Regelmäßige Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System: Das Herz wird stärker durchblutet, Blutdruck-, Blutzucker- und Blutfettwerte werden reguliert. In weiterer Folge sinkt das Risiko für chronische Erkrankungen im höheren Alter.1 Auch besteht ein nachweislicher Zusammenhang zwischen körperlicher Betätigung und dem Immunsystem. Dennoch sind sportlich aktive Personen nicht vor Infektionskrankheiten geschützt. Die ausführliche Beratung kann Komplikationen verhindern und wesentlich zu einem gesunden Wiedereinstieg in den Sport beitragen.
Intensiv trainierende Menschen haben durch Schweiß- und Harnverluste einen erhöhten Bedarf an bestimmten Vitaminen sowie Mengen- und Spurenelementen. Folgende Mikronährstoffe können evidenzbasiert empfohlen werden2:
Moderater Sport wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus, während große körperliche Belastungen dieses schwächen können. Intensives Training und psychischer Stress beeinflussen die Immunfunktion durch die Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse sowie des sympathischen Nervensystems und die Ausschüttung immunregulierender Hormone wie Kortisol und Adrenalin. Studien zeigen, dass sowohl die angeborene als auch die erworbene Immunität in den Stunden nach intensiver Belastung vorübergehend um bis zu 70% abnehmen kann. Besonders längere Trainingseinheiten führen nachweislich zu einer Schwächung der Immunfunktion und schaffen ein bis zu 72 Stunden anhaltendes Open Window für opportunistische Infektionen.3
Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einer Infektion, ist körperliche Schonung unbedingt notwendig. Wer trotz Erkältung Sport treibt, setzt den Körper zusätzlichem Stress aus. In der Beratung ist es wichtig, den Schweregrad der Erkältung richtig einzuschätzen und darauf basierend klare Empfehlungen zu geben.
Patient:innen mit leichten Erkältungen, bei denen nur die oberen Atemwege betroffen sind und kein Fieber vorliegt, können sich moderat bewegen, z. B. Spazierengehen. Sie sollten jedoch darauf hingewiesen werden, dass intensiver Sport wie Joggen oder Krafttraining den Körper stark belastet und den Heilungsprozess verzögern kann. Nach zwei symptomfreien Tagen ist ein sanfter Wiedereinstieg möglich.
Bei moderaten Erkältungen mit Husten, Schnupfen und/oder Halsschmerzen sollte das Training pausiert werden. Besonders bei Husten sind die Atemwege betroffen, und Sport kann das Risiko für Bronchitis oder Pneumonie erhöhen. Nach dem Abklingen der Symptome kann das Training in der Regel drei bis sieben Tage später wieder aufgenommen werden.
Patient:innen mit schweren, fieberhaften Infekten sollten sich unbedingt ausruhen. Sport bei Fieber erhöht unter anderem das Risiko für Herzmuskelentzündungen deutlich. Der Wiedereinstieg nach einer Grippe sollte erst nach einer mindestens zweiwöchigen Pause erfolgen.
Grundsätzlich gilt: Je schwerer der Infekt, desto länger die Pause.
Nach vollständigem Abklingen der Symptome und einer angemessenen Schonungszeit ist ein sanfter, stufenweiser Wiedereinstieg entscheidend. Viele sportlich ambitionierte Patient:innen tendieren dazu, zu früh wieder auf ihr vorheriges Leistungsniveau zurückzukehren, wodurch das Risiko eines Rückfalls oder einer verschleppten Infektion steigt. Folgende Warnsignale sind zu beachten:
Bei unzureichender Genesung können sich Pathogene im Herzmuskelgewebe ausbreiten und dort eine infektiöse Myokarditis auslösen. Diese verläuft in den meisten Fällen asymptomatisch, kann sich aber auch durch kardiale Beschwerden wie Herzinsuffizienz, Arrhythmien oder Palpitationen äußern. Ebenso besteht das Risiko einer Chronifizierung oder Herzinsuffizienz. Die medikamentöse Behandlung erfolgt individuell, körperliche Schonung über sechs Monate ist jedoch für alle Patient:innen verpflichtend.4 Um eine Herzmuskelentzündung zu vermeiden, sind Sportpause und ein vorsichtiger Wiedereinstieg unbedingt zu empfehlen.
Erkältungen sind in der Regel selbstlimitierend. Die symptomatische Behandlung kann den Heilungsprozess unterstützen und das Wohlbefinden verbessern. Analgetika und Antiphlogistika wie Paracetamol, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure eignen sich zur Linderung von Kopf- und Gliederschmerzen, Fiebersenkung oder Entzündungshemmung. Bei ihrer Anwendung ist Vorsicht geboten, da diese Wirkstoffe die Wahrnehmung der eigenen Belastungsgrenze beeinflussen können. Patient:innen sollten wissen, dass zwar Symptome gelindert, jedoch nicht die Infektion selbst behandelt wird. Die sportliche Pause bleibt unabhängig davon bestehen. Neben systemischer Therapie ist auch die Behandlung einzelner Symptome möglich.
Produktiver Husten: Efeublätter-Extrakt wirkt bronchospasmolytisch und sekretolytisch. Thymian und Primelwurzel wirken expektorierend.
Trockener Husten: Linderung des Hustenreizes durch Isländisch Moos, Eibischwurzel oder Spitzwegerich
Halsschmerzen und Heiserkeit: Neben Lokalanästhetika und Antiseptika können pflanzliche Präparate mit Salbei, Isländisch Moos oder Malve eingesetzt werden.