„Susi Sorglos“ als Märchen – oder doch ein Weg in die Zukunft?

Ein „Susi-Sorglos-Paket“ will ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer für den ärztlichen Nachwuchs entwickeln, um ihm Kassenverträge schmackhaft zu machen. Es darf davon ausgegangen werden, dass er damit nicht die vom Komiker Otto Waalkes einst erfundene naive Figur meint, deren Haarföhn sich als verzauberter Prinz entpuppt. Dennoch gefällt das Bild nicht allen Ärzten. „Bin ja auch mal um Wortschöpfungen nicht verlegen, aber immer mit Respekt und lustig – hoffe ich. Susi-Sorglos-Paket ist aber respektlos und zeigt auf, was man sich denkt“, kommentiert etwa Oberösterreichs Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser in den sozialen Medien. Dennoch sei er über die Gesprächsbereitschaft erfreut – auch wenn die Verhandlungen mit der Gesundheitskasse „kompliziert“ werden könnten.
Das Beispiel zeigt, dass für Gespräche auf beiden Seiten viel Feingefühl nötig sein wird.

In den vergangenen Jahren wurden nicht nur Gräben aufgerissen, es herrscht auch Misstrauen. Und die vergangenen Tage zeigen, wie stark die Debatte über ein breites kassenärztliches Angebot und die Frage nach dem Nachwuchs im niedergelassenen Bereich polarisiert. Vor allem im hausärztlichen Bereich, aber auch in Fächern wie der Kinder- und Jugendheilkunde gehen Lücken in der Versorgung immer weiter auf. Zuletzt hatte ÖGK-Arbeitnehmerobmann Andreas Huss darauf gedrängt, für niedergelassene Ärzte die Alternative Wahlarzt einzuengen und einige Bereiche der ÖVP zeigen sich dem durchaus nicht abgeneigt.

Reformen und Umdenken

Oberösterreichs Landeshauptmannstellvertreterin und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) schlug gar Pflichtdienste für Wahlärzt:innen etwa in der Drogentherapie oder bei Nachtdiensten vor. Schließlich werde das Medizinstudium öffentlich finanziert, so ihr Argument. Auch Rechtsanwälte müssten in Österreich verpflichtend Verfahrenshilfe leisten. Wurzer zeigt sich einer Debatte darüber zumindest nicht ganz abgeneigt. Huss wiederum spricht sich für eine Umstellung auf das deutsche System aus, wo es entweder Ärzt:innen im Kassensystem oder reine Privatärzt:innen gebe. Derzeit fördern ja Kassen das Wahlarztsystem, indem sie Patienten 80 % des Kassentarifes erstatten. Indirekt sparen sich die Kassen damit Geld und forcieren Selbstbehalte durch die Hintertüre.
Zumindest hier könnte es nun ein Umdenken bei der ÖGK geben. „Wir haben über 10.000 Vertragsärzt:innen. Natürlich sehen wir, dass es Nachbesetzungsprobleme gibt. Wir nehmen das ernst, wir brauchen aber neue Vertragsarztmodelle und diese können wir nur mit unserem Vertragspartner – der Ärztekammer – fixieren“, sagte Wurzer zuletzt in einem ORF-Fernsehinterview. Weil Ärzt:innen nicht Betriebswirtschaft studieren, sondern Medizin, bräuchten sie Unterstützung, meint Wurzer und nennt das eben ein Susi-Sorglos-Paket. Da für viele Ärzte das unternehmerische Risiko eine Hürde darstelle, soll es Unterstützung bei der Ordinationsgründung geben. Weil das Interesse an Einzelordinationen abnehme und die neue Generation an Ärzt:innen lieber in Teams arbeite, biete man flexible Vertragsmodelle an, etwa mit der Teilung von Kassenstellen, Gruppenpraxen und Primärversorgungseinheiten. Außerdem wolle man jüngere Mediziner:innen dazu bewegen, einen Kassenvertrag zu übernehmen, und auch pauschale Honorierungsmodelle anbieten. Unterstützung gibt es von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Er werde sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und Gespräche mit allen Beteiligten suchen.

Verhandlungsangebote willkommen

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, kritisiert den Druck auf Wahlärzt:innen, begrüßt aber die Verhandlungsangebote für Vertragsärzt:innen. „Wir nehmen mit Freude zur Kenntnis, dass die ÖGK anscheinend endlich über die Attraktivierung des Kassensystems sprechen will“, sagt Steinhart. Für ernsthafte Gespräche sei man stets bereit. Es bräuchte ganz klar neue Arbeitsmodelle und eine zeitgemäße Honorierung, damit sich junge Ärzt:innen für eine Kassenstelle entscheiden und ihren Patient:innen die Zeit und die Versorgung bieten können, die sie brauchen.