Spannende Fortschritte in der Gastroenterologie

Auf dem Weg zu Innovation und Weltklasse-Forschung bot der Kongress 2014 topaktuelle Graduierten-Lehrgänge, die Präsentation neuer Forschung und Theorien zu einem breiten Spektrum an Krankheiten des Verdauungssystems; die Einführung des E-Poster-Terminals, die extrem interaktiven Veranstaltungen „Posters in the Spotlight“ („Poster im Rampenlicht“) sowie parallel laufende Hightech-Livestreams für ein globales Publikum.
Viele aufregende Fortschritte der gastrointestinalen (GI) Gesundheitsversorgung werden jedes Jahr auf der UEG-Week vorgestellt, und ich freue mich, meine persönlichen Highlights der Neuerkenntnisse in der Behandlung und Fortschritte in der Diagnosetechnik vom diesjährigen Kongress mit Ihnen zu teilen.

Neue Biopharmaka für chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Unter den präsentierten Behandlungsfortschritten waren neue Biopharmaka zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmkrankheiten (CED): „Therapy update: Best use of biologics in IBD in 2014“ („Therapie-Update: Die beste Anwendung von Biologika bei CED im Jahr 2014“) sowie aus meinem eigenen Fachbereich: „Viral Hepatitis C: Optimal management today and in the near future.“ („Virushepatitis C: Der optimale Umgang heute und in der nahen Zukunft“).
Die Veranstaltung über die neuen Biopharmaka für CED sowie viele der Free-Paper-Abstracts, die dieses Jahr bei der UEG-Week eingereicht wurden, kündeten von einer neuen spannenden Ära für die Behandlung von CED in der täglichen klinischen Praxis. Das Potenzial zur therapeutischen Medikamentenüberwachung ist beachtlich – frühzeitige Messungen von Arzneimittel- und Anti-Drogen-Antikörper-Konzentrationen – um bei der Bestimmung des primären Nichtansprechens oder des sekundären Verlusts des Ansprechens auf Biopharmaka-Therapien und der Entscheidungsfindung zu unterstützen.

Tablettenmedikation bei Hepatitis C

Bezüglich der Fortschritte bei der Behandlung von Virushepatitis C wurden Daten zu einigen neuen Formen reiner Tablettenmedikation präsentiert, die bei den meisten Patienten, die mit Hepatitis C (HCV) infiziert sind, zur schnellen Heilung führen und bald in Europa weitverbreitet verschrieben werden könnten. Diese neuen Formen reiner Tablettenmedikation haben das Potenzial, Viren effektiver, sicherer und schneller auszuschalten als die derzeitigen Therapien, selbst bei traditionell schwer heilbaren Patienten.

Neue Diagnosetechniken bei nichtdysplastischen Barrett-Ösophagus

Signifikante Entwicklungen in der Diagnosetechnik wurden bei einer Präsentation zu den Ergebnissen einer groß angelegten Studie zur Verbesserung der Überwachungsprogramme bei der Behandlung des nichtdysplastischen Barrett-Ösophagus (BO) mithilfe der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) enthüllt. An der Studie nahmen 428 Patienten teil, die am nichtdysplastischen BO litten.
Die Autoren zeigten, dass marker-positive Patienten ein signifikant höheres jährliches Risiko der Entwicklung einer hochgradigen Dysplasie/eines Adenokarzinoms des ösophagogastralen Übergangs haben als marker-negative Patienten. Laut einem multivariaten Cox-Modell ist ein positives FISH-Ergebnis ein wesentliches Anzeichen für die Krankheitsprogression. Diese Ergebnisse zeigen an, dass molekulare Marker in der klinischen Praxis zur Stratifizierung von Patienten mit nichtdysplastischem BO in Kategorien geringen und hohen Risikos sowie zur Bestimmung der Patienten nützlich sein könnten, die letztendlich Krebs entwickeln würden und damit in aggressive Überwachungsprogramme aufgenommen werden müssen.

Zeitabstände für Nachbeobachtungskoloskopien

Die Präsentation eines Abstracts einer japanischen Multicenter-Studie zur Nachbeobachtung von Patienten nach der endoskopischen Resektion von adenomatösen Läsionen im Dickdarm war ebenfalls ein wichtiger Beitrag zur Optimierung der diagnostischen Versorgung. Der Beitrag zeigt deutlich, dass nach Erhalt eines „sauberen“ Dickdarms durch Polypektomie und zwei Koloskopien im Abstand von je einem Jahr kein Grund besteht, eine Nachbeobachtungskoloskopie vor Ablauf von drei Jahren durchzuführen.
Die Belastung mit Nachbeobachtungskoloskopien in inadäquaten Zeitabständen ist einer der Hauptgründe für die Überbelastung vieler westlicher Endoskopie-Einheiten. Diese Daten sollten Patienten bezüglich des tatsächlichen Risikos zur Entwicklung neuer adenomatöser Läsionen beruhigen. Zweitens zeigt dies, wie genau unsere japanischen Kollegen bei der Identifizierung und Entfernung von nichtpolypoiden Läsionen sein können, die sehr wahrscheinlich der Ursprung vieler rechtsseitiger Karzinome in westlichen Ländern sind. Die qualitativ hochwertige Koloskopie ist in unserer täglichen Praxis nicht mehr wegzudenken und wir sollten jede Weiterbildungsmöglichkeit wahrnehmen, um unsere diagnostischen und therapeutischen Fähigkeiten zu verbessern.

Forschungspreis und Auszeichnungen für Top-Abstracts

Der UEG-Forschungspreis wurde Prof. Dr. Rebecca Fitzgerald von der Universität Cambridge im Vereinigten Königreich für ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet der Früherkennungsmethoden des Ösophaguskarzinoms verliehen. Professor Fitzgeralds Preis wird ihre Arbeit an der Entwicklung einer Biomarker-Untersuchung zur Regelung des klinischen Umgangs mit Barrett-Ösophagus unterstützen.
2014 wurde eine Rekordanzahl an Abstracts eingereicht, und das Wissenschaftliche Komitee wählte die folgenden fünf Top-Abstract-Gewinner aus: Dr. Michael Sigal von der medizinischen Fakultät der Stanford-Universität, Dr. Takahisa Matsuda vom Nationalen Krebszentrum in Tokio, Dr. Gitta Maria Seleznik vom Universitätsspital Zürich sowie Dr. Lidewine Daniels und Dr. Jochem Huib Jan Bernink vom Akademisch-medizinischen Zentrum Amsterdam.

Paneuropäische UEG Studie zur Verdauungsgesundheit und -gesundheitsversorgung

Auf der Week wurde auch die große paneuropäische UEG-Studie zur Verdauungsgesundheit gestartet. Sie beleuchtet die Belastung von gastrointestinalen (GI) Krankheiten sowie die Varianz bei Neuerkrankungs- und Mortalitätsraten. Die Studie stellt außerdem Details zu den sich verändernden Trends und Ungleichheiten bei vielen GI- und Leberkrankheiten und zur Versorgung mit Gesundheitsvorsorgeleistungen auf dem gesamten Kontinent bereit.
„Gesundheitsvorsorge in Europa 2040“ – eine Reihe an Szenarien einer möglichen Zukunft der Gesundheitsvorsorge in Europa im Jahr 2040 war ein Schwerpunkt auf der UEG-Week. Diese Initiative will Diskussionen, Debatten und die Zukunftsplanung zwischen der Politik und der Gastroenterologie-Gemeinschaft anregen. Es wird interessant sein zu sehen, welches Szenario der GI-Gemeinschaft als am wahrscheinlichsten erscheint und wie sich dadurch die Zukunft der Verdauungsgesundheit entwickelt.

Weitere Informationen unter: www.ueg.eu