© Evso – stock.adobe.com „Schnäppchenjagd“ scheint derzeit auch in der Pharmabranche angesagt: Gleich mehrere Konzerne melden dieser Tage neue Megadeals. Was sie wirklich bringen, muss sich noch zeigen.
Der deutsche Merck-Konzern will mit einer milliardenschweren Partnerschaft ein neues Medikament gegen Parkinson entwickeln und setzt dabei auf Künstliche Intelligenz. Dazu hat das DAX-Unternehmen eine Vereinbarung mit dem US-Unternehmen Valo Health geschlossen. Sie umfasst eine Vorauszahlung und mögliche Meilensteinzahlungen von Merck von mehr als 2,6 Milliarden Euro, wie die Amerikaner mitteilten. Dazu kommen Lizenzgebühren und Forschungsgelder. Valo Health verweist auf seine KI-gestützte Forschungsplattform und einen Datenpool von mehr als 17 Millionen anonymisierten Patientenakten. Dadurch lasse sich die Arznei-Entwicklung optimieren, „sodass wir die vielversprechendsten Kandidaten schneller vorantreiben können“, wird Amy Kao, weltweite Leiterin von Mercks Forschungsabteilung für Neurologie und Immunologie, zitiert.
Der US-Konzern Abbott wiederum übernimmt den Krebstest-Anbieter Exact Sciences um rund 19,9 Milliarden Euro und baut damit sein Diagnostikgeschäft aus. Für Abbott ist es eine der größten Übernahmen seit fast einem Jahrzehnt und der erste große Vorstoß in die Krebsfrüherkennung. „Die Innovationskraft von Exact Sciences, seine starke Marke und kundenorientierte Umsetzung sind im Bereich der Krebsdiagnostik unübertroffen“, sagte Abbott-Chef Robert B. Ford. Mit der Übernahme sichert sich Abbott unter anderem den Zugriff auf den Darmkrebstest Cologuard, das wichtigste Produkt von Exact Sciences, sowie den Test Oncotype DX, der personalisierte Behandlungsentscheidungen bei Brustkrebs ermöglicht. Das soll dazu beitragen, die rückläufigen Einnahmen aus dem Verkauf von Covid-19-Tests auszugleichen.
Der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson baut sein Krebsgeschäft mit der Übernahme des Biotechunternehmens Halda Therapeutics um 2,62 Milliarden Euro in bar aus. Damit sichert sich der Konzern vor allem den Wirkstoffkandidaten HLD-0915 gegen Prostatakrebs sowie eine Technologieplattform zur Entwicklung weiterer zielgerichteter Krebstherapien, teilte J&J mit. Das Mittel HLD-0915 ist eine einmal täglich oral einzunehmende Therapie, die auch bei Resistenzen gegen herkömmliche Behandlungen wirken soll. „Die Übernahme stärkt unsere Onkologie-Pipeline mit einem vielversprechenden Wirkstoff gegen Prostatakrebs und bietet einen potenziellen mittel- und langfristigen Wachstumstreiber“, erklärte Jennifer Taubert, Chefin der Pharmasparte Innovative Medicine.
Der US-Pharmakonzern Merck & Co (MSD) will mit einer Milliardenübernahme sein Geschäft mit antiviralen Medikamenten stärken. Man habe sich mit Cidara Therapeutics auf eine Übernahme für 221,50 US-Dollar je Akte in bar geeinigt, teilte Merck mit. Damit ergebe sich ein Transaktionswert von 7,9 Milliarden Euro. Mit CD388 verfügt Cidara den Angaben zufolge über ein Prüfpräparat in der zulassungsrelevanten Phase 3. Dabei handle es sich um ein langwirkendes, stammunabhängiges antivirales Mittel zur Vorbeugung von Influenza-Infektionen bei Personen mit erhöhtem Risiko bei einer Influenza.
Der US-Pharmakonzern Pfizer wiederum hat dieser Tage die milliardenschwere Übernahme des Biotech-Unternehmens Metsera abgeschlossen. Nach der Zustimmung der Metsera-Aktionäre am Donnerstag zahlt Pfizer bis zu 8,61 Milliarden Euro und sichert sich damit einen Zugang zum stark wachsenden Markt für Abnehmmittel. Pfizer hatte sich in einem Bieterstreit gegen den Konkurrenten Novo Nordisk durchgesetzt. „Mit der Übernahme von Metsera richten wir unsere Ressourcen auf einen der wirkungsvollsten und wachstumsstärksten Therapiebereiche aus“, teilte Pfizer-Chef Albert Bourla mit. Für Pfizer ist die Übernahme strategisch wichtig, um sich über sein schrumpfendes Covid-19-Geschäft hinaus breiter aufzustellen und sich gegen drohende Patentabläufe zu wappnen. (rüm/APA)