sowie die Ärztekammer Vorarlberg auf die landeseigene KHBG ein. Ärztekammer-Präsident Burkhard Walla zeigte in einer Aussendung Verständnis für die Verlegung nach Feldkirch, die die KHBG mit zu geringen Geburtenzahlen begründet hatte. Die Sicherheit von Müttern und Kindern müsse an erster Stelle stehen. Allerdings werde in dem Gutachten auch die Organisations- und Kommunikationsfähigkeit innerhalb der KHBG und Versäumnisse im Spitalsmanagement kritisiert. „Dieses Urteil wirft die Frage auf, ob die KHBG imstande sein wird, weit größere und umfassendere Zusammenlegungen und Verschiebungen von Abteilungen im Zuge der Spitalreform zu stemmen“, so Walla. Man werde Reformen unterstützen, „sofern die Rahmenbedingungen passen – dazu gehört auch ein funktionierendes Spitalsmanagement“.
Das Land will angesichts steigender Spitalsabgänge zwar alle sieben Standorte beibehalten, jedes Fach soll es aber nur noch einmal in jeder der beiden Regionen Nord und Süd geben. Eine „wohnortnahe Spitalsbehandlung“ stehe nicht mehr im Vordergrund, hatte Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) im Sommer im APA-Interview angekündigt. Wie die Zusammenlegungen genau aussehen, soll im Spätherbst feststehen. „Das wird richtig viel Wirbel geben, aber wir werden das durchziehen“, so Rüscher dazu gegenüber den „Vorarlberger Nachrichten“. Bürgermeister:innen der betroffenen Standortstädte kündigten bereits Widerstand an.
NEOS unterstützten die Schließung. Ausschlaggebend sei die beste Versorgung, nicht der Standort, so Sprecherin Claudia Gamon. Die SPÖ sprach dagegen von einem „schwarzen Tag für die Gesundheitsversorgung im Bezirk Bludenz“, 4.400 Menschen hätten die SPÖ-Petition zum Erhalt der Geburtenstation unterschrieben. ÖVP-Gesundheitssprecherin Julia Berchtold sah einen „schmerzhaften Einschnitt für die Region“, dieser sei aber aus medizinischer Sicht unumgänglich. (rüm/APA)