Das Herz pflanzlich stärken

Der Anteil der Bevölkerung mit regelmäßiger Einnahme von Phytopharmaka steigt kontinuierlich an. In der Kardiologie beispielsweise sind Phytopharmaka vielfach ein fester Therapiebestandteil. Der Weißdorn wird bei Herzschwäche und verlangsamter Herztätigkeit eingesetzt. In zahlreichen Studien wurde eine Steigerung der Kontraktionskraft und des Schlagvolumens des Herzens nachgewiesen. Auch antiarrhytmische Effekte und eine verbesserte Koronardurchblutung wurden dokumentiert. In Doppelblindstudien wurde die Wirksamkeit für Patienten im Stadium NYHA II gezeigt. Manche Befunde deuten sogar auf eine Wirksamkeit im Stadium NYHA III hin.1 Zur Erklärung: Die New York Heart Association, kurz NYHA, hat die Herzinsuffizienz in verschiedene Schweregrade eingeteilt:2

  • Stadium I: Herzschwäche, bei der körperliche Alltagsbelastungen keine unangemessene Erschöpfung oder Herzrhythmusstörungen verursachen
  • Stadium II: Alltägliche körperliche Belastungen, wie Stiegensteigen, führen zu inadäquater Erschöpfung oder Atemnot
  • Stadium III: Hier kommt es bereits bei geringen körperlichen Belastungen zu Erschöpfung, Rhythmusstörungen oder Atemnot. In Ruhe treten noch keine Beschwerden auf.
  • Stadium IV: Herzinsuffizienz mit Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und auch in Ruhe. In diesem Stadium ist der Patient meist bereits bettlägerig.

Procyanidine und Flavonoide sind die medizinisch relevanten Inhaltsstoffe. Wegen ihrer phenolischen Hydroxylgruppen können sie mit verschiedenen Enzymen und Rezeptoren interagieren, unter anderem mit Na+/K+-ATPase und Angiotensin-Converting Enzyme (ACE).1 Verantwortlich für die Wirksamkeit ist jedoch die Gesamtheit der Inhaltsstoffe.

Die Chebula-Myrobalane enthält hohe Konzentrationen an Gallotanninen und Triterpensaponine. In Versuchen zeigten sich herzstärkende Eigenschaften.1 Die Myrobalane gilt übrigens als Paradefrucht der traditionellen tibetischen Medizin und wird in zahlreichen überlieferten Kräuterrezepturen eingesetzt.

Knoblauch kann die fibrinolytische Aktivität steigern. Bei Infarktpatienten gelang sogar eine Steigerung um 130 %, die Pflanze war damit einem Placebo weit überlegen. Die Hemmung der Thromboxansynthese dürfte dabei die Hauptrolle spielen.3 Zur Entlastung des insuffizienten Herzens ist auch die Therapie eines erhöhten Blutdrucks von wesentlicher Bedeutung. Die Mistel kann unterstützend zur Blutdrucksenkung eingesetzt werden. Das gilt auch für diuretisch wirkende Arzneipflanzen. Zur Anwendung kommen Birkenblätter, Goldrutenkraut oder Schachtelhalmkraut. Zur Verbesserung der Mikrozirkulation eignen sich Anthocyanextrakte. Die tägliche Ernährung kann hier einen wertvollen Beitrag leisten, denn Beerenobst, Granatapfel, rote Zwiebeln und Rotkraut sind reich an diesen sekundären Pflanzenstoffen und unterstützen damit die Durchblutung. Auch Ginkgo ist diesbezüglich gut erforscht. Bei Ischämien oder Hypoxien ist die Bildung von freien Radikalen verstärkt. Das Gleichgewicht von Prostazyklin und Thromboxan A2 wird dadurch gestört und es kommt zu einem Überschuss an Thromboxan A2. Ginkgo kann die Radikale abfangen und damit einen Beitrag zur Einstellung des Gleichgewichts leisten. Die Fließeigenschaften des Blutes werden damit verbessert.3

 

Literatur:

1 van Wyk BE et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2004

2 Becker HJ, Deutsche Herzstiftung 2011

3 Fintelmann V et al., Hippokrates-Verlag 2009