Beratungsleitfaden: Wechselbeschwerden

Für viele Frauen ist das Thema Wechseljahre mit „Unsicherheiten“ verbunden. Die Gründe dafür sind die mehr oder weniger ausgeprägten physischen und psychischen Veränderungsprozesse. Diese Veränderungen sind oft mit einem Gefühl des Verlustes an Jugendlichkeit und Attraktivität verbunden.
Laut S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen1 soll die Therapie von peri- und postmenopausalen Beschwerden an die individuellen Bedürfnisse der Frau und die sich im Verlauf ändernden Symptome angepasst werden. In der S3-Leitlinie werden die Effektivität und Sicherheit von Interventionen umfassend dargelegt, und zwar sowohl von nichtpharmakologischen als auch von phytotherapeutischen, hormonellen und nichthormonellen Maßnahmen.
Bei vasomotorischen Beschwerden wie Hitzewallungen können Isoflavone und Cimicifuga-Präparate, aber auch eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen werden. Eine Hormonersatztherapie sollte laut S3-Leitlinie1 bei eindeutiger Indikation und einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.

Auf den ersten Blick – Wirksames für die Selbstmedikation

Allgemeine Beschwerden

  • Isoflavone aus Soja oder Rotklee
  • Traubensilberkerze
  • Yamswurzel
  • Mönchspfeffer

Schweißausbrüche

  • Salbei

Stimmungsschwankungen, Nervosität, Schlafstörungen

  • Johanniskraut, B-Vitamine, Kombinationspräparate aus Baldrian, Hopfen, ­Passionsblume, Melisse, Lavendel etc.

Vaginale Trockenheit

  • Gele mit Hyaluronsäure, Glycerol, Lactobazillen, Milchsäure

+ zusätzlich, wenn nötig, Empfehlungen für Knochengesundheit und Vitalstoffe

Empfehlungen für das Gespräch an der Tara

Fragen zum Einstieg in das Gespräch

  • Welche Beschwerden liegen vor? Seit wann?
  • Wann treten diese meistens auf?
  • Wie sehr beeinträchtigen diese Beschwerden den Alltag?
  • Was wurde bereits unternommen? Letzter Besuch bei Gynäkolog:innen? Gibt es oder gab es ärztliche Empfehlungen?
  • Welche Medikamente werden regelmäßig eingenommen?
  • Gibt es Vorerkrankungen (z. B. der Schilddrüse) oder Bluthochdruck?

Die Wechseljahre bezeichnen die Zeitspanne vor der letzten Regelblutung (Menopause). In dieser Zeit nimmt die Produktion der weiblichen Sexualhormone langsam ab: Zuerst wird weniger Progesteron gebildet und in der Folge dann auch weniger Östrogen – das sensible Zusammenspiel der Hormone gerät aus dem Gleichgewicht und die für die Wechseljahre typischen Beschwerden und Symptome treten auf.
Richtlinie ⇒ die Perimenopause beginnt durchschnittlich mit 47 Jahren, die Menopause erfolgt meist zwischen 50 und 55. Ein Jahr nach der Menopause beginnt die Postmenopause.

Mögliche Symptome:

  • vasomotorische Symptome: Hitzewallungen, Schweißausbrüche
  • Schlafstörungen
  • Beeinträchtigung der Stimmung: Stimmungsschwankungen, Erschöpfungszustände, Niedergeschlagenheit
  • urogenitale Symptome: trockene Schleimhäute
  • kognitive Störungen
  • Gewichtsprobleme
  • Libidoverlust
  • Veränderungen an Haut und Haaren
  • Gelenk- und Muskelbeschwerden

Wichtig! Treten die Beschwerden zum ersten Mal auf oder werden diese subjektiv als belastend empfunden ⇒ Termin bei Gynäkolog:innen empfehlen!

Therapieoptionen

  • hormonelle Therapie
  • nichthormonelle Therapie (z. B. Phytotherapeutika)
  • nichtpharmakologische Interventionen (z. B. kognitive Verhaltenstherapie).

Beratungstipps

  • Ausreichend Bewegung, eine gesunde, ausgewogene Ernährung, Normalgewicht, Verzicht auf Nikotin, wenig Alkohol und Lebensfreude sind wichtige Säulen des ­Wohlbefindens in der Prävention und Therapie von ­Wechselbeschwerden.
  • kognitive Verhaltenstherapie (CBT) bei vasomotorischen Symptomen (lt. S3-Leitlinie)
  • weniger und dafür besser essen ⇒ hochwertige ­Lebensmittel bevorzugen
  • auf eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D sorgen
  • ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen ­(„Nervenvitamine“)
  • Stress reduzieren bzw. meiden
  • Entspannungstechniken erlernen (z. B. Yoga, autogenes Training)
  • neue Interessen schaffen, soziale Kontakte pflegen

Selbstmedikation

Alle phytotherapeutischen, komplementärmedizinischen oder ernährungsmedizinischen Maßnahmen sind sowohl als primäre als auch als additive Therapie geeignet. Die Phytotherapie ist eine gute Option zur Selbsthilfe in den Wechseljahren, vor allem wenn die Symptome nicht zu stark ausgeprägt sind. Bei Bedarf können auch Empfehlungen zur Vitalstoffsubstitution und Unterstützung der Knochengesundheit gegeben werden.

Allgemeine Beschwerden

  • Isoflavone aus Soja oder Rotklee
  • Traubensilberkerze
  • Yamswurzel
  • Mönchspfeffer

Schweißausbrüche

  • Salbei

Stimmungsschwankungen, Nervosität, ­Schlafstörungen

  • Johanniskraut
  • B-Vitamin-Komplex
  • Baldrian, Hopfen, Passionsblume
  • Melisse, Orangenblüten, Lavendel
  • Melatonin
  • Magnolienextrakt

Weitere Optionen

  • Pflanzenpollenextrakt
  • homöopathische Arzneimittel
  • Nachtkerzenöl
  • Papaya, Granatapfel
  • Resveratrol
  • Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe, v. a. Kalzium, Vitamin D, Magnesium

Vaginale Trockenheit

  • Gele mit Hyaluronsäure, Glycerol, Lactobazillen, Milchsäure

Laut S3-Leitlinie1 sollten peri- und postmenopausale Frauen aktiv auf mögliche Beschwerden durch Scheidentrockenheit angesprochen werden. Eine aktuelle Studie hat der Leitlinie zufolge gezeigt, dass einfache Gleitmittel, Spezialgleitmittel und hormonhaltige Vaginalcremen bzw. Vaginaltabletten gleich gut wirken.

Arztbesuch empfehlen:

  • erstmalige Beschwerden
  • Lebensqualität ist (subjektiv) stark beeinträchtigt ⇒ eine Diagnosestellung klärt, ob eventuell eine Hormonersatztherapie notwendig ist.

Epilog

Die Therapie soll immer an individuelle Bedürfnisse und den Symptomverlauf angepasst werden.

Vasomotorische Symptome wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche werden als häufigste Beschwerden angegeben. Die Dauer und Häufigkeit der Beschwerden kann stark schwanken und zusätzlich von einer Reihe von Faktoren (kulturelle, familiäre, soziale, gesundheitliche, etc.) abhängig sein. Information und Aufklärung sind wichtig, um Frauen zu ermutigen, über ihre Symptome und Bedürfnisse zu sprechen.

Verhütung nicht vergessen

Häufig wird bei Frauen in der Peri- und Postmenopause nicht an eine adäquate Verhütung gedacht. Frauen im ­Alter von über 50 Jahren sollten für die Dauer von 1 Jahr nach der Menopause und Frauen unter 50 für die Dauer von 2 Jahren nach der Menopause verhüten3.

Empfehlung für Hormonersatztherapie

Die im Jahr 2020 aktualisierte S3-Leitlinie1 spricht sich i. Ggs. z. vorherigen bei der Hormonersatztherapie (HRT) ganz klar für eine Therapiedauer von bis zu 5 Jahren aus. Mit diesen Empfehlungen soll nach Nutzen-Risiko-Erörterung v. a. jenen Frauen, die an vasomotorischen Beschwerden leiden, eine HRT angeboten werden2. Für nichthysterektomierte Frauen wird eine Östrogen-Gestagen-Therapie mit adäquatem Gestagen-Anteil als effektivste Therapie bei vasomotorischen Beschwerden empfohlen, v. a. wenn die Beschwerden als sehr belastend empfunden werden oder der Alltag stark beeinträchtigt ist. Bei hysterektomierten Frauen kann eine Monotherapie mit Östrogen durchgeführt werden.

Die betroffenen Frauen sollten auch wissen, dass nach dem Absetzen der HRT die vasomotorischen Beschwerden wieder auftreten können. Die HRT kann sofort abgesetzt werden oder durch allmähliches Ausschleichen. Möglicherweise treten die Beschwerden nach dem allmählichen Ausschleichen kurzfristig seltener auf.
SSRI, SNRI, Clonidin und Gabapentin sollten als Mittel der ersten Wahl gegen vasomotorische Symptome nicht routinemäßig eingesetzt werden2.