10 Punkte für die Zukunft der Allgemeinmedizin – Punkt 6: Fort- und Weiterbildung

Trotz heftiger Diskussionen und einem „Code of Conduct“ gibt es noch immer zu wenig unabhängige Fortbildung. Die Finanzierung erfolgt nach wie vor hauptsächlich über direktes Sponsoring der Pharmaindustrie. Die Fortbildung ist aus Sicht der Allgemeinmedizin auch zu sehr an den Bedürfnissen der Kliniken orientiert. Wünschenswert wäre aus Sicht der ÖGAM mehr Fortbildung im allgemeinmedizinischen Kontext. Auf Nachfrage, inwieweit eine unabhängige und allgemeinmedizinisch-orientierte Fortbildung von Seiten der Ärztekammer als wichtig erachtet wird, stellte der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundeskurienobmann niedergelassener Ärzte, Dr. Johannes Steinhart, klar, dass eine unabhängige und allgemeinmedizinisch-orientierte Fortbildung aus seiner Sicht auch im niedergelassenen Bereich unumgänglich sei. „Allerdings sind die Krankenkassen derzeit in keinster Weise bereit, dafür im Rahmen des Kassenvertrags finanzielle Mittel vorzusehen bzw. selbst solche Fortbildungen anzubieten“, bemängelt der Ärztevertreter.

Daher gehe man nun eigene Wege: „Die Ärztekammer hat bereits geeignete Maßnahmen ergriffen, um dieses Manko selbst aufzuheben: Auf die Bedürfnisse der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ausgerichtete Fortbildungsveranstaltungen, wie zum Beispiel jene des Zentrums für Allgemeinmedizin in Wien, werden von der Kollegenschaft sehr intensiv angenommen und erfreuen sich großer Beliebtheit!“, so Steinhart.

„Fort- und Weiterbildung ist ein unabdingbares Instrument der Qualitätssicherung. Jeder Arzt hat die Verpflichtung, sich während seiner beruflichen Laufbahn weiterzubilden, um bei den entsprechenden Entwicklungen in der Medizin up-do-date zu sein“, so Dr. Christoph Dachs, Präsident der ÖGAM. Um die derzeitige nicht zufriedenstellende Fort- und Weiterbildungssituation zu verändern wäre es aus seiner Sicht wünschenswert, dass sich erfahrene Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner dazu motivieren, sich in der Fortbildung zu engagieren. „Ebenso begrüßenswert ist die Möglichkeit zur Fort- und Weiterbildung durch Institute für Allgemeinmedizin“, so Dachs. Die Angebote sollen allerdings auch nicht nur innerhalb der Allgemeinmedizin angeboten werden, sondern sich fächerübergreifend gestalten: „Die Zukunft der Fort- und Weiterbildung liegt in allgemeinmedizinisch relevanter Fortbildung mit praxisrelevanten Themen in gutem fachlichem Austausch mit Fachärzten auf Augenhöhe und finanziert durch unabhängige Pools, die gespeist werden durch Industrie, Sozialversicherung und öffentliche Hand“, so Dachs abschließend.