©2020 Dotted Yeti/Shutterstock Die Infektionszahlen steigen wieder. Ein Experte der MedUni Wien plädiert für Impfungen und im Verdachtsfall zum Test und eventuell schneller Behandlung.
Die saisonale Influenza kommt, Covid-19 ist schon da. Weiterhin für Vorsicht, für die Impfung und im Verdachtsfall für Tests auf eine SARS-CoV-2-Infektion bzw. eine medikamentöse Behandlung für Über-60-Jährige und Risikopersonen plädiert Markus Zeitlinger von der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien. „Ähnlich wie 2024 hat man auch im Herbst dieses Jahres schon im Abwassermonitoring einen recht starken Anstieg der Virusbelastung gesehen. Fast ein Drittel der Spitalsaufnahmen wegen schwerer Atemwegserkrankungen war in den vergangenen Wochen dann auf Covid-19 zurückzuführen“, sagte Zeitlinger gegenüber der APA.
Das offizielle SARI-Dashboard zeigt die Entwicklung bis zur 44. Kalenderwoche mit den vollständigen Daten, dann bis zur 46. Kalenderwoche mit größtenteils gemeldeten Informationen deutlich: In der 42. Kalenderwoche (Mitte Oktober) waren 31 Prozent der Hospitalisierungen wegen schwerer Atemwegserkrankungen durch SARS-CoV-2 bedingt. Die Influenza machte gerade einen Anteil von 0,2 Prozent aus, die Pneumokokken einen von 0,9 Prozent und RSV einen von 0,1 Prozent. Bei vollständigen Informationen in der 43. Kalenderwoche war dann Covid-19 mit einem Anteil von 27,6 Prozent vertreten, die Influenza mit 0,9 Prozent (Pneumokokken: 2,3 Prozent). Zuletzt (46. Kalenderwoche; bis 16.11.) lag der Anteil von Covid-19 (nicht vollständige Daten) bei 18,7 Prozent, jener von Influenza bei 2,3 Prozent, die Pneumokokken waren für 0,9 Prozent dieser Spitalsaufnahmen verantwortlich. SARS-CoV-2 übertraf und übertrifft auch derzeit die Influenza an ausgelöster Krankheitslast bei weitem.
„2024 hat Covid-19 mehr Todesfälle gefordert als die Influenza und ist vergleichbar mit der Mortalität bei Brust- oder Prostatakrebs“, hat Zeitlinger vor kurzem bei den Praevenire Gesundheitstagen in Eisenstadt erklärt. Vergangenes Jahr wurden in Österreich 1.212 Todesopfer durch SARS-CoV-2-Infektionen registriert. An Brustkrebs starben 1.775 Erkrankte, an Prostatakrebs 1.434 Männer. Für die Influenza finden sich im Register der Todesursachen 624 Opfer.
Im Verdachtsfall zahlt es sich laut dem Experten speziell für die Risikopersonen – betagte Menschen und Personen mit einer erhöhten Gefährdung aus anderen medizinischen Gründen – aus, beim Arzt einen Test auf eine SARS-CoV-2-Infektion durchführen zu lassen. Nur bei bestätigter Infektion gibt es die Möglichkeit für eine medikamentöse Behandlung mit Nirmatrelvir/Ritonavir. Zwar kann diese Therapie zur Eindämmung der Virusvermehrung bis zu fünf Tage nach Symptombeginn gestartet werden, doch ist das eigentlich zu spät. Zeitlinger: „Mit der Behandlung sollte möglichst schnell begonnen werden.“ Deshalb hilft ein Zuwarten bei verdächtigen Symptomen keinesfalls. Zwar muss bei einer Therapie von Covid-19 mit Nirmatrelvir/Ritonavir auf bestimmte Grunderkrankungen (Niere, Leber) durch eventuelle Dosisanpassung Rücksicht genommen werden, ebenso auf Interaktionen mit anderen Medikamenten, doch „echte Kontraindikationen sind selten“, meinte der klinische Pharmakologe. (APA/red)