Bestens über den Pollenflug informiert

Aufgrund des kalten Jänners ist die Pollensaison heuer um rund drei Wochen später angelaufen als im üblichen Schnitt. Das verschaffte Allergikern zwar etwas Luft, dafür kam der Blühbeginn plötzlich und heftig. Besonders zu Beginn der Pollensaison setzte dies den Betroffenen sehr zu. Die Belastungsspitze für Hasel und Erle war Mitte März überschritten, ehe sich die Birkenpollen langsam auf die Reise machten. Mittlerweile spricht man von einer fast ganzjährigen Pollensaison, denn je nach Wetterbedingungen beginnt der Gräserpollenflug, und im Herbst sorgt Ragweed für Probleme. Im Winter ist es wiederum die Purpurerle, eine Erlenkreuzung die als Straßen- und Parkbaum den öffentlichen Raum ziert und für Allergiesymptome sorgt. Pollenallergien sind also eine ständige Belastung und erfordern ständige Forschungsarbeit und Innovation.

Die Forschungsgruppe Aerobiologie und Polleninformation der Medizinischen Universität Wien analysiert kontinuierlich die Auswirkungen von Luftpartikeln wie Pollenkörnern und Pilzsporen auf allergische Erkrankungen. Die Erkenntnisse werden in hilfreiche Services umgesetzt. Auf die Internetseite www.pollenwarndienst.at greifen rund zwei Millionen Menschen pro Jahr zu. Die beliebte Pollen-App begleitet mittlerweile über 265.000 Allergiker durch die Pollensaison.

Die Forschungs- und Serviceeinrichtung Österreichischer Pollenwarndienst begann ihre Arbeit vor rund 40 Jahren. Heute zählt man 25 Messstellen, an denen laufend der Pollengehalt der Luft gemessen wird. Die Mission des Österreichischen Pollenwarndienstes ist es, Pollenallergikern die bestmögliche Information zu bieten und sie im Alltag und Umgang mit den Beschwerden zu unterstützen. Über den Pollenflug informiert zu sein ist in vielerlei Hinsicht von Vorteil: Der Aufenthalt im Freien oder in speziellen Gebieten kann reduziert oder gemieden werden, Vorbereitung auf angekündigte Belastungsspitzen, angepasste Medikamenteneinnahme oder Urlaubsplanung werden nur durch Polleninformation erst möglich gemacht. Jedes Jahr werden zu diesem Zweck neue Services und Innovationen angeboten. Mittlerweile reicht das Angebot von Pollenflugprognosen über Belastungseinschätzungen für die nächsten drei Tage, Prognosekarten von drei verschiedenen Modellen, Vergleichsgrafiken, Saisonübersichten, Countdown zum Start der Blütezeit, Europakarten zur Urlaubsplanung bis hin zur persönlichen Polleninformation.

Die Pollenflugprognose

Für eine gute Prognose müssen mehrere Aspekte beachtet werden. Die Grundlage bilden Pollendaten, die verlässlich und den Mindestanforderungen entsprechend erhoben wurden. Pollendaten stellen Punktmessungen dar, geben aber Auskunft über die vergangenen und herrschenden Pollenkonzentrationen in der Luft. Ein ganzes Messnetzwerk von Pollenfallen ist dafür notwendig. Phänologie ist die Wissenschaft von periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen im Jahreslauf und im konkreten Fall die Beobachtung der Blütenanlage und -entwicklung von allergenen Pflanzen. Ständige Beobachtung garantiert, die Lage vor Ort richtig einschätzen zu können. Modellberechnungen, die aus beiden Quellen Daten schöpfen, sind eine wichtige Ergänzung.
Es gibt sowohl Modelle für die Blühbereitschaft als auch für die Ausbreitung von Pollen. In Österreich stehen verschiedene Modelle für die nationale sowie die europaweite Lage zur Verfügung, die in Form von Prognosekarten abrufbar sind. Eine Kooperation mit nationalen Wetterdiensten erlaubt den Zugang zu meteorologischen Daten und Wetterprognosen. Eine verlässliche Wetterprognose ist ein wichtiger Faktor, da die Belastung durch Pollen während der ganzen Saison wetterbedingt beeinflusst wird. Neben all diesen Daten zum Pollenflug selbst, sind auch Symptomdaten und medizinisch-allergologischer Sachverstand notwendig. Denn auch wenn die Pollenkonzentration korrekt vorhergesagt werden kann, muss auch die Auswirkung derselben auf Betroffene beachtet werden. Aus der Forschung ist bekannt, dass Pollenallergiker auf Pollenmengen von Saison zu Saison und auch während der Saison unterschiedlich reagieren.

Auf Qualität setzen: die Pollen-App

Es gibt keine verbindlichen Regeln, wer Polleninformationen herausgeben darf. Gerade bei mobilen Applikationen stehen eine Reihe von Produkten zur Verfügung, darunter kostenlose wie auch kostenpflichtige Applikationen. Oftmals gibt es kostenlose Produkte, die aber Werbung beinhalten. Pollenallergiker achten oftmals nicht auf die Institution, die hinter einer Entwicklung beziehungsweise Prognose steht, und woher die Prognosen stammen. Dieser Punkt ist allerdings von großer Wichtigkeit, da es leider sehr unzutreffende Pollenflugprognosen gibt, die nicht über die notwendige Datenlage, Datenqualität und/oder Expertise verfügen. Besonders sind wissenschaftliche Institutionen empfohlen, die Polleninformation betreiben und auch im Impressum genannt werden.

 

Neue Features der Pollen-App
  • Angabe der durchschnittlichen Belastung am Startbildschirm, basierend auf Einträgen im Pollentagebuch
  • Feinstaubbelastung, Ozonwert, Schwefeldioxid- und Stickstoffdioxidgehalt der Luft können für jeweils drei Tage abgerufen werden. Dadurch ist die App auch für Nichtallergiker interessant.
  • Zusätzliche Hilfsfunktion zur Erklärung von Begriffen und Funktionen

 

Literatur

Bastl K, Berger M, Bergmann K-C, Kmenta M, Berger U, The medical and scientific responsibility of pollen information services. Wiener Klinische Wochenschrift; 129:70–74, DOI: 10.1007/s00508-016-1097-3