Wissenschaft braucht Hausärzte – Hausärzte brauchen Wissenschaft

Die beste Evidenz für mein ärztliches Handeln besteht, wenn sich meine Erfahrung mit den evidenzbasierten Forschungsergebnissen und Leitlinien deckt. Eine österreichweite universitäre Allgemeinmedizin – gefordert auch im Masterplan der ÖGAM und ÖÄK (https://oegam.at/masterplan) – wird nur dann sinnvoll sein, wenn für die Allgemein- und Familienmediziner spürbar wird, dass die Forschungsergebnisse der Universitätsinstitute für Allgemeinmedizin für ihr alltägliches Tun in den Ordinationen Relevanz haben und umsetzbar sind. Forschung in der Allgemeinmedizin sollte in Österreich forciert werden, da wir die Chance haben, Erkenntnisse für unsere Patienten im realen Lebenskontext, in ihrer Multimorbidität zu gewinnen. Studien an Kliniken haben ihre Limitationen immer dort, wo es zu Selektionen kommt: Diese Patientengruppen erfüllen meist viele Ausschlusskriterien und sind aufgrund der Spezialisierung der Klinik vorselektiert. Um größtmögliche Praxisnähe zu erreichen, schließt beim diesjährigen Kongress jeder Beitrag mit einer Take-home-Message.

Mit dem Kongress möchten wir gemeinsam die hausärztliche Primärversorgung stärken – nach außen wie nach innen. Der Austragungsort Innsbruck im Herzen der Alpen mag dabei als Allegorie dienen: Um unseren Fachbereich für die Zukunft zu rüsten, sind noch ganze Berge an Herausforderungen zu nehmen, etwa in der Aus- und Weiterbildung oder in der (Mit-)Gestaltung der sozioökonomischen Rahmenbedingungen.

Als Highlights für den persönlichen Austausch unter interessierten Kollegen dürfen die Keynote Speaker hervorgehoben werden:

Dr. Günther Loewit: Ersatzreligion Medizin – wie viel Medizin überlebt der Mensch?

Prof. Dr. Michael M. Kochen, MPH, FRCGP: Forschung in der Praxis: absolut essenziell

Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser: Wie kommt evidenzbasierte Medizin zum Patienten?

Prof. Dr. Frede Olesen: The context and the doctor as a drug

Damit unser allgemeinmedizinischer Nachwuchs gut auf seine spätere berufliche Tätigkeit vorbereitet ist, werden spezielle Seminare und Workshops für Jungärzte und Studierende angeboten, aber auch innovative Lehrformate diskutiert. Zum ersten Mal wird es ein gemeinsames Lehrpraxisleiterseminar der Universitäten Innsbruck, Graz und Salzburg für die universitäre Lehre geben; der persönliche Erfahrungsaustausch dabei wird die eigene Weiterentwicklung und somit auch jene der Allgemeinmedizin fördern. Nicht zuletzt sei noch auf das neue Simulationszentrum am AZW hingewiesen: Hier werden wir bei begrenzter Teilnehmerzahl Praxissituationen mit Schauspielern üben und reflektieren – gerne gemeinsam mit den Ordinationsmitarbeitern, für die auch noch gesonderte Workshops angeboten werden.

Ich möchte Sie herzlich zum gemeinsamen Austausch in Innsbruck einladen, denn:

„Nur was man gut macht, macht man gerne!“

Ihr Herbert Bachler, ÖGAM-Kongresspräsident