Von Hormontherapie bis Therapiezieländerung

Am 10. April 2025 fand in Graz der 7. Steirische AHOP-Fortbildungstag statt, erneut organisiert von Bettina Fiedler und Marlene Fitzek. Der Tag war gefüllt mit einer Vielfalt an pflegepraktischen Themen. Den Anfang machte die Hormontherapie zusammen mit den unterstützenden Ernährungsstrategien und dem Erhalt der sexuellen Gesundheit während einer Krebsbehandlung. Einblicke in allgemeine und spezifische Hygienemaßnahmen im stationären Setting, die CAR-T-Zell-Therapie, die subkutane Verabreichung von antineoplastischen Therapien sowie die sozialrechtliche Unterstützung bei einer Krebsdiagnose rundeten das Programm ab. Abschließend berichtete Johanna Wagmeier, aus Sicht einer Patientin, sehr ehrlich und humorvoll über ihre Erfahrung mit einer Tumorerkrankung.

Zwischen Hoffnung und Realität: Therapiezielentscheidungen

Besonders herausgestochen ist der Programmpunkt der Therapiezieländerung (TZÄ) – thematisch aufbereitet von Ass.-Prof.in Dr.in Schaberl-Moser, gefolgt von einem Vortrag der Psychotherapeutin Sandra Burgstaller zu möglichen psychischen Herausforderungen bei Therapiezieländerung für Betroffene und das Behandlungsteam.
Eine mögliche Ursache für die verzögerte oder versäumte TZÄ ist die enorme diagnostische und therapeutische Entwicklung in der Onkologie. Teilweise kommt es aber auch zu starken Therapiewünschen seitens der Patient:innen, wo ein möglicher Schaden größer als der Nutzen wäre. Hier wird eine umfassende Aufklärung als essenziell gesehen.
Es wird betont, dass bei einem Aufklärungsgespräch mit den Patient:innen und deren Zugehörigen komplexe Informationen verständlich übermittelt werden sollen. Die oder der Betroffene soll ganzheitlich wahrgenommen und eine vertrauensvolle Basis zwischen den Gesprächspartner:innen hergestellt werden.
Besonderen Einfluss auf diese Gespräche haben die Rahmenbedingungen. Komplexe Gespräche benötigten Vorbereitung, Strukturierung, eine adäquate Umgebung, Zeit sowie den Konsens des multiprofessionellen Teams. Es sollte nicht unvorbereitet, unter Zeitdruck oder mit möglichen Störfaktoren im Patientenzimmer geführt werden. Ebenso sind Tele- oder Videokonsultationen für eine Befundbesprechung oder TZÄ nicht sinnvoll.

Psychische Herausforderungen bei Therapiezieländerungen

Allgemeine Herausforderungen können nicht festgelegte oder verfehlte Ziele, fehlende oder nicht ausreichende Kommunikation und unerwartete Veränderungen im Prozess sein.
Die Patient:innen befinden sich in Ausnahmesituationen und könnten nach einem Transitionsmodell in die Phasen der Lebenssehnsucht (Kampf gegen die Erkrankung), der Todessehnsucht (Emotionen wie Angst, Trauer, Verzweiflung, Wut, Hoffnungslosigkeit) und der Hingabe (Annahme der lebensbedrohlichen Erkrankung) eingeteilt werden, um sie individuell zu unterstützen (Literatur bei Sandra Burgstaller).
Die Betreuungsteams stehen vor dem Spannungsfeld von persönlicher Betroffenheit und ihrer professionellen Rolle. Mediziner:innen werden mit Gefühlen von Unzulänglichkeit, Versagen und Ohnmacht konfrontiert. Sie sind in der „Helferrolle“, haben eine notwendige „Reparaturmentalität“ und eine Nähebeziehung zu den Patient:innen.
Pflegepersonen sind in einer vermittelnden Rolle und erhalten einen umfassenden Einblick in den körperlichen und psychischen Zustand der Betroffenen. Dennoch bleibt aufgrund des hohen Arbeitspensums wenig Zeit für komplexe Situationen und die Herausforderung der Gratwanderung zwischen Autonomie und Fürsorge.

Fazit

Eine erfolgreiche TZÄ äußert sich durch informierte und ihre Krankheit akzeptierende Patient:innen und Zugehörige. Behandlungsziele und Therapieoptionen werden verstanden und somit eine gemeinsame Entscheidungsfindung („shared decision-making“) ermöglicht.
Eine TZÄ braucht Diskussion und Selbstreflexion im multiprofessionellen Team. Zeit, Ort und Struktur sowie eine situationsadäquate Transparenz und eine Absprache auf Augenhöhe im Team sind essenziell für ein gelingendes Gespräch.