Bei Prostatabeschwerden nicht lange zuwarten

Die etwa kastaniengroße Vorsteherdrüse liegt unterhalb der Harnblase und umkleidet den oberen Teil der Harnröhre. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass es im Zuge einer Vergrößerung auch zu Problemen mit der Blase kommen kann. Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr beginnt die Drüse physiologisch zu wachsen und sich zu vergrößern. Obwohl dieser Prozess nicht krankhaft ist, leidet bis zu ein Drittel der über 65-Jährigen an Beschwerden, die durch die Hyperplasie ausgelöst werden, zum Beispiel abnehmender Harnstrahl, Restharnbildung oder Nachträufeln. Ganz typisch ist auch die Drangsymptomatik, die sich vor allem durch gesteigerten Harndrang und nächtliches Wasserlassen äußert. Um ein bösartiges Wachstum und Prostatakrebs auszuschließen, sollte der Patient unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Die Therapie richtet sich dann nach den Symptomen und sollte beginnen, sobald die Lebensqualität eingeschränkt wird. Im Anfangsstadium wird primär eine Verhaltenstherapie empfohlen: Sie enthält zum Beispiel eine gleichmäßige Flüssigkeitszufuhr über den Tag verteilt, das Vermeiden von Kaffee, Alkohol und scharfen Speisen sowie regelmäßige Bewegung und Blasentraining. Dem Arzt stehen zur medikamentösen Therapie 5α-Reduktasehemmer sowie α1-Adrenorezeptorenblocker zur Verfügung, die oft auch in Kombination eingesetzt werden. Bei zunehmendem Restharn und vermehrten Blasenentzündungen ist eine operative Intervention meist unausweichlich.

Die 5α-Reduktasehemmer, wie Finasterid und Dutasterid, verringern langfristig das Prostatavolumen. Der Patient sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass man mehrere Monate abwarten muss, ob die Therapie anschlägt. Da der PSA-Spiegel durch die Therapie um bis zu 50 % absinken kann, ist die Aussage des Wertes nur mehr begrenzt. Die Wirkung der α1-Adrenorezeptorenblocker, wie zum Beispiel Tamsulosin, Terazosin oder Doxazosin, tritt im Gegensatz dazu viel schneller ein. Sie haben keinen Einfluss auf die Größe und das Wachstum der Prostata, können aber innerhalb von wenigen Tagen die Miktionsbeschwerden verbessern. Langfristig können sie eine Operation aber nicht verhindern. Im Anfangsstadium und speziell bei Miktionsbeschwerden sind pflanzliche Mittel in der Selbstmedikation eine gute Option. Zur Verfügung stehen verschiedenste Präparate mit Extrakten aus beispielsweise Kürbiskernen, Sägepalmenfrüchten, Granatapfel oder Brennnesselwurzel.

Kürbiskerne, beziehungsweise die lipophilen Extrakte daraus, werden dabei bereits am längsten eingesetzt und sind am besten untersucht. Wichtig bei der Anwendung ist die Verwendung von Spezialzüchtungen oder standardisierten Extrakten mit einem möglichst hohen Anteil an Phytosterolen. Dann profitieren die Patienten von einer verbesserten Miktionsfrequenz am Tag, einer Kräftigung der Harnblase sowie einem diuretischen, antientzündlichen und antioxidativen Effekt. Auch die Brennnesselwurzel enthält β-Sitosterin und verbessert somit die Miktion und führt zu weniger Restharnbildung. Die antiandrogenen Phytosterole aus den Sägepalmen- oder Sabalfrüchten hemmen die 5α-Reduktase und die Aromatase ohne Einfluss auf den PSA-Wert. Die Beschwerden bessern sich bei ausgezeichneter Verträglichkeit. Granatapfelextrakte werden wegen der enthaltenen Polyphenole und ihrer antioxidativen Wirkung gerne in Kombination eingesetzt. Aufgrund der geringen Nebenwirkungen eignen sich die miktionsbeeinflussenden Pflanzenpräparate sehr gut zur Langzeitanwendung. Sie verbessern allerdings nur die Beschwerden und können die Vergrößerung nicht beheben. Deshalb ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle unbedingt zu empfehlen!