Österreichs Ärzte helfen den Kassen beim Sparen

Noch vor wenigen Jahren gab es – wie die österreichischen Krankenkassen behaupteten – stark steigende Ausgaben für Arzneimittel. Davon ist laut den neuesten Zahlen nichts mehr zu bemerken. Österreichs Kassenärzte haben auch 2013 den Kassen deutlich beim Sparen geholfen. Das geht aus der Jahresbilanz der Österreichischen Apothekerkammer hervor.
Etwa 85% des Arzneimittelkassenumsatzes wird in den mittlerweile 1.317 öffentlichen Apotheken (Stichtag: 31. Dezember 2013) gemacht. Für das Jahr 2013 zeigte sich dabei de facto eine Stagnation: das Kassenumsatzplus betrug nur 1,1%. „Zieht man die Inflationsrate von 2% ab, gibt es ein Minus von 0,9%“, stellte der Präsident des Apothekerverbandes, Mag. pharm. Dr. Christian Müller-Uri, vor Kurzem fest. Bei den Kassenrezepten kann man den österreichischen Ärzten auch nicht den Vorwurf machen, ständig mehr Arzneimittel zu verschreiben: die Anzahl der abgegebenen Packungen stieg im Jahr 2013 nur um 0,2%.
Insgesamt gaben die Krankenkassen im Jahr 2012 15,189 Milliarden Euro aus. Der Anteil der Arzneimittel (exklusive Mehrwertsteuer, weil diese die Krankenkassen ja rückerstattet bekommen) lag bei 17,9% (2,71 Milliarden Euro).

Kosten auf die Patienten überwälzt

Freilich, darin nicht enthalten sind die Ausgaben für Arzneimittel, deren Preis unterhalb der Rezeptgebühr liegt, meinte dazu der Referent für Medikamentenangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer, Dr. Otto Pjeta. Damit würden geringere Apothekenumsätze als tatsächlich vorhanden vermerkt. Schließlich hat das auch direkte Konsequenzen für die Patienten, so Pjeta: „Es gibt einen relativ hohen Anteil von rezeptpflichtigen Arzneimitteln, die in den Apotheken von den Patienten gekauft werden müssen und die nicht erstattet werden. Das läuft unter dem Titel ‚Sparen‘. Am Ende zahlt der Patient. Da findet ein Shift von den Kassen auf die Patienten statt, der so verschleiert wird.“ Diese Umsätze werden laut Apothekerkammer unter den Privatumsätzen der Apotheken registriert.
In Österreich werden 70% davon von den Krankenkassen bezahlt. 2013 gab es einige Bundesländer-Unterschiede: Bei einem nominellen Zuwachs von österreichweit 1,1% bei den Kassenausgaben für Arzneimittel lagen das Burgenland (0,7%), Kärnten (0,6%), Niederösterreich (1%), Steiermark (0,5%), Tirol (0,9%) und Wien (0,0%) unter dem Durchschnitt. In Oberösterreich (1,6%), Salzburg (4,2%) und Vorarlberg (6,4%) wurde wertmäßig mehr verschrieben. Die Zahl der Packungen stieg österreichweit nur um 0,2%.

Spezialpräparate am Vormarsch

Im Umkehrschluss bedeutet die Entwicklung aber auch einen Zuwachs an Verschreibungen in der höheren Preisklasse.
Nimmt man wertmäßig die Zahlen von 2004 mit 100 an, stiegen die Ausgaben für Arzneimittel mit einem Packungswert von mehr als 200 Euro bis einschließlich 2013 fast auf das Dreifache (291,81).
Der Umsatzzuwachs bzw. die Kosten für die Krankenkassen bei den Medikamenten mit einem Packungspreis unter 200 Euro betrug hingegen von 2004–2013 nur 9,35%.
Die Entwicklung ist vor allem auf immunmodulierende und in der Krebstherapie eingesetzt Medikamente zurückzuführen – zum Wohl der Patienten.
Innerhalb von vier Jahren erhöhte sich im Österreich-Durchschnitt der Anteil der Arzneimittel, die pro Packung mehr als 200 Euro kosten (Einkaufspreis) von 24,5 auf 31,5%.
Fazit: Österreichs Ärzte verschreiben kostengünstig. Gleichzeitig werden die Patienten im Bedarfsfall auch mit innovativen und vergleichsweise teureren Arzneimitteln versorgt. Klar ist, dass die Krankenkassen viele Arzneimittel in ihrem Erstattungskodes (Boxen) „außen vor“ lassen: 2013 gab es 5.587 Präparate in der „Grünen Box“, „hellgelb“ waren 418, „dunkelgelb“ 632, 77 in der „Roten Box“ und gar 7.072 in der „No Box“.
Auch sonst braucht sich die österreichische Gesundheitspolitik keine großen Sorgenfalten wegen der Entwicklung der Ausgaben machen: 2009–2011 betrug der jährliche Ausgabenzuwachs nur noch plus 0,5%.