Überraschender Befund im CT − Zunehmende Wesensveränderung mit Krampfanfall

Eine zunehmende Persönlichkeitsveränderung mit Apathie, Antriebslosigkeit und psychomotorischer Verlangsamung hatte einen 50-jährigen, bisher vollständig gesunden Patienten zum Hausarzt geführt. Die klinische Untersuchung ergab keinen auffälligen Befund auch die orientierende neurologische Untersuchung war unauffällig. Deshalb wurde der Verdacht auf eine psychiatrische Erkrankung bzw. eine beginnende Demenz geäußert und eine Vorstellung bei einem Psychiater vereinbart.

Generalisierter Krampfanfall

Einige Tage später kam es zu einem generalisierten tonisch-klonischen Krampfanfall, was zur notfallmäßigen stationären Aufnahme führte. Bei der Aufnahme war der Patient somnolent, weder örtlich noch zeitlich noch zur Person orientiert. Ansonsten zeigten sich jedoch keine neurologischen Ausfallerscheinungen.
Daraufhin wurde sofort ein kraniales CT durchgeführt. Dabei ergab sich ein überraschender Befund, nämlich ein ausgedehnter tumoröser Prozess, der unregelmäßig geformt war und randständig eine starke Kontrastmittelaufnahme zeigte. Die Diagnose lautete: Glioblastom im Frontalhirn. Wegen des perifokalen Ödems wurde sofort eine Therapie mit Dexamethason eingeleitet, bevor der Patient in eine neurochirurgische Abteilung verlegt wurde. Hier wurde eine Operation zur Verkleinerung der Tumormasse durchgeführt. Doch nach einigen Wochen verstarb der Patient.

 

 

Schlechte Prognose

Das Glioblastom ist der häufigste hirneigene bösartige Tumor bei Erwachsenen, wobei meist ältere Menschen über 60 Jahren betroffen sind. Die häufigste Lokalisation ist die Großhirnrinde, wobei Frontal- und Temporallappen bevorzugt befallen sind. Häufig wachsen sie infiltrierend über den Balken hinaus in die andere Hirnhälfte, sodass sie schmetterlingsähnlich imponieren. Wegen des raschen Wachstums entwickeln sich die Symptome meistens rasch innerhalb weniger Wochen. Erste Symptome können Kopfschmerzen oder epileptische Anfälle oder fokale neurologische Ausfälle wie Lähmungen, Aphasien oder Sehstörungen sein. Nicht selten stehen primär auch Persönlichkeitsveränderungen, eine Apathie oder eine psychomotorische Verlangsamung im Vordergrund. Spätsymptome sind Erbrechen, Somnolenz oder Koma als Folge des erhöhten Hirndrucks.
Die Prognose ist sehr schlecht. Mit einer neurochirurgischen Tumorverkleinerung kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden, eine kurative Resektion ist allerdings nicht möglich. Die Operation mit nachfolgender Bestrahlung und Chemotherapie kann die Überlebenszeit um einige Monate verlängern und die Symptome lindern, aber eine endgültige Heilung ist bislang nicht möglich.

Fabula docet

Bei einem erstmals aufgetretenen Krampfanfall, aber auch bei anhaltenden Kopfschmerzen und einer plötzlich einsetzenden Persönlichkeitsveränderung sollte auch immer an einen Hirntumor gedacht und deshalb eine bildgebende Diagnostik veranlasst werden.