Keine Kassenerstattung für Ernährungsberatung

Diabetesbetreuung ist eine Teamleistung, wobei neben dem ärztlichen Part, der vor allem Arzneimittelauswahl und Dosierung betrifft, eine umfassende Diabetesschulung durch qualifizierte Pflegepersonen und eine personalisierte Ernährungsberatung und -begleitung durch Diätolog:innen von größter Relevanz sind. Dieses umfassende „Leistungspaket“ wird fast ausschließlich in spezialisierten Diabetesambulanzen der Akutkrankenanstalten, in Diabetesambulatorien unterschiedlicher Träger und in stoffwechselorientierten Rehabilitationszentren angeboten. In der niedergelassenen ärztlichen Praxis arbeiten engagierte Ärzt:innen auch mit dem Disease-Management-Programm „Therapie Aktiv“.
Für eine diätologische Erstberatung nach Diagnose eines Diabetes mellitus ist ein doch relevanter Zeitaufwand einzurechnen. Neben der detaillierten Ernährungsanamnese ist die Instruktion zur Führung eines Ernährungsprotokolls zu geben, und schließlich sind Vorschläge zur Modifikation der Ernährung zu erarbeiten. Diese Ernährungsberatung ist nur individuell und personifiziert – fast analog zur Präzisionsmedizin – möglich. Derzeit ist für die Patient:innen eine unentgeltliche diätologische Beratung nur in den oben genannten Situationen möglich. Frei praktizierende Diätolog:innen sind entsprechend ihrer Leistung privat zu honorieren, da es hierfür derzeit keine Abrechnungsmöglichkeit mit den gesetzlichen Krankenversicherungen. Erfreulicherweise können seit 1. 4. 2022 ergotherapeutische und logopädische Leistungen als Kassenleistungen abgerechnet werden, analog zu physiotherapeutischen Leistungen. Die Leistungen müssen von Haus- oder Fachärzt:innen verordnet werden, wobei bei Kassentherapeut:innen eine chefärztliche Bewilligung nicht mehr notwendig ist. Angesichts dieser Entwicklung, die sicherlich auch zur Entlastung der Spitalsambulatorien führen wird, ist es aus meiner Sicht umso bedauerlicher, dass für diätologische Leistungen eine derartige Kassenvereinbarung bisher nicht zustande kam, obwohl sich der Berufsverband der Diätolog:innen seit vielen Jahren darum bemüht. Dieser Umstand ist deshalb auch – für mich zumindest – unverständlich, da eine gesunde bzw. die individuell richtige Ernährung sowohl für die Prävention als auch für die Therapie so häufiger Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, Adipositas und Hyperlipidämie fundamental ist. Ich kann daher nur hoffen, dass bald positive Bewegung in diese Problematik kommt.