Akute Migräne an der Tara

Akute primäre Kopfschmerzen eignen sich grundsätzlich für die Selbstmedikation. Im Zweifelsfall ist eine ärztliche Konsultation empfehlenswert, wenn z. B. eine ungewöhnliche Dauer, Intensität, Häufigkeit oder eine Therapieresistenz auftritt. Zusätzlich einhergehende Symptome wie neurologische Erscheinungen, Nackensteifigkeit, hohes Fieber oder psychische Veränderungen sind weitere Warnsignale. Personen > 40 Jahren mit erstmalig auftretenden ungewöhnlichen Kopfschmerzen gehören ebenso in ärztliche Behandlung wie Kinder < 7 Jahren; die Behandlung von Kopfschmerzen nach Verletzungen, Stürzen, epileptischen Anfällen u. ä. ist selbstredend. Nicht vergessen darf man auch auf mögliche Arzneimittelneben- oder -wechselwirkungen – werden solche vermutet, erfordern sie eine ärztliche Rücksprache und entsprechend ggfs. eine Therapieumstellung.

Empfehlungen für die Selbstmedikation

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. empfiehlt unter Beachtung von Kontraindikationen und Wechselwirkungen hierzu folgende Mittel:

  • Einzeldosis mit 1.000 mg ASS
  • Einzeldosis mit 400 mg Ibuprofen
  • Einzeldosis mit 1.000 mg Paracetamol
  • Einzeldosis der fixen Kombination aus 500 mg ASS + 500 mg Paracetamol + 130 mg Coffein (bzw. näherungsweise je nach Verfügbarkeit)

Sie hält fest, dass es für andere Wirkstoff(-kombinationen) derzeit nicht genügend Evidenz gäbe. Patient:innen, die ihre Attacken mit solchen anderen Wirkstoffen jedoch bisher erfolgreich behandelt haben, sollten diese nicht verwehrt werden. Laut S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“ sollten leichtere und mittelstarke Migräneattacken zunächst mit NSAR bzw. Kombinationen behandelt werden. Sie wirken auch bei einem Teil der Patient:innen mit schweren Migräneattacken. Am besten belegt ist die Wirkung bei ASS und Ibuprofen.Ebenso verfügbar sind OTC-Formulierungen von Triptanen. Sie sollten bei starken Kopfschmerzen und bei Migräneattacken, die nicht auf Analgetika, Kombinationen von Analgetika mit Koffein oder auf NSAR ansprechen, eingesetzt werden und sind jenen Patient:innen vorbehalten, die bereits eine eindeutige Migränediagnose erhalten haben. Ausführlichere Informationen zum Thema Triptane lesen Sie auf den vorhergehenden Seiten in dieser Ausgabe.

Beratungstipps für Migränepatient:innen

  • Ausschalten und Vermeiden anfallfördernder Faktoren (hilfreich: Kopfschmerztagebuch)
  • Einnahme der Akutmedikation möglichst früh zu Beginn der Kopfschmerzphase
  • Schwelle für medikamenteninduzierten Kopfschmerz: ≥ 10 Tage/Monat (Triptane, Kombinationsanalgetika), ≥ 15 Tage/Monat (Monoanalgetika)
  • Dauer und Häufigkeit der Migräneattacken können eine individuell ärztlich abgestimmte Prophylaxe nötig machen.
  • Magnesium, Mutterkorn, Pestwurz, Riboflavin und Coenzym Q10 können versucht werden.
  • Regelmäßiger aerober Ausdauersport wird als wirksam bezeichnet.
  • Antiemetika (Metoclopramid, Domperidon) gegen Übelkeit und Erbrechen vorrätig halten.
  • nichtmedikamentöse Therapieversuche: Akupunktur, Vasokonstriktionstraining, externe transkutane Stimulation des N. trigeminus im supraorbitalen Bereich, Entspannungsmethoden etc.

Prävalenz

Von den primären Kopfschmerzerkrankungen (> 90 % der Kopfschmerzen) ist neben dem Spannungskopfschmerz die Migräne mit einer 1-Jahres-Prävalenz zwischen 10 und 15 % eine häufige Erkrankung.
Vor der Pubertät beträgt die 1-Jahres-Prävalenz der Migräne 3–7 % (beide Geschlechter gleiche Häufigkeit), später besteht die höchste Prävalenz zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr (Frauen 3-mal häufiger).