Mag.a Ute Van Goethem ist seit 1. März 2025 Geschäftsführerin von AbbVie Österreich. Sie führt das Unternehmen weiterhin auf einem Kurs, der durch Innovationskraft und gesellschaftliche Verantwortung geprägt ist. Diesbezüglich betont sie: „AbbVie ist ein forschendes biopharmazeutisches Unternehmen, das danach strebt, durch innovative Therapien den Standard of Care für Patient:innen zu heben.“
Die Unternehmensgeschichte ist eng mit der Immunologie verbunden – ein Bereich, aus dem AbbVie historisch hervorgegangen ist. Doch in den letzten Jahren wurde das Portfolio erweitert: Neben der Immunologie spielen mittlerweile auch Onkologie, Neurologie, Virologie, Augenheilkunde sowie weitere Disziplinen eine immer größere Rolle. Van Goethem erklärt, dass das Unternehmen in diesen Indikationen Innovationen hervorbringen und auch Marktführerschaft erreichen wolle, es gleichzeitig aber auch darum gehe, Verantwortung zu übernehmen, „indem wir daran arbeiten, die Qualität der Versorgung zu halten oder sogar anzuheben. Es geht darum, Möglichkeiten zur Realität werden zu lassen. Daher lautet unser Leitspruch auch: Make Possibilities Real.“
Blickt man auf die letzten Jahre zurück, gibt es einige Meilensteine, auf die man bei AbbVie stolz ist. Ein wesentliches Beispiel für die Innovationskraft von AbbVie findet sich im Bereich der Immunologie. „Die Einführung einer neuartigen Therapie für Psoriasis-Betroffene im Jahr 2019 hat dazu geführt, dass Patient:innen mit dieser chronischen und stark stigmatisierenden Erkrankung heute nahezu oder sogar vollständig erscheinungsfrei leben können“, berichtet Van Goethem.
Auch in der Onkologie hat AbbVie wiederholt Akzente gesetzt, etwa mit Therapien für die chronisch-lymphatische Leukämie (CLL). „Dank zeitlich begrenzter Behandlungsregime ist es nun möglich, Patient:innen eine therapiefreie Zeit zu ermöglichen – vor einigen Jahren wäre es noch komplett undenkbar gewesen, dass manche Krebserkrankungen zu chronischen Krankheiten werden, die gut behandelt sind“, betont die AbbVie-Geschäftsführerin.
Ein weiterer Meilenstein ist im Bereich der Virologie gelungen: Als erstes Unternehmen brachte AbbVie eine Therapie auf den Markt, mit der es Patient:innen möglich wurde, nach nur acht Wochen das Hepatitis-C-Virus zu über 99% aus dem Körper zu eliminieren, also Heilung zu erreichen. „In solchen Momenten spürt man besonders deutlich den Impact, den wir als pharmazeutisches Unternehmen haben können“, so Van Goethem.
Auch in Zukunft setzt AbbVie klar auf Forschung und Innovationen. Van Goethem: „Aktuell laufen weltweit rund 75 Forschungsprojekte, die sich vor allem auf Immunologie, Onkologie, Neurologie, Virologie und Augenheilkunde fokussieren. Aber wir forschen auch in anderen Bereichen wie ästhetische Medizin, Psychiatrie und metabolisches Syndrom.“ Diese breit gefächerte Forschungsagenda unterstreicht die Ambition des Unternehmens, auch künftig mit starken Innovationen auf sich aufmerksam machen zu wollen. Dabei betont die AbbVie-Geschäftsführerin die Bedeutung internationaler Kooperationen, sieht aber auch eine besondere Verantwortung am Standort Österreich: „Die Integration globaler Forschungsinitiativen in den lokalen Kontext ermöglicht es, Patientinnen und Patienten hierzulande rasch Zugang zu den neuesten Therapien zu verschaffen und den Innovationsstandort Österreich zu stärken.“ Dazu später mehr.
Als erfahrene Managerin und Vizepräsidentin des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI) hat Van Goethem einen differenzierten Blick auf das österreichische Gesundheitssystem. Aus ihrer Sicht bietet insbesondere der Spitalsbereich im internationalen Vergleich einen raschen Zugang zu Innovationen. Dies sei ein klarer Wettbewerbsvorteil, der sowohl Patient:innen als auch Ärzt:innen sowie der forschenden pharmazeutischen Industrie zugutekommt. Allerdings sieht sie auch dringenden Handlungsbedarf: „Das System orientiert sich eher an einer Preisbewertung als an einer Nutzenbewertung, vor allem, wenn es um den niedergelassenen Bereich geht“, erklärt sie. Dies führe immer wieder zu Herausforderungen beim Markteintritt neuer Therapien bzw. bezüglich Indikationserweiterungen bei bestehenden Produkten. „Im Dialog mit den anderen Entscheidungsträger:innen des Gesundheitswesens betonen wir immer wieder, dass diese Indikationserweiterungen wichtig sind und dass Innovation manchmal nicht in großen, sondern in kleineren Schritten passieren muss“, so Van Goethem.
Zudem unterstreicht sie, dass es wichtig sei, mehrere Optionen für die Behandlung einer bestimmten Erkrankung zu haben, damit für jene Patient:innen, die auf ein Medikament nicht oder nicht ausreichend ansprechen, Alternativen verfügbar sind. „Wir brauchen einen Wandel von einer Preispolitik hin zu einer Nutzenbewertung. Sonst führt diese Situation im schlechtesten Fall dazu, dass innovative Medikamente in Österreich nicht in die Erstattung und demnach auch nicht auf den Markt kommen“, skizziert sie eine mögliche Folge der derzeitigen Situation. Der Dialog zwischen allen Entscheidungsträger:innen im Gesundheitsbereich ist für Van Goethem daher essenziell, um Barrieren abzubauen und den Zugang zu Innovation zu erhalten bzw. zu verbessern.
Die Stärkung Österreichs als Produktions- und Forschungsstandort ist Van Goethem, wie bereits erwähnt, ein großes Anliegen: „Gerade im Hinblick auf die Forschung sind wir sehr stolz, dass AbbVie derzeit in Österreich 37 Projekte durchführt. Wir haben ein eigenes Clinical-Operations-Team, das sich dafür engagiert, Forschung in Österreich voranzutreiben.“ Dies ist in ihren Augen von großer Bedeutung, denn dadurch können Ärzt:innen hierzulande „an der Speerspitze der Innovation arbeiten, zudem haben Patientinnen und Patienten dadurch frühestmöglich Zugang zu innovativen Therapien“.
Vor diesem Hintergrund stellt die Rückläufigkeit der klinischen Studien in Österreich für sie ein Warnsignal dar, auf das es entsprechend zu reagieren gelte: „Wir brauchen eine Willkommenspolitik für Forschung und Innovation sowie adäquate Rahmenbedingungen, um klinische Forschung in die bestehenden Versorgungsstrukturen sinnvoll zu integrieren. Österreich ist ein kleines Land und steht im Bereich Forschung, aber natürlich auch Produktion in einer Konkurrenzsituation mit anderen Ländern und Regionen der Welt. Eine Stärkung unseres Standorts muss daher Priorität haben“, betont Van Goethem abschließend.