Nachbericht zum Seminar „8-stündiger Erste-Hilfe-Auffrischungskurs“

Die Landesgeschäftsstelle Wien der Österreichischen Apothekerkammer hat sich des Themas angenommen und am 23. 05. 2014 einen 8-stündigen Auffrischungskurs für Apotheker angeboten, in dem die wichtigsten Gebiete der Ersten Hilfe theoretisch aufgefrischt und essenzielle Maßnahmen trainiert werden konnten.

Die Laienreanimation – wenn Erste Hilfe Leben rettet

„Soll ich oder soll ich nicht? Nein … ich habe Angst, etwas falsch zu machen …“ Diese Gedanken stellen ein zentrales Problem bei vielen Erste-Hilfe-Leistungen dar. Zögern und Abwarten ist bei der Ersten Hilfe und speziell im Bereich des Basic Life Support (Basisreanimation) keinesfalls angebracht.
Betrachtet man die Situation beim Atem-Kreislauf-Stillstand, wird dies sehr deutlich. Bereits nach wenigen Minuten nimmt das Gehirn, wenn es nicht mit Sauerstoff versorgt wird, irreversiblen Schaden. Das neurologische Outcome der Patienten verschlechtert sich somit von Minute zu Minute dramatisch. Genau in diesen ersten Minuten nach einem Atem-Kreislauf-Stillstand nimmt der Ersthelfer eine immens wichtige Rolle in der Aufrechterhaltung der zerebralen Perfusion ein. Mehrere Studienergebnisse konnten darlegen, dass sofortige Thoraxkompressionen und der frühzeitige Einsatz eines AED (Automatischer Externer Defibrillator) die Krankenhausentlassungsrate von Patienten mit Atem-Kreislauf-Stillstand deutlich erhöht. Bei 85 % aller Patienten, die einen Atem-Kreislauf-Stillstand erleiden, ist der initiale Herzrhythmus Kammerflimmern. Diese tachykarde Herzrhythmusstörung reagiert am besten auf die Behandlung mit Strom, sprich auf einen AED.
Die Anwendung des AED ist einfach. Sobald ein Gerät zur Verfügung steht, wird der Oberkörper des Patienten entkleidet, eventuell trocken gewischt, der AED eingeschaltet, die Elektroden auf den Brustkorb geklebt und nach den Anweisungen des Geräts gehandelt. Erkennt der AED ein Kammerflimmern, kann ein Stromstoß mit 160–360 Joule (je nach Gerätetyp unterschiedlich) abgegeben werden. Die Herzdruckmassage sollte nur kurz, zur Abgabe des Stroms unterbrochen und danach wieder unverzüglich fortgeführt werden. Sollte kein Stromstoß indiziert sein, z. B. bei Vorliegen einer Asystolie, wird dies vom AED erkannt, woraufhin man zur weiteren Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung aufgefordert wird.

Was ist also konkret zu tun?

An oberster Stelle steht die Sicherheit für Helfer und Patienten. Erst wenn die Situation sicher ist:

  • Sprechen Sie den Patienten laut an, und schütteln Sie ihn sanft an den Schultern.
  • Prüfen Sie, ob der Patient normal atmet (Vorsicht: Eine Schnappatmung ist keine normale Atmung!).
  • Rufen Sie um Hilfe und/oder veranlassen Sie den Notruf 144 sowie das Herbeiholen eines AED!
  • Wenn der Patient nicht normal atmet, legen Sie ihn auf eine harte Unterlage und drücken Sie 100-mal pro Minute fest mit einer Tiefe von mindestens 5–6 cm auf die Mitte des Patienten-Brustkorbs, und achten Sie darauf, diesen nach jeder Kompression wieder vollständig zu entlasten!
  • Haben Sie die Beatmung gelernt, geben Sie nach 30 Thoraxkompressionen 2 Atemspenden und wiederholen diesen Zyklus (30 : 2) immer wieder – sollte Ihnen eine Beatmung aus unterschiedlichen Gründen, wie Ekel, Fehlen eines Beatmungstuchs oder Unkenntnis der Methode, nicht möglich sein, führen Sie durchgehend Thoraxkompressionen durch!
  • Hören Sie erst auf, wenn
    a) Sie abgelöst werden
    b) der Patient Lebenszeichen zeigt
    c) Sie restlos erschöpft sind
  • Trifft der AED ein, schalten Sie diesen ein und folgen den Anweisungen des Gerätes!

Um Erschöpfung zu vermeiden und die Qualität der Herzdruckmassage beizubehalten, sollte, wenn möglich, bei der Durchführung der Thoraxkompressionen alle 2 Minuten gewechselt werden. Sobald der Patient Lebenszeichen, wie Atmen, Schlucken, Würgen bzw. Bewegungen zeigt, unterbrechen Sie die Herzdruckmassage und Beatmung und führen Sie erneut eine Atemkontrolle durch. Wenn der Patient sicher normal atmet, wird er in die stabile Seitenlage gebracht und seine Atmung jede Minute erneut geprüft. Besteht auch nur die kleinste Unsicherheit, wird die Reanimation unverzüglich fortgesetzt.

Bei Einhalten dieses einfachen Algorithmus hat der Ersthelfer die Chance, maßgeblich zur Rettung eines Patienten mit Atem-Kreislauf-Stillstand beizutragen. Wenn man auch noch bedenkt, dass statistisch gesehen die meisten Notfälle im eigenen Bekannten- und Verwandtenkreis passieren, sollte dies genug Motivation für ein beherztes Eingreifen in solchen Situationen sein.