„Apotheke bereit“ – zwei vereinte Welten

Der Online-Versandhandel mit OTC boomt. Bislang haben die öffentlichen Apotheken aber noch kein gemeinsames Gegenangebot für Kunden, die sich vorab online zu Produkten informieren und selbige bestellen möchten. „Es besteht die einmalige Chance, mit einem konzertierten und seriösen Auftreten der Apotheken im Internet dem Versandhandel entgegenzutreten, denn ab 2014 stehen die Tore für den Versandhandel mit rezeptfreien Arzneimitteln in Europa offen“, erklärt Mag. pharm. Viktor Hafner, EDV-Beauftragter des Apothekerverbands und Leiter des Projekts „Apotheke bereit“. Immerhin 68 % der Apotheker sehen laut einer Umfrage der Apotheker Krone1 im Versandhandel eine große bzw. mittlere Bedrohung, aber nur 38 % erachten den Aufbau eines eigenen Versandhandels als sinnvoll. Dem gegenüber stehen 50 % der Kunden, die ein „Click & collect“-Modell, also eine Kombination aus Internetbestellung und Abholung/Beratung in einer öffentlichen Apotheke, der reinen Online-Bestellung mit Heimbelieferung (17 %) bevorzugen würden.2 Also Höchste Zeit zu handeln!

Das Konzept von „Apotheke bereit“

Mit dem Projekt werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen soll den österreichischen Apotheken mit einem offiziellen Gesundheitsportal ein einheitliches, neues Gesicht im Internet verliehen werden. „Stichwort ‚Beratungsdiebstahl‘: Es ist längst überfällig, dass wir unsere Kunden dort abholen, wo sie sich zunehmend informieren, eben im Internet“, ist Hafner überzeugt. Im Infoportal können u. a. Arzneimittelinformationen bereitgestellt sowie Initiativen und Impfkampagnen beworben werden. Zum anderen soll der Handel mit OTC nicht kampflos dem Mitbewerb überlassen werden. „Wenn ich nur informiere, werden die Leute woanders kaufen“, meint Hafner und plädiert für die Integration eines „Click & collect“-Systems in das Online-Portal. Das Prinzip ist einfach (siehe auch Grafik): Die Kunden können sich in einem virtuellen Schaufenster alle in der Apotheke verschreibungsfrei verfügbaren Produkte ansehen und bestellen, wobei kein Kaufvertrag abgeschlossen wird. Es folgt die Auswahl der Abholapotheke, die sofort den Auftrag erhält, die Ware bereitzustellen. Ist das Produkt zu Abholung bereit, benachrichtigt sie den Kunden. Dieser holt das gewünschte Produkt ab und wird bei der Abgabe beraten. Die Bezahlung erfolgt wie gewohnt in der Apotheke. Die Vorteile liegen auf der Hand: Das System bietet mehr Service und Sicherheit und ist schneller als der Versandhandel. Der internetaffine Kunde wird in die Apotheke geholt und erhält eine fachlich fundierte Beratung.

 

 

Sicherheit geht vor

Der Aufbau des Portals und des „Click & collect“-Systems erfolgt durch den Österreichischen Apothekerverband, womit gesichert ist, dass die Qualität und die Datensicherheit gewährleistet sind. „Voraussetzung für die Realisierung des Projekts ist, dass mindestens 400 Apotheken österreichweit teilnehmen, damit eine ausreichende Flächendeckung erzielt werden kann“, so Hafner. „Die Finanzierung des Projekts erfolgt durch einen fairen Servicebeitrag der Apotheken und durch die Vermarktung der Plattform, bspw. durch gemeinsam mit dem Großhandel gesetzte Produktschwerpunkte“, erklärt Hafner. Kein Großprojekt wie dieses kann ohne konstruktive Kritik realisiert werden. So besteht von Seiten der Apotheker die Sorge, ob es zu einem Verlust der Glaubwürdigkeit kommt, da Kunden bislang immer auf die Gefahren des Internet aufmerksam gemacht wurden. Auch die Gerechtigkeit bei der Finanzierung ist ein Thema, da die Investitionskosten von allen Verbandsmitgliedern getragen werden. „Insgesamt aber dominieren die Vorteile des Projekts“, versichert Hafner und fordert die Apotheker auf, mitzumachen, um den Onlinehandel mit OTC dort zu behalten wo er hingehört: in die Apotheke.

Quellen:
1 ecoquest Market Research & Consulting GmbH. Apothekerbefragung November 2012.