Apothekerkammerwahl bringt Erfolge für Angestelltenverband

Am 25. Jänner fanden wie berichtet die Apothekerkammerwahlen statt. Doch das war erst der Auftakt eines komplexen Prozedere. Zuerst wählen die wahlberechtigten selbständigen und angestellten Apotheker sowie Aspiranten die Mitglieder des Kammervorstandes (jeweils 17 Mitglieder) und der Delegiertenversammlung (jeweils 36 Mitglieder sowie 36 Ersatzdelegierte) für die Funktionsperiode 1. April 2022 bis 31. März 2027. Der Kammervorstand und die Delegiertenversammlung setzen sich jeweils zur Hälfte aus Mitgliedern der Selbständigen und Mitgliedern der Angestellten zusammen.

Komplexes Wahlsystem

Ins Rennen gingen Kandidaten von drei Verbänden – dem Österreichischen Apothekerverband für die Selbstständigen sowie dem Verband der Angestellten Apotheker Österreichs (VAAÖ) und dem „Forum Pharmazie“ für die Angestellten. Für Überraschungen sorgte vor allem der Ausgang bei den Angestellten – bei den Selbstständigen wurden die Kandidaten analog zu den Listen gewählt. Deutliche Zugewinne gab es bei den Angestellten für den VAAÖ. Lag man zuletzt mit dem „Forum Pharmazie“ bundesweit fast gleichauf, so konnte der Abstand nun deutlich vergrößert werden. Nach vorläufigen Informationen – die offizielle Bekanntgabe erfolgt nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe am 7. Februar – kam der VAAÖ auf 10 von 17 Vorstandssitzen und 22 der 36 Delegierten. Überraschend auch deshalb, weil der VAAÖ in Vorarlberg gar nicht angetreten war, weil die Kandidatin sich vor der Wahl nach Diskussionen mit ihrem Arbeitgeber zurückgezogen haben soll.

Starke Zuwächse für VAAÖ

Das Wahlergebnis könnte jetzt auch Auswirkungen auf die Wahl des Kammerpräsidiums haben, bei der VAAÖ und sein Präsident Mag. pharm. Raimund Podroschko stärkeres Gewicht haben. Denn die selbstständigen Apotheker sind intern in zwei Lager gespalten, wie zuletzt die Wahl im Apothekerverband gezeigt hat. Dort erreichte der bisherige Präsident Mag. pharm. Jürgen Rehak nicht die nötige Zweidrittelmehrheit für ein erneutes Antreten zur Präsidiumswahl. Podroschko will die Situation aufgrund des Wahlerfolges dennoch nicht für sich persönlich nutzen. „Ich möchte nicht Präsident werden“, sagte er im Interview mit der Apotheker Krone. Nachsatz“: „Ich möchte maximal die Angestelltenseite vertreten.“ Er hoffe aber, dass man „sicher Vorteile für die Angestellten“ verhandelt könne. Wörtlich: „Jetzt kommt die schöne Zeit.“

Rennen um die Spitze beginnt

Der Kammerpräsident oder die Kammerpräsidentin – derzeit Mag. pharm. Dr. ­Ulrike Mursch-Edlmayr – wird Ende März ähnlich wie bei den Wahlmännern der amerikanischen Präsidentenwahl von den 178 Delegierten und Vorständen gewählt. Aufgabe dieser Delegiertenversammlung ist unter anderem die Festsetzung der Kammerumlage sowie die Genehmigung des Jahresvoranschlages und des Rechnungsabschlusses. Die Delegiertenversammlung ist zudem das zentrale satzungs­gebende Organ der Apothekerkammer. Wählbar für die Kammerspitze sind nur jene Personen, die in den Vorstand gewählt worden sind. Das gelang in Oberösterreich auch Mursch-Edlmayr. Ob sie auch wieder antritt, lässt sie im Apotheker Krone-Interview noch offen. Zuerst müsse das Ergebnis der Wahl offiziell bestätigt werden, will sie sich nicht an Spekulationen beteiligen. In jedem Fall reicht sie dem VAAÖ bereits die Hand und unterstreicht, dass sie immer eine Sozialpartnerin gewesen sei und beide Seiten vertrete. Allerdings hat Mursch-Edlmayr in Oberösterreich auch einmal eine Amtszeit mit einer Vizepräsidentin des „Forum Pharmazie“ zusammengearbeitet. Wie das beim VAAÖ ankommt, ist offen. Wer am Ende also wieviel Gewicht hat, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Vorerst dürfte hinter den Kulissen bereits eifrig verhandelt werden.

Zahlreiche Herausforderungen

Fix ist jedenfalls, dass auf die neue Kammerspitze viel Arbeit wartet: Neben der Sorge vor dem wachsenden Versandhandel, lassen die sinkenden Spannen aufgrund des Preisdruckes bei Medikamenten die Erträge vor allem bei kleineren Apotheken sinken. Das ist nicht neu und stand bereits vor fünf Jahren auf der Agenda. Die Corona-Pandemie dürfte die Situation verschärft haben. Umgekehrt haben die Apotheken dank der Teststrategie in den vergangenen Monaten kräftig verdient. Ob es künftig auch die Möglichkeiten zum Impfen durch Apotheker geben wird, ist noch offen.