Online Facharzttermine per Hausarzt!

Die Diskussionen rund um die freie Arztwahl – samt Direktweg der Krankenversicherten zumindest zum Facharzt, wenn nicht in die Ambulanz oder gar auf die Universitätsklinik – sind in Österreich Legion. Die Gesundheitspolitik will am derzeitigen System mit vielen „ungelenkten“ Kassenpatienten nichts ändern.
Genauso drückend werden lange Wartezeiten auf Termine bei Fachärzten empfunden. Das „Ländle“ will jetzt mit einem auf eineinhalb Jahre befristeten Projekt zeigen, in welche Richtung es hier in Zukunft weitergehen könnte.
„Grundsätzlich sind wir sehr stark an der Einhaltung der Versorgungspyramide interessiert. Patienten sollen vom Allgemeinmediziner zum Facharzt überwiesen werden“, sagte Dr. Burkhard Walla,Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der Vorarlberger Ärztekammer, selbst niedergelassener Internist. Das Gleiche gelte natürlich für die Inanspruchnahme von Spitalsambulanzen.

Wartezeiten

Freilich, Walla sieht auch die Probleme, wie sie im „Ländle“ – wie in allen anderen Bundesländern Österreichs – existieren: In bestimmten Fächern gibt es im niedergelassenen Bereich zum Teil lange Wartezeiten. VGKK-Obmann Manfred Brunner sah das im Gespräch mit der Ärzte Krone ganz ähnlich: „Wir wissen, dass in manchen Fachgruppen längere Wartezeiten auf Termine vorkommen. Es sind zum Beispiel die Augenheilkunde, die HNO, Dermatologie, Orthopädie etc. Und wir wollen, dass die Patienten nicht mehr dem Facharzt ‚nachrennen‘ müssen. Der Versicherte soll nicht in einer überlangen Warteschleife hängen bleiben.“
Es geht nicht um Termine für Routinekontrollen, da ist es weitgehend egal, ob der Patienten zwei Wochen früher oder zwei Wochen später zum Facharzt kommt. Es geht um Termine, welche der behandelnde Hausarzt als dringlich ansieht. Natürlich bemühen sich Österreichs Hausärzte in dringlichen Fällen, zumeist telefonisch, Termine für ihre Patienten zu vereinbaren. Doch auch das ist bei laufender Ordination oft stressig und mühsam.

Projekt mit Honorarabschluss vereinbart

In Vorarlberg schritt man daher mit den vor Kurzem abgeschlossenen Honorarverhandlungen zwischen VGKK und Ärztekammer zur Tat. Bei der Anhebung der Tarife wurden Fortschritte gemacht, aber nicht das letzte Quentchen zwischen den Verhandlungspartnern ausgereizt.
Walla: „Dafür haben wir vereinbart, zu geteilten Kosten von 532.000 Euro, ein Termin-Buchungssystem für dringende Termine bei Fachärzten zu schaffen. Es geht um 1.010 Termine pro Monat zusätzlich bei dringendem Bedarf, den der Hausarzt, jeweils von Fall zu Fall, für einen Patienten feststellt.“
Brunner: „Wir wollen auch eine qualitative Verbesserung der Versorgung der Patienten erreichen. Die 1.010 Termine werden von den Fachärzten zusätzlich über das Buchungssystem außerhalb der normalen Quantitäten angeboten.“
Der bisherige Ablauf – im manchmal mühseligen bis schlechten Fall mit Feststellung eines dringlichen Facharzttermins durch den Hausarzt, Überweisung und dann das Organisieren eines Termins durch den Patienten selbst (oder: Patient ist krank – er geht direkt zum Facharzt oder in die Ambulanz) – soll damit verbessert werden.
„Der Patient ist krank. Der Hausarzt stellt fest, dass ein dringender Facharzttermin nötig ist. Der Hausarzt bucht elektronisch einen Termin für die erforderliche Untersuchung beim Facharzt. Der Patient erhält diesen Facharzttermin vom Hausarzt“ – so hält man am neuen System bzw. Prinzip, nach dem mit Oktober in Voralberg mit dem Pionierprojekt für Österreich gestartet werden soll, fest.
Es gibt noch weitere Vorteile. Kurienobmann Walla: „Die teilnehmenden Fachärzte bekommen pro Termin 39 Euro zusätzlich an Honorar. Dafür müssen die Patienten, für welche der Hausarzt über das Online-System gebucht hat, aber außerhalb der normalen Ordinationszeiten versorgt werden.“
In Vorarlberg haben rund 360 niedergelassene Ärzte einen GKK-Vertrag. Es sind etwa zur Hälfte Allgemeinmediziner, zur anderen Hälfte Fachärzte. Die geplante Verteilung der Termine pro Monat auf die Fachgruppen ist ebenfalls schon geklärt: 70 bei Augenärzten, 150 bei Dermatologen, 250 in der Orthopädie, 300 bei Internisten, jeweils 70 bei Psychiatern und Neurologen sowie 100 in der HNO.
Brunner betonte, wie gut man in Vorarlberg bei solchen Projekten mit der Landesärztekammer als Verhandlungspartner auskomme. „Das Buchungssystem wird bei der Ärztekammer stehen.“ Man hätte in der Vergangenheit auch ohne viel Wirbel faktisch alle nur möglichen Arztpraxis-Formen, die man sich vorstellen kann, realisiert. Ganz ähnlich sei es zum Beispiel auch bei der Einigung auf eine eigene Honorarposition „Koordinierungsgespräch“ für die Hausärzte gewesen. So komme man voran.