Juckreiz bei Kindern – rasche Hilfe ist gefragt

Atopische Dermatitis

Die atopische Dermatitis ist die häufigste Ursache für Juckreiz bei Kindern aller Altersgruppen. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind vor allem Gesicht, Kopfhaut und Streckseiten der Extremitäten betroffen. Ältere Kinder zeigen vorwiegend beugenbetonte, häufig lichenifizierte Ekzeme.

Therapeutische Maßnahmen zielen auf die Hydratisierung der Haut, Wiederherstellung der Hautbarriere und Linderung der Entzündungsreaktion ab. Blande Externa in Kombination mit topischen Kortikosteroiden und Calcineurin-Inhibitoren haben sich als Basistherapie in der Akutbehandlung und Phasenprophylaxe bewährt. Cyclosporin A kann als zugelassener Wirkstoff ab dem 16. Lebensjahr eingesetzt werden. Mycophenolat-Mofetil, Methotrexat und Azathioprin kommen als Off-Label zum Einsatz. Alle genannten Systemtherapien haben antipruritische Eigenschaften.

Die neueren Systemtherapeutika Dupilumab und Upadacitinib weisen vergleichbar gute juckreizlindernde Effekte bei Kindern und Jugendlichen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis auf, wobei die Wirkung unter Upadacitinib initial rascher einsetzt. Dupilumab wurde für die Behandlung der schweren atopischen Dermatitis bei Säuglingen ab 6 Lebensmonaten zugelassen.

Nummuläres Ekzem

Das nummuläre Ekzem zeichnet sich durch juckende münzgroße Plaques und erythematöse Papeln an den Streckseiten der Extremitäten sowie am Stamm aus. Häufig kommt es zu einer bakteriellen Superinfektion mit Erosionen und Verkrustungen. Therapeutisch kommen topische potente Kortikosteroide und/oder topische Calcineurin-Inhibitoren mit begleitender blander Basispflege zum Einsatz. Bei bakterieller Superinfektion werden lokale antiseptische Maßnahmen und – bei starker Ausprägung – eine perorale antibiotische Therapie über 10 Tage mit beispielsweise Cefalexin empfohlen. Trigger wie Schwitzen, Hauttrockenheit und mechanische Irritation sollten vermieden werden.

Kontaktdermatitis

Im Allgemeinen unterscheidet man die allergische von der irritativ-toxischen Kontaktdermatitis. Irritanzien führen zu einer unmittelbaren Inflammation, während Allergene eine verzögerte Spättypreaktion auslösen. Das klinische Bild zeichnet sich durch auf Kontaktstellen begrenzte Erytheme mit nachfolgendem Ödem, Papeln, Vesikeln, Schuppen und Krusten aus.

Häufige Auslöser einer allergischen oder irritativ-toxischen Kontaktdermatitis umfassen Henna-Tattoo-Sticker und -Haarfarben (Para-Phenylendiamin), Spielkonsolen (Gummikomponenten), Protektoren und Bandagen (Gummikomponenten, Schweißnähte), Smartphones und Tablets (Nickel) sowie Kosmetika (Duftstoffe, Konservierungsmittel). Zu den häufigsten Kontaktallergenen bei Kleinkindern unter 3 Jahren zählen Metalle, Cocamidopropyl-Betaine, Neomycin und Methyl-(chloro)isothiazolinon.

Seborrhoische Dermatitis

Die seborrhoische Dermatitis ist eine ekzematöse Erkrankung, die häufig im frühen Kindesalter auftritt und sich vor allem in der Windelregion und/oder am Capillitium (als Gneis) manifestiert. Im Unterschied zur atopischen Dermatitis ist der Juckreiz nur mild ausgeprägt oder nicht vorhanden. Schuppen im Bereich der Kopfhaut können im Allgemeinen durch pflegende Babyshampoos mit Zusatz von Pflanzenölen sanft entfernt werden. Topische antifungale Wirkstoffe (z. B. Ketoconazol), niedrig-potente topische Kortikosteroide und zinkhaltige Externa kommen an Körper und intertriginösen Arealen zum Einsatz.

Psoriasis vulgaris

Die Psoriasis vulgaris manifestiert sich bei Kindern meist in Form einer Psoriasis guttata. Im Kindesalter sind in den meisten Fällen spezifische topische Therapien (Kortikosteroide, Vitamin-D-Derivate und Calcineurin-Inhibitoren) in Kombination mit blanden Basistherapeutika für einen Therapieerfolg ausreichend. Für die Behandlung moderater bis schwerer Verlaufsformen steht eine Vielzahl an systemischen Therapien zur Verfügung. Hierbei werden als Erstlinientherapien Biologika wie z. B. Adalimumab (zugelassen ab 4 Jahren), Secukinumab (zugelassen ab 6 Jahren), Acitretin (bei Mädchen und Jungen vor der Pubertät und bei männlichen Jugendlichen mit pustulösen Formen) oder Methotrexat empfohlen.

Urtikaria

Die Urtikaria kennzeichnet sich durch plötzlich auftretende, heftig juckende, flüchtige Quaddeln mit oder ohne begleitendes Angioödem. Pathophysiologisch spielt die Aktivierung dermaler Mastzellen und Freisetzung von Histamin und anderer Mediatoren eine zentrale Rolle. Die häufigste Ursache für die akute Urtikaria (Symptome dauern bis zu 6 Wochen) stellen virale Infektionen dar. Physikalische Trigger (Reiben, Druck, Kälte, Wärme, UV-Strahlung, Wasser) sind meist Auslöser einer chronischen Urtikaria (Symptome dauern länger als 6 Wochen). Die Standardtherapie umfasst Antihistaminika der 2. Generation, die zunächst niedrig dosiert für 2 Wochen und bei fehlender Besserung für weitere 2 bis 4 Wochen in höheren Dosen verabreicht werden. In therapieresistenten Fällen kann Omalizumab, ein IgE-Antikörper, ab dem 12. Lebensjahr zur Anwendung kommen.

Skabies

Skabies ist eine häufige, stark juckende Dermatose, die durch das Eindringen von Sarcoptes scabiei in das Stratum corneum der Haut verursacht wird. Es treten bevorzugt an den Beugeseiten der Handgelenke, in den Fingerzwischenräumen, den vorderen Achselfalten, periumbilikal und genital kommaförmige hellrote Gänge mit Umgebungserythem in Begleitung von exkoriierten Papeln, Pusteln, Schuppen und Krusten auf. Bei Säuglingen sind das Gesicht sowie Handflächen und Fußsohlen mitbetroffen. Der Juckreiz wird durch die zelluläre Immunantwort auf Sarcoptes-scabiei-Milben, -Eier und -Faeces verursacht und durch die nächtliche Bettwärme aggraviert. Permethrin 5 % und Benzylbenzoat stehen als topische Therapien zur Verfügung. Ivermectin ist ab einem Körpergewicht von 15 kg zugelassen, wobei dessen Anwendung auch bei Säuglingen und Kindern mit weniger als 15 kg als sicher gilt. Topische Kortikosteroide können zur Reduktion der inflammatorischen Komponente beitragen.

Juckende Exantheme

Varizellen präsentieren sich in Form eines juckenden polymorphen Exanthems („Heubner-Sternenkarte“) mit Involvierung der Kopfhaut, Mundschleimhaut und seltener der Bindehaut und Genitalschleimhaut. Zunächst kommt es zur Ausbildung von erythematösen Maculae und Papeln. Im weiteren Verlauf entstehen stecknadelkopfgroße Bläschen mit hellrotem Hof, die erodieren und verkrusten. Kratzen birgt das Risiko für bakterielle Superinfektionen. Bei immunkompetenten Kindern sind Lokalmaßnahmen mit Gerbstoffen und rückfettenden Externa in der Regel ausreichend. Eine systemische antivirale Behandlung sollte bei Kindern ab 12 Jahren mit Immunsuppression oder begleitenden chronisch ekzematösen Hauterkrankungen innerhalb der ersten 24 Stunden mit beispielsweise Aciclovir oder Valaciclovir erfolgen, um einen komplizierten Verlauf zu vermeiden.

Paravirale Exantheme wie die Pityriasis rosea und das Gianotti-Crosti-Syndrom entstehen durch die Immunantwort auf verschiedene virale Erreger.

Die Pityriasis rosea geht häufig mit HHV-6- und HHV-7-Infektionen einher. Sie zeichnet sich durch das Auftreten eines „Primärmedaillons“ mit nachfolgenden ovalären, rötlich-bräunlichen Plaques im Bereich der Hautspaltlinien an Stamm und proximalen Extremitäten aus. Die Hautveränderungen weisen eine typische nach innen gerichtete Schuppenkrause („Collerette-Schuppung“) auf. Die Pityriasis rosea heilt im Allgemeinen innerhalb von 3 bis 6 Wochen spontan ab und erfordert keine spezifische Therapie.

Kinder mit dem Gianotti-Crosti-Syndrom präsentieren sich mit juckenden kleinen monomorphen Papeln und Papulovesikeln, die bevorzugt an Wangen, Extremitäten und am Gesäß lokalisiert sind. Die Erkrankung ist am häufigsten mit dem HBV-/EBV-Virus assoziiert. Blande Externa und Antihistaminika sind für den Therapieerfolg in der Regel ausreichend.