Homöopathie sorgt wieder für Diskussionen

Die Medizinische Universität Wien hat das Wahlfach „Homöopathie“ nach mehr als 30 Jahren eingestellt und die Homöopathie-Vorlesung aus dem Vorlesungsverzeichnis gestrichen. Seither gehen die Wogen hoch. Die Diskussion entfachte sich weniger an den von Studenten heftig kritisierten Inhalten der ursprünglich als kritische Auseinandersetzung mit der Homöopathie gedachten Lehrveranstaltung, als einmal mehr an der Homöopathie per se, ihrer Positionierung zur Schulmedizin und der immer wieder aufflackernden Debatte über den Nachweis der Wirksamkeit und wissenschaftliche Grundlagen.

Und diese Diskussion polarisiert. Während auch in Graz dieser Tage entsprechende Veranstaltungen auf Eis gelegt wurden, hält man an der medizinischen Fakultät der Universität Linz an Lehrveranstaltungen fest, betont aber, dass man im Wahlmodul Komplementärmedizin einen anderen Fokus setzt: „In diesem Modul werden Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Komplementärmedizin im Verhältnis zur Schulmedizin behandelt. Es geht dabei um eine kritische Auseinandersetzung mit dem gesamten Thema“, heißt es aus dem Rektorat.

Die Wiener Pflege- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz kritisierte zuletzt eine fehlende wissenschaftliche Evidenz und forderte ein Verkaufsverbot für Apotheken (siehe auch Expertenforum Seite 10). Parallel dazu haben aktuell fast 750 Ärzte, der Großteil davon sind Allgemeinmediziner, ein Zusatzdiplom für Homöopathie. Während gleichzeitig die Diskussion sehr emotional geführt wird, ist die Homöopathie bei vielen Patienten geschätzt.

Das wachsende Interesse der Bevölkerung an alternativen und komplementären Methoden sorgte zuletzt allerdings auch für einen wachsenden Schattenmarkt von selbsternannten Heilern. Um dem Einhalt zu gebieten überlegte zuletzt die Regierung eine Änderung des Ärztegesetzes mit einem Ärztevorbehalt für Alternativ- und Komplementärmedizin. Nicht, um diese damit aufzuwerten, sondern um eine rechtliche Handhabe gegen Kurpfuscher zu haben, wurde betont. In der Folge fürchteten allerdings verschiedenste Anbieter wie Osteopathen und Heilmasseure um ihre Rolle innerhalb des Gesundheitssystems. Die Novelle wurde vorerst auf Eis gelegt.

Angesichts dieser Diskussionen stellt sich also unabhängig von einem wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis auch die Frage, wie viel Ärzte über komplementäre Methoden und Homöopathie wissen sollten, um mit dem Bedürfnis ihrer Patienten umgehen und gleichzeitig diese auch entsprechend steuern zu können.

 

 

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Die große Umfrage von Ärzte Krone und Apotheker Krone zum oft polarisierenden Dauerbrenner.

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Expertenforum

In der derzeit aktuellen Debatte will die Ärzte Krone zu einer sachlichen Auseinandersetzung und zu Objektivität beitragen und hat einen Schwerpunkt, beginnend mit einem Expertenforum konzipiert, in dem Experten der verschiedenen Institutionen Stellung zu konkreten Fragen rund um das Thema Homöopathie nehmen.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten (10–14) die Stellungnahmen.