RHEUMA: Schmerzmittel bremsen Fortschreiten von Morbus Bechterew

Bis zu 340.000 Menschen leiden in Deutschland an M. Bechterew, auch ankylosierender Spondylitis (AS) genannt. Oft beginnt die Krankheit mit Schmerzen und Steifigkeit im unteren Rücken. Morgens sind die Beschwerden besonders stark. In der zweiten Nachthälfte wachen AS-Patienten wegen der Schmerzen auf, dann müssen sie sich bewegen, um sich Erleichterung zu verschaffen. Oft treten die Symptome bereits im Alter von etwa 26 Jahren auf. Eine frühe Diagnose ist wichtig, um eine optimale Therapie einleiten zu können, denn der entzündliche Prozess kann zu einer knöchernen Versteifung der Wirbelsäule führen.
Gegen Schmerzen und Steifheit werden nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Naproxen, Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin oder ein Coxib verordnet. Aber mehr als die Hälfte der Patienten nimmt diese Mittel nicht regelmäßig – etwa dann, wenn die Beschwerden relativ gering sind oder wenn sie andere Arzneimittel wie die TNF-Blocker einnehmen. „Dabei zeigen Studien, dass eine regelmäßige NSAR-Einnahme über einen längeren Zeitraum nicht nur die Symptome lindert, sondern auch das Fortschreiten der Erkrankung bremsen kann – allerdings nur bei bestimmten Patienten“, so Prof. Dr. Joachim Sieper, Leiter der Rheumatologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin.
In einer aktuellen Studie untersuchten Berliner Rheumatologen den Verlauf von 88 AS-Patienten über zwei Jahre. Jene Patienten, die regelmäßig NSAR eingenommen hatten (mindestens 50% der maximalen empfohlenen Dosis täglich), wiesen keine weitere Verknöcherung in der Wirbelsäule auf. Dagegen verschlimmerte sich die Versteifung der Wirbelsäule bei jenen Patienten, die NSAR seltener oder in einer kleineren Dosis einnahmen.
„Von dieser Behandlung haben vor allem jene Patienten profitiert, die das höchste Risiko für eine Verschlimmerung der Erkrankung hatten“, erläutert Sieper. Das waren Menschen mit hohen Werten des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) oder aber mit Syndesmophyten. Diese beiden Risikofaktoren weisen etwa ein Drittel der AS-Patienten auf“, so Sieper.

Literatur:
Denis Poddubny, Martin Rudwaleit, Hildrun Haibel, Joachim Listing, Elisabeth Märker-Hermann, Henning Zeidler, Jürgen Braun, Joachim Sieper: Effect of non-steroidal anti-inflammatory drugs on radiographic spinal progression in patients with axial spondyloarthritis: results from the German Spondyloarthritis Inception Cohort. Annals of Rheumatic Diseases, 2012, Online-Vorabveröffentlichung
Quelle: Pressekonferenz am 20. September 2012 im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) in Bochum.