Ärztemangel dramatischer als angenommen

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sich der seit Jahren diskutierte Mangel an niedergelassenen, allgemeinmedizinischen Kassenärzten rasch dramatisch zuspitzen könnte. 46,3 % der Hausärzte hören in spätestens fünf Jahren auf, bei den Fachärzten sind es nur 30,6 %. Insgesamt sagen bereits 85,2 % der Hausärztinnen und Hausärzte, dass es einen Nachwuchsmangel gibt (75,9 % „Ja“, 9,3 % „Eher Ja“). „Das deckt sich zu 100 Prozent mit dem, was wir sagen und wovor wir seit Jahren warnen“, sagt MR Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Obmann der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte.
In einer von der Bundeskurie beauftragten Studie haben die Simulationsforscher DI Dr. Nikolas Popper und DI Claire Rippinger anhand von Rechenmodellen nun auch analysiert, mit welcher Entwicklung der Ärztinnen- und Ärztezahlen unter welchen und bei welchen Bedingungen zu rechnen ist. „Wir wollten wissenschaftlich fundiert wissen, wie sich bestimmte Interventionen zum Beispiel in der ärztlichen Ausbildung oder eine Attraktivitätssteigerung der kassenärztlichen Rahmenbedingungen auf die künftigen Ärztezahlen auswirken würden“, sagt Steinhart. „Das ist eine wichtige Grundlage für kompetente gesundheitspolitische Entscheidungen.“

Zuletzt hatte auch der Rechnungshof in einem Bericht vor dem drohenden Ärztemangel gewarnt und wie berichtet die steigende Anzahl der Wahlärztinnen und -ärzte in Verbindung mit der steigenden Nutzung privater Krankenversicherungen als eine zentrale Herausforderung für die Sicherstellung einer ausreichenden ärztlichen Versorgung durch die gesetzliche Krankenversicherung bezeichnet. Die Rechnungsprüfer empfahlen dem Gesetzgeber und den Sozialversicherungen, Maßnahmen vorzuschlagen, um die Attraktivität der ärztlichen Planstellen der Österreichischen Gesundheitskasse zu erhöhen. Die Ärzte Krone bat MR Dr. Johannes Steinhart, ÖGK-Generaldirektor Mag. Bernhard Wurzer und Simulationsforscher DI Dr. Niki Popper um ihre Einschätzung.