Klimawandel begünstigt Ausbreitungvon Tropenkrankheiten

Seit dem erstmaligen Nachweis der asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) im Jahr 1990 in Italien konnten sich in 14 europäischen Ländern stabile Populationen etablieren. Aufgrund der globalen Erwärmung verschiebt sich das Verbreitungsgebiet der invasiven Moskitos immer weiter nach Norden; dadurch könnten zukünftig Infektionskrankheiten wie das Dengue-Fieber oder Chikungunya auch in Europa endemisch werden. Eine rezent in The Lancet Planetary Health veröffentlichte Studie analysierte die Zeitspanne zwischen Etablierung der Mücke und erstem Krankheitsausbruch und untersuchte die Faktoren, die das Risiko von Ausbrüchen erhöhen.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten eine deutliche Beschleunigung des Ausbruchsgeschehens: Die Zeitspanne von Erstnachweis der Mücke bis zum ersten Ausbruch von Dengue oder Chikungunya verkürzte sich im Untersuchungszeitraum zwischen 1990 und 2024 von 25 auf weniger als 5 Jahre. Auch die Intervalle zwischen aufeinanderfolgenden Ausbrüchen verkürzten sich signifikant. Als wesentlicher Treiber dieser Entwicklung konnte der Klimawandel identifiziert werden: Ein Temperaturanstieg von 1 °C in den Sommermonaten war mit einer 55 % höheren Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Ausbruchs assoziiert. Zudem traten Ausbrüche in Regionen mit durchschnittlich höheren Sommertemperaturen signifikant früher und häufiger auf. Langfristige Prognosen unter verschiedenen Klimaszenarien legen nahe, dass sich diese Dynamik in den kommenden Jahrzehnten weiter verschärfen dürfte: Unter dem ungünstigsten Szenario wird bis 2060 mit einer 5-fachen Zunahme an Dengue- oder Chikungunya-Ausbrüchen im Vergleich zur Periode 1990–2024 gerechnet.

Die Studie unterstreicht die Dringlichkeit präventiver Maßnahmen auf europäischer Ebene, einschließlich verbesserter Surveillance-Systeme, Mückenschutz-Maßnahmen und erhöhter Sensibilisierung des Gesundheitswesens. Angesichts der klimatisch bedingten Beschleunigung der Ausbreitung von Aedes albopictus und der damit verbundenen Krankheitsrisiken ist eine integrative, interdisziplinäre Strategie unabdingbar.