Behandlung im Netzwerk

Jährlich erkranken in Österreich rund 4.500 Männer an Prostatakrebs, und zirka 1.000 versterben daran. Etwa 70 % der Tumoren werden in einem potenziell kurativen Stadium entdeckt, wo die 5-Jahre-Überlebenswahrscheinlichkeit der Betroffenen über 90 % beträgt. Die Früherkennung des Prostatakarzinoms ist deshalb essenziell. Zur Behandlung des Prostatakarzinoms zählen die radikale Prostatektomie sowie die Bestrahlung. Metastasierte Patienten werden multimodal medikamentös therapiert, wobei es in diesem Bereich in den vergangenen Jahren etliche Entwicklungen gab.

Allgemeinmediziner:innen in der Schlüsselfunktion

Der entscheidende prognostische Faktor für Betroffene ist die Früherkennung. Ein risikoadaptiertes Screening sollte daher durch Allgemeinmediziner:innen allen Männern ab dem 45. Lebensjahr empfohlen werden. Bei Verwandten 1. Grades eines Prostatakrebspatienten sollte die Vorsorge bereits ab dem 40. Lebensjahr erfolgen. Die Vorsorgeuntersuchung beinhaltet eine Bestimmung des PSA-Wertes (prostataspezifisches Antigen über Blutabnahme) sowie eine digitale rektale Untersuchung durch Urolog:innen. Durch die Zusammenschau dieser Befunde ist eine korrekte Risikostratifizierung möglich. Ein PSA-Wert über 4 ng/ml ist auf jeden Fall auffällig, er kann jedoch auch bei gutartigen Vergrößerungen auftreten. Ein innerhalb des Referenzbereichs befindlicher PSA-Wert schließt ein Karzinom nicht vollkommen aus. Entscheidend ist der dynamische Verlauf des PSA-Wertes. Durch dieses risikobasierte Screening (PSA-Messung in jährlichen Abständen und intensivierte PSA-Messung bei erhöhten Werten) und die Überweisung an einen Facharzt oder eine Fachärztin für Urologie können Allgemeinmediziner:innen einen wesentlichen Beitrag zur frühzeitigen Diagnose und kurativen Therapie leisten. Keinesfalls sollte ein erhöhter PSA-Wert, ohne fassbares klinisches Korrelat, antibiotisch behandelt werden. Hierdurch kann eine wichtige weitere Diagnostik verzögert werden.

N. prostatae – was nun?

Für das lokalisierte oder lokal fortgeschrittene Prostatakarzinom stellen die radikale Prostatektomie oder die Strahlentherapie geeignete kurative Therapieformen dar. Die Strahlentherapie erfolgt als perkutane Bestrahlung, d. h. als Strahlenbehandlung von außen, oder als Brachytherapie, bei der kleine strahlende Implantate in den Tumor eingesetzt werden.
Die Operation der Prostata ist ebenfalls auf unterschiedliche Art und Weise möglich. Heutzutage gelten minimal invasive Zugangswege wie die roboterassistierte (RARP) und die laparoskopische (RLPE) Prostatektomie als die Standardverfahren. Die Verfügbarkeit dieser Verfahren hat in Österreich in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
Patienten, bei denen zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen vorhanden sind, sollten interdisziplinär an onkologischen Abteilungen betreut werden. Eine Therapieplanung sollte hier in multidisziplinären Tumorboards erfolgen, in denen Erfahrung sowie Empfehlungen aus den aktuellen Leitlinien von Onkologie, Urologie, Radiologie und Strahlentherapie berücksichtigt werden.

Begleitung während der Therapie

Während die radikale Prostatektomie im Zuge eines stationären Aufenthalts von zirka fünf bis sechs Tagen erfolgt, wird die Strahlentherapie ambulant durchgeführt und erfordert dabei über mehrere Wochen hinweg tägliche Therapieeinheiten. Nebenwirkungen wie beispielsweise gesteigerte Harndrangsymptomatik oder Durchfall treten häufig auf, sind aber meist temporär. Kontinenzprobleme nach der Operation sind üblich und können mittels Beckenbodentraining oft deutlich verbessert werden. Zudem ist eine postoperative uroonkologische Rehabilitation seit einigen Jahren möglich. Die Verbesserung der funktionellen Ergebnisse, wie Kontinenz oder erektile Dysfunktion, stehen hierbei im Fokus. Aber auch für Patienten nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung ist die uroonkologische Rehabilitation empfehlenswert. Die uroonkologische Nachsorge sollte bei niedergelassenen Urolog:innen oder im Spital erfolgen.

Stellenwert der psychosozialen Betreuung

Die Diagnose Prostatakrebs stellt oft eine Zäsur im Leben von Betroffenen dar. Zirka 5 % der Patienten entwickeln psychische Begleiterkrankungen wie beispielsweise Depressionen. Hausärzte sollten hier die erste Anlaufstelle sein, da Sie Patienten in ihrem psychosozialen Umfeld kennen. Eine weitere Anlaufstelle ist die Selbsthilfegruppe Prostatakrebs. Sie bietet Betroffenen und Angehörigen Beratungen rund um die Diagnose und organisiert regelmäßig Informationsveranstaltungen mit Fachexpert:innen. Prostatakrebszentren
Die Betreuung von Krebspatienten in zertifizierten Zentren hat in den vergangen Jahren zugenommen. Studien bestätigten, dass diese Versorgung in jährlich geprüften Zentren den Krankheitsverlauf sowie das Gesamtüberleben von Betroffenen verbessern kann. Prostatakrebszentren werden in Österreich derzeit durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert.

Drehscheibe:

  • Hausärztin/Hausarzt
  • Fachärztin/Facharzt

Allgemeinmediziner:innen

Information über

  • Prostatakrebs als häufigste Krebsform bei Männern
  • familiäre Häufung bei Verwandten ersten Grades
  • Empfehlungen bezüglich risikoadaptierter Vorsorge

Indikationsstellung zur Überweisung

  • zu niedergelassenen Urolog:innen für jeden Mann über 45 Jahre
  • bei einem suspektem PSA-Wert
  • bei Verdacht auf Rezidiv

Betreuung nach erfolgter Therapie

  • Verabreichung von Dauermedikation (z. B. LHRH-Analoga, Denosumab)
  • Versorgung von postoperativen Wunden
  • Planung uroonkologischer Rehabilitationen
  • Behandlung von Begleiterkrankungen (z. B. Diabetes, Hypertonie)
  • begleitende medizinische Therapien wie z. B. Schmerztherapie

Urolog:innen

  • Durchführung der jährlichen Vorsorgeuntersuchung
  • Indikation zur weiter-führenden Diagnostik z. B. durch multiparametrische MRT (mpMRT) und Prostatabiopsie
  • Durchführung der Prostatabiopsie mittels Fusionsbiopsie (Fusionierung der MRT-Bilder mit Live-Ultraschall)