Das Feuer im Magen löschen

Paracelsus hatte nicht immer recht. Er vermutete, dass Säure im Magen von Tieren dazu diente, Metalle und Knochen kleinerer Tiere zu verdauen. Beim Menschen hingegen vermutete er im Magen keine Salzsäure. Wie die Verdauung funktioniert, das wussten freilich auch andere Ärzte und Chemiker jahrhundertelang nicht. Erst im 19. Jahrhundert fand man die genaue Zusammensetzung des Magensekrets heraus und identifizierte Salzsäure als wichtigsten Bestandteil. Es handelt sich um eine starke Säure – sie hat einen pH-Wert von 0,5–2. Spätestens wenn man ein unangenehmes Brennen im Magen verspürt oder wenn es zum Rückfluss des Magensaftes in die Speiseröhre kommt, nimmt man die Stärke dieser Säure wahr. Eigentlich sollte ein komplexer Verschließmechanismus, der Ösophagussphinkter, dafür sorgen, dass der Rückfluss verhindert wird. Bei einer Refluxerkrankung ist dieser Verschlussmechanismus allerdings gestört. Mögliche Ursachen für den Reflux sind Übergewicht, der Konsum von Alkohol, Rauchen und der Genuss bestimmter Speisen. Manchmal tritt Reflux auch als singuläres Ereignis auf, wenn man zu viel gegessen hat oder die Speisen fett oder süß waren. Auch die Hiatushernie ist ein Auslöser. Dabei ist ein Teil des Magens durch das Zwerchfell nach oben verlagert. Das Zwerchfell ist aber ein wichtiger Teil des Verschlussmechanismus, und somit kann diese Verlagerung einen Reflux auslösen.1 Arzneistoffe, die die Funktion des gastroösophagealen Verschlussmechanismus und der ösophagealen Clearance beeinträchtigen, sind Calciumantagonisten, Nitrate, Theophyllin, Anticholinergika und orale Kontrazeptiva.2

Klassische Beschwerden bei Reflux sind:

  • Oberbauchschmerzen
  • brennende oder stechende Schmerzen hinter dem Brustbein, besonders im Liegen und bei körperlicher Anstrengung und nach bestimmten Speisen
  • saures Aufstoßen
  • Reizhusten, wenn keine anderen Ursachen vorliegen
  • Heiserkeit – ein oft unterschätztes Symptom

Bei dauerhaften Beschwerden ist die Spiegelung der Speiseröhre und des Magens eine wichtige Untersuchung, um Auswirkungen direkt feststellen zu können. Weitere Untersuchungen sind die Bestimmung des Refluxausmaßes durch eine 24-Stunden-Säuremessung in der Speiseröhre und eine Röntgenuntersuchung des Schluckaktes (Röntgenbreischluck). Weiters kann eine Muskelfunktionsmessung des Speiseröhrenmuskels durch eine Speiseröhren-Manometrie durchgeführt werden.1

In der Selbstmedikation kommen H2-Antihistaminika wie Ranitidin zum Einsatz. Sie blockieren kompetitiv die H2-Rezeptoren von Histamin an den Belegzellen der Magenschleimhaut und hemmen die basale wie auch die histaminstimulierte Säuresekretion. Bewährt hat sich auch die Wirkstoffkombination aus Calcium- und Magnesiumcarbonat. Auch Magnesiumoxid und -hydroxid sowie Aluminiumhydroxid sind gut wirksame Antazida. Ebenfalls im Einsatz ist Natriumhydrogencarbonat. Die Anwendung eines Antazidums sollte 1–3 Stunden nach dem Essen sowie vor der Nachtruhe erfolgen.2

Sehr erfolgreich ist die Anwendung von Alginaten. Sie bilden eine Schutzbarriere auf dem Mageninhalt. Diese verhindert, dass sich saurer Mageninhalt in die Speiseröhre drückt. Das zähflüssige Gel – also die Barriere – bildet sich, sobald Alginate in Kontakt mit der Magensäure kommen.

Literatur:

1 Charité Universitätsmedizin Berlin 2016

2 Mutschler E et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016