Belastungen für Apotheken sind nicht mehr zumutbar

Die Wirtschaftslage der Apotheken ist zunehmend angespannt. Ertragsrückgänge bringen die Apotheken in Bedrängnis und machen es zusehends schwieriger, die Betriebe zu finanzieren. „Die Apotheken in Österreich verdienen aufgrund des Sparzwangs im Gesundheitswesen zu wenig“, sagt Dr. Christian Müller-Uri, Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes, bei der Präsentation der Jahresergebnisse 2015.

Jahrelang hätten die Apotheken trotz eines sinkenden Vergütungsanteils die Krankenkassen durch Sondernachlässe und Finanzierungsbeiträge unterstützt. Allein seit 2004 gaben sie den Krankenkassen Sondernachlässe in Höhe von 103,7 Millionen Euro, und seit 2008 leisteten sie Finanzierungsbeiträge in Höhe von 43 Millionen Euro, rechnet Müller-Uri vor.

Belastungen dieser Art seien den Apotheken nicht mehr zumutbar. „2016 erwarten wir kein gutes Geschäftsjahr. Außerdem leisten wir bereits einen zusätzlichen Beitrag für die AGES-Medizinmarktaufsicht,“ sagt Müller-Uri. Wie berichtet müssen die Apotheken heuer ein eigenes Team dieser Behörde finanzieren, das zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen eingesetzt wird. Er kündet nicht zuletzt deshalb auch eine Informationskampagne an, um auf die Situation aufmerksam zu machen.

 

 

In Zahlen gegossen, stieg der Kassenumsatz, der das Hauptgeschäft einer Apotheke bildet, im Geschäftsjahr 2015 um 5,6 Prozent auf 2,62 Milliarden Euro. Das Umsatzplus, das vor allem durch innovative, hochpreisige Arzneimittel zustande kam, schlug sich in der Apothekenvergütung allerdings kaum nieder. Sonderrabatte, Finanzierungsbeiträge für die Krankenkassen sowie geringe Aufschläge für hochpreisige Arzneimittel haben dazu geführt, dass die Kassenspanne mit 15,67 Prozent im Jahr 2015 an einem neuen Tiefpunkt angelangt ist. Vor zehn Jahren lag dieser Vergütungsanteil rezeptpflichtiger Medikamente noch bei 20,47 Prozent.

„Die Kosten der Apotheken haben sich von 2011 bis 2015 um 6,8 Prozent erhöht. Im gleichen Zeitraum ist der Kassenumsatz um 16 Prozent gestiegen, die Vergütung hingegen nur um 1,9 Prozent. Das ist bei Weitem zu wenig, um die inflationsbedingt oder kollektivvertraglich steigenden Kosten für Personal, Miete, Strom, EDV, aber auch Nachtdienste abzudecken“, sagt Sven Abart, Direktor des Österreichischen Apothekerverbandes. Diese Negativ-Entwicklung führt dazu, dass auch die Gesamtspanne der Apotheken mager ausfällt und viel niedriger ist als in anderen Handelsbranchen, wie etwa im Bekleidungs-, im Sport-, Möbel- oder Buchhandel. Die verwandten Branchen Lebensmittel- und Drogeriehandel verzeichnen trotz eines harten freien Wettbewerbs Spannenzuwächse, während es bei den Apotheken aufgrund des rigiden Spannensystems nur nach unten geht.

Die Umsatzrentabilität der Apotheken ist mit 2,8 Prozent im Durchschnitt zwar nach wie vor höher als im Einzelhandel (1,9 Prozent), entwickelt sich aber ebenfalls seit Jahren rückläufig. Aktuell weisen bereits 31 Prozent aller Apotheken negative Ergebnisse aus und rutschen somit in die Verlustzone ab. Tendenz steigend.

 


Quelle: KMU-Forschung Austria

 

Nur ein Bruchteil des Preises für ein
Kassenmedikament bleibt der Apotheke