Neben der Verabreichung der saisonalen Impfungen empfiehlt sich eine regelmäßige Kontrolle des Impfpasses zur Überprüfung, ob Auffrischungsimpfungen benötigt werden.
Einige Impfungen sind für alle Erwachsenen empfohlen, um die gesamte Bevölkerung umfassend zu schützen. Andere richten sich an Personen mit hohem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, z. B. ältere Menschen, chronisch Kranke oder immunsupprimierte Personen. Infektionen können bei diesen Gruppen schwerwiegende Folgen haben, die über die akute Erkrankung hinausgehen. Bestehende Grunderkrankungen können sich im Zuge einer Infektion verschlechtern, und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, wie z. B. Herzinfarkt und Schlaganfall, ist in den Wochen nach einer Infektion deutlich erhöht. Oftmals erholen sich gerade ältere Patient:innen nach einer Infektion auch nicht mehr vollständig, was zu einem Verlust der Selbstständigkeit führen kann.
Auch Personen mit hohem Ansteckungsrisiko, zum Beispiel durch ihren Beruf, sowie Kontaktpersonen von vulnerablen Gruppen sollten geimpft sein. Impfungen während der Schwangerschaft schützen Mutter und Kind.
Für alle Erwachsenen sind regelmäßige Auffrischungsimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis empfohlen. Die Zahl der gemeldeten Pertussis-Erkrankungen war 2024 ca. 6-mal höher als 2023 und in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Die Intervalle zwischen den Auffrischungsimpfungen wurden deshalb aktuell von 10 auf 5 Jahre gesenkt.
Die jährliche Influenza–Impfung ist ebenfalls für alle empfohlen, besonders aber für ältere Menschen, chronisch Kranke und Personen mit engem Kontakt zu Risikogruppen. Für ältere Erwachsene wurden spezielle, besser wirksame Impfstoffe gegen Influenza entwickelt. Es handelt sich dabei um einen Hochdosis-Impfstoff und um einen adjuvantierten Impfstoff. Der Impfplan empfiehlt explizit die Verwendung dieser Impfstoffe für Senior:innen.
Auffrischungsimpfungen gegen COVID-19 sind für alle empfohlen, insbesondere für Risikogruppen und das Gesundheitspersonal. Die Auffrischung erfolgt ein Jahr nach der letzten Impfung oder Infektion, bei schwerer Immunsuppression bereits nach 4 Monaten.
Speziell für ältere Erwachsene und für Personen mit bestimmten Grunderkrankungen ist eine Reihe von Impfstoffen empfohlen. Details zu den jeweiligen Risikogruppen finden sich in den jährlich aktualisierten Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums. Für Kinder steht im Kinderimpfprogramm kostenfrei ein 15-valenter Konjugatimpfstoff gegen Streptococcus pneumoniae zur Verfügung, der auch für Erwachsene eingesetzt wurde.
Seit Frühjahr 2025 ist ein 21-valenter Konjugatimpfstoff für Erwachsene verfügbar, der speziell die in dieser Altersgruppe relevanten Serotypen abdeckt. Für Erwachsene mit Grunderkrankung und Personen über 60Jahre wird eine einmalige Impfung empfohlen. Ob und wann eine Auffrischung nötig ist, ist noch unklar. Empfehlungen für Personen, die bereits andere Pneumokokken-Impfstoffe erhalten haben, sind im Impfplan enthalten.
Die Impfung gegen Herpes Zoster wird ab 60 Jahren und für Risikopatient:innen empfohlen. Der empfohlene adjuvantierte Proteinimpfstoff weist eine sehr hohe Wirksamkeit gegen Herpes Zoster bei allen Altersgruppen und für mindestens 10 Jahre auf.
In den letzten beiden Jahren wurden 3 Impfstoffe gegen das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) zugelassen, zwei Proteinimpfstoffe (davon einer adjuvantiert) und ein mRNA-Impfstoff. Derzeit wird eine einmalige Impfung für ältere Personen und Risikopatient:innen empfohlen. Die Schutzwirkung ist für 2–3 Jahre gezeigt. Ob und wann Auffrischungsimpfungen sinnvoll sind, wird in zukünftigen Empfehlungen berücksichtigt werden.
Auch Personen unter Immunsuppression haben neben Patient:innen mit chronischen Erkrankungen ein besonders hohes Risiko für schwere Erkrankungen. Lebendimpfungen sind bei diesen Personen kontraindiziert, Totimpfstoffe können jedoch verabreicht werden. Der Zeitpunkt der Impfung (z. B. vor Beginn der Therapie, in Therapiepausen etc.) ist oft entscheidend, um optimalen Schutz zu vermitteln.
Impfungen von Kontaktpersonen sind wichtig, um vulnerable Gruppen zu schützen. Alle Mitarbeiter:innen in Kranken- oder Pflegeeinrichtungen, aber auch private Kontaktpersonen sollten umfassend geimpft sein. In speziellen Einrichtungen, z. B. Neonatologie oder hämatologischen/onkologischen Stationen, können zusätzliche Impfungen indiziert sein.
Für Personen mit besonderem Expositionsrisiko, z. B. durch ihre berufliche Tätigkeit, gibt es ebenfalls spezifische Empfehlungen im Impfplan.
Schwangere sind eine wichtige Zielgruppe, da Impfungen sowohl die Mutter als auch das Baby schützen. Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe von Influenza und COVID-19 und sollten saisonal geimpft werden. Impfungen gegen Pertussis und RSV im 3. Trimester schützen das Neugeborene in den ersten Lebensmonaten, da maternale Antikörper über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden.
Die Impfung gegen COVID-19 ist nach wie vor für alle kostenlos erhältlich. Die Influenza–Impfung wurde im Rahmen des öffentlichen Impfprogramms im Herbst 2023 erstmals mit einem kleinen Selbstbehalt und seit Herbst 2024 für alle kostenlos angeboten. Allerdings ist im Impfprogramm für Senior:innen nur der adjuvantierte, nicht der Hochdosis-Impfstoff abgedeckt.
Bald werden auch die Impfungen gegen Pneumokokken und Herpes Zoster für Menschen ab 60 Jahren sowie für bestimmte Risikogruppen kostenlos erhältlich sein.
WAS PATIENT:INNEN WISSEN WOLLEN