Apotheker im Dienste der Arzneimittelsicherheit

Der modernen Medizin des 21. Jahrhunderts steht eine Vielzahl an Arzneimitteln zur Verfügung, viele Erkrankungen sind heute heilbar bzw. gut behandelbar. Entscheidend für einen Therapieerfolg sind jedoch zahlreiche Faktoren. Ein wesentlicher Punkt ist die Qualitätssicherheit der verwendeten Arzneimittel, welche nicht zuletzt durch die Apotheken garantiert werden muss. Weiters ist die richtige Anwendung der verordneten Medikamente für deren Wirkung ausschlaggebend. Die spezifische Beratung bezüglich Neben- und Wechselwirkungen sind ein wichtiges Betätigungsfeld der ApothekerInnen.

Qualität kommt aus der Apotheke

Das Internet hat das Kaufverhalten der Menschen stark verändert. Wurde es zunächst ausschließlich als Informationsquelle genutzt, um sich über bestimmte Produkte vor dem Kauf näher zu informieren, so ist der Online-Kauf für bestimmte Warengruppen heute durchaus üblich. Auch Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel werden über das Internet angeboten, günstige Preise sollen Käufer anlocken. Viele vergessen jedoch, dass die Qualität der im Internet angebotenen Waren für die KonsumentInnen nicht nachprüfbar ist – Berichte über internationale Arzneimittelfälschungen häufen sich. Laut WHO ist der Begriff „gefälschtes Arzneimittel“ wie folgt definiert: „Ein Medikament, das absichtlich und in betrügerischer Weise hinsichtlich Identität und/oder Herkunft falsch gekennzeichnet ist; der Begriff ,Fälschung‘ kann sich sowohl auf Markenprodukte als auch auf Generika beziehen.“ Gefälschte Arzneimittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel können demnach die richtigen, falsche oder gar keine Inhaltstoffe enthalten bzw. kann deren Menge von der Deklarierung abweichen.
Auch von Seiten des Gesundheitsministeriums wird immer wieder vor Käufen über das Internet gewarnt. Die strengen Kontrollen des österreichischen Gesundheitssystems garantieren nach wie vor die hohe Qualität der in österreichischen Apotheken erhältlichen Produkte. Die 2011 verabschiedete Fälschungsrichtlinie sieht außerdem bis zum Jahr 2017 ein europaweit harmonisiertes Sicherheitssystem vor, welches das Einbringen gefälschter Arzneimittel in die legale Versorgungskette verhindern soll.

Beratung verbessert die Compliance

Jedes Arzneimittel kann nur dann die gewünschte Wirkung bringen, wenn es auch richtig zur Anwendung kommt. Durch die individuelle Beratung der ApothekerInnen bezüglich Zeitpunkt und Dauer der Einnahme, Aufklärung über Wirkung und mögliche Neben- bzw. Wechselwirkungen wird die Compliance deutlich erhöht. Nicht zuletzt sei auch erwähnt, dass jede erfolgreiche Therapie neben dem positiven Nutzen für den Patienten langfristig auch zu einer Kostenersparnis innerhalb des Gesundheitssystems führt.
Aber nicht nur Arzneimittel, auch Nahrungsergänzungsmittel erfordern eine gezielte Beratung. Häufig wird deren Potenzial – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne – unterschätzt. Es handelt sich dabei eben nicht „nur um Vitamine oder Pflanzenextrakte“ – wie von Seiten vieler Laien oft verharmlost wird, sondern um wirksame Inhaltstoffe, welche erwünschte, aber sehr wohl auch unerwünschte Wirkungen aufweisen.

Gut sortierte Hausapotheke – sichere Selbstmedikation

Medikamente gegen Fieber, Kopfschmerzen, Durchfall etc. zählen ebenso zum nötigen Sortiment jeder Hausapotheke, wie ein gut sortiertes Erste-Hilfe-Paket. Die richtige Zusammensetzung der jeweiligen Hausapotheke hängt natürlich auch von den im Haushalt lebenden Personen ab (Kinder, Senioren). Neben der Beratung über die richtige Anwendung der Arzneimittel im Rahmen der Selbstmedikation ist auch die Information über die entsprechende Lagerung bzw. den Transport der jeweiligen Produkte von Bedeutung (Stichworte: nicht über 25º C lagern, bei Kühlware die Kühlkette nicht unterbrechen etc.). Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle des Ablaufdatums, zahlreiche flüssige Arzneimittel sind nach erstmaligem Öffnen nur noch begrenzt haltbar.

Problemfall Multimedikation

Insbesondere ältere Patienten nehmen häufig eine große Zahl unterschiedlicher Medikamente ein. Auch verändern sich im Alter pharmakodynamische und pharmakokinetische Prozesse im Körper, was wiederum zu einem veränderten Metabolismus der einzelnen Wirkstoffe gegenüber jüngeren Personen führt. Eine wichtige Aufgabe des Apothekers besteht darin, die Patienten über die einzelnen Präparate und ihre Anwendung zu informieren und ihnen somit eine praxisrelevante Übersicht über die Medikation zu geben. Dies betrifft nicht nur die erstmalige Abgabe eines Arzneimittels, vielmehr sollte die Beratung bei Dauermedikationen therapiebegleitend regelmäßig erfolgen. Häufig geraten Informationen seitens der Patienten in Vergessenheit und sollten somit immer wieder „aufgefrischt“ werden. Auch die periodische Nachfrage bezüglich Verträglichkeit und Wirksamkeit ist von Bedeutung, um etwaige Neben- bzw. Wechselwirkungen frühzeitig zu erkennen. Zu den Arzneistoffgruppen mit dem größten Wechselwirkungspotenzial zählen u. a. Psychopharmaka, Herzglykoside, Diuretika, orale Antikoagulanzien, NSAR, ACE-Hemmer, Betablocker, orale Antimykotika und Antibiotka. Vorsicht geboten ist auch immer bei Patienten mit eingeschränkter Leber- und/oder Nierentätigkeit sowie bei Problemen im Gastrointestinaltrakt. Der Arzneimittel-Sicherheitsgurt, der als Pilotprojekt bereits getestet wurde, könnte ein wertvolles Instrument zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit sein.