Alarmierende Zahlen vom Zoll

Die Marken- und Produktpiraterie gefährdet nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit in der EU, den Handel und die Investitionen in Forschung und Innovation, sondern in hohem Maße auch die Gesundheit, wenn es um die Fälschung von Arzneimitteln geht. „Die größte Produktgruppe bei den Fälschungen sind nach wie vor die Medikamentenplagiate. Nahezu 25 % aller vom österreichischen Zoll gefundenen Sendungen mit Fälschungen betrafen diese wohl gefährlichste Form der Produktpiraterie!“, heißt es in dem Bericht.

Potenzmittel steigend

Im Jahr 2013 hat der Zoll 1.894 Produktpiraterieaufgriffe (Sendungen) verzeichnet. Bei 436 davon wurden insgesamt 22.293 Medikamentenplagiate beschlagnahmt. Damit ist der Trend leicht rückläufig (2012: 630 Sendungen und 33.404 Plagiate). Zu den am meisten beschlagnahmten gefälschten Arzneimittel zählen nach wie vor Lifestyle-Präparate, vor allem Potenzmittel, Diätpillen und Haarwuchspräparate. Im Vergleich zu den Vorjahren steigt aber der Anteil der Potenzmittel, wohingegen der Anteil anderer Lifestyle-Präparate sinkt. In den letzten Jahren stammte die überwiegende Anzahl (bis zu 95 %) der Medikamentenfälschungen aus Indien. Seit 2011 wird aber ein neuer Trend beobachtet: Singapur ist die neue Drehscheibe für die Verteilung von Medikamentenfälschungen. 2013 wurden nahezu 20 % der aufgegriffenen Medikamentenplagiate über Singapur in die EU geliefert.

Erfolg für Pangea VI

Erfolgreich verlief laut BMF die international organisierte Aktionswoche im Kampf gegen den Verkauf illegaler Medikamente im Internet. An der Operation „Pangea VI“ nahmen weltweit fast 100 Länder teil, in Österreich beteiligten sich der Zoll, die AGES-Medizinmarktaufsicht und das Bundeskriminalamt. Allein vom Zollamt Wien wurden im Aktionszeitraum von 18.–25. Juni 2013 ungefähr 2.000 Briefe und Pakete kontrolliert. Dabei wurden 36 Sendungen mit 4.140 illegalen Medikamenten aufgegriffen. 21 dieser Sendungen enthielten 970 gefälschte Pillen, hauptsächlich Potenzmittel, die vor allem aus Indien stammen. Versendet wurden die Plagiate zum Teil über Singapur und die Schweiz. Die anderen 15 Sendungen betrafen 2.170 illegale, im Internet bestellte Medikamente. Dabei handelte es sich um Hormonpräparate, Antidepressiva, Diätmittel, Mittel gegen Multiple Sklerose, Haarwuchsmittel, Mittel gegen Zahnfleischentzündungen und Karies, Antiallergika, Mittel gegen Leberschäden, Antibiotika, Schmerzmittel und Mittel zur Brustvergrößerung. Die meisten Mittel wurden in den USA bestellt und auch von dort geliefert.

Arzneien als Schmuggelgut

Gefälschte Medikamente werden aber auch immer wieder als Schmuggelgut aufgegriffen, vor allem am Flughafen Wien. Insgesamt haben die Zöllner im Jahr 2013 bei Kontrollen im Reiseverkehr 64 Mal zugegriffen und 40.270 geschmuggelte Medikamente aufgegriffen. Herkunftsländer waren China, Thailand, Ägypten und die Türkei. Bei ungefähr 60 % der Pillen handelte es sich vermutlich um Plagiate, so das BMF.

Quelle: Produktpirateriebericht 2013 – Bericht an den Nationalrat über die Anwendung der EG-Produktpiraterie-Verordnung 2004 und des Produktpirateriegesetzes 2004 im Jahr 2013