Debatte über Impf-Bevorzugungen sorgt für Aufregung unter Apothekern

Am 9. Jänner wurden in Vorarlberg als einzigem Bundesland alle Gesundheitsberufe geimpft. Darunter auch Apotheker. Das sorgt in anderen Bundesländern für Unmut. Für noch heftigere Diskussionen sorgte aber die Nachricht einer niederösterreichischen Apothekerin, die es in Vorarlberg auf die Impfanmeldeliste schaffte. Sechs Stunden sei sie nach Vorarlberg gefahren und dann wieder zurück, „dafür bin ich geimpft – früher als in Niederösterreich“, postete eine selbständige, niederösterreichische Apothekerin auf ihrem Facebook-Profil mit einem Bild des Impfpasses und sorgte damit in Apothekerkreisen für heftige Diskussionen. Geimpft wurde in Vorarlberg nämlich nur, wer sich über einen eigenen Berufsgruppen-Code angemeldet hatte. Dieser Umstand und die Tatsache, dass es sich bei der Apothekerin um die Lebensgefährtin von Vorarlbergs Apothekerkammerpräsidenten und Präsidenten des Österreichischen Apothekerverbandes, Mag. pharm. Jürgen Rehak, handelt, sorgte für noch mehr Gesprächsstoff unter Apothekern.

Hilfe aus Niederösterreich

Für Rehak sei alles korrekt abgelaufen, sagt er im Interview mit der Apotheker Krone. „Sie ist meine Lebensgefährtin, sie hat einen Wohnsitz in Vorarlberg und arbeitet auch immer wieder in meiner Apotheke im Sinne des Familienverbandes.“ Er selbst habe sie deshalb zur Impfung angemeldet. Die Vorarlberger Landesregierung habe für den 9. Jänner alle Gesundheitsberufe eingeladen und darauf hingewiesen, dass das auch für alle in der Apotheke Beschäftigten gelte. „Diese Aktion war breit angelegt, um die gesamte Infrastruktur des Gesundheitsbereiches zu impfen. Es gab keine Einschränkungen oder Informationen darüber, dass der Impfstoff knapp wäre“, sagt Rehak. Wie seine Partnerin eine eigene Apotheke in Niederösterreich führen und gleichzeitig auch in Vorarlberg aushelfen kann, erklärt Rehak so: „Aufgrund meiner beruflichen Reisen nach Wien pendle ich sicher mehr und helfe auch immer wieder in ihrer Apotheke aus. Ab und zu ist sie aber auch in Vorarlberg.“

Rehak im Wahlkampfmodus

Gegenüber der Austria Presse Agentur ergänzte Rehak, seine Lebensgefährtin habe ihm auch bei der Durchführung von Antigentests geholfen, hatte also direkten Kontakt mit möglichen Infizierten. Rehak vermutet hinter der Berichterstattung politische Motive in Hinblick auf die für September anstehende Apothekerkammerwahl, bei der er neuerlich antreten wolle. „Da gibt es offenbar Personen mit anderer politischen Meinung, die nun versuchen, mich anzuschwärzen.“, sagte er der APA.

Ministerium verwundert

Im Gesundheitsministerium zeigte man sich dennoch verwundert: Die Impfdosen würden auf die Bundesländer nach einem Bevölkerungsschlüssel aufgeteilt. Deshalb sei es sinnvoll, dass jemand dort geimpft werde, wo er oder sie den Lebensmittelpunkt hätte, sagt ein Sprecher von Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Rechtlich gebe es aber keine Möglichkeit, das zu verbieten. Bleibt die Frage der Optik – und die ist für Rehak sauber. Es sei alles korrekt gelaufen, und es gebe keinen Grund zur Aufregung, sagt er. Das Facebook-Posting hat seine Lebensgefährtin allerdings inzwischen gelöscht.

Massive Kritik in Umfrage

Die Apotheker sehen das allerdings kritischer. Fast 1.000 Leser des Nachrichtenportals RELATUS PHARM haben sich an einer Online-Umfrage beteiligt. Nur rund 10 % stärken Rehak den Rücken und sind der Meinung, dass er mit seinem Verhalten recht hatte. Etwa 81 % orten hier allerdings eine ungerechtfertigte Bevorzugung. Für 3 % ist zumindest die Optik schlecht, 6 % hätten sich mehr Sensi­bilität gewünscht. Für Unmut sorgt innerhalb der Apothekerschaft auch, dass – außer in Vorarlberg – Apotheker in keinem anderen Bundesland geimpft werden und auch in der Priorisierung erst in Phase II drankommen sollen. Angesichts von Lieferengpässen könnte das erst im April sein. Rehak betont, dass man alles tue, damit die Apotheker in den Bundesländern vorgereiht werden.

 

 

Genauere Kontrollen

Nach der publik gewordenen Corona-Impfung gleich zweier Bürgermeister hat das Land Vorarlberg Maßnahmen zu einer „fairen Impfstoffverteilung“ angekündigt. Für Zielgruppen, die in der Phase I priorisiert werden sollen – Gesundheitspersonal und Personen mit einem hohen Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs –, werden künftig Einmal-Codes ausgegeben. Personen mit diesen Codes können je nach Verfügbarkeit des Impfstoffes gezielt zur Impfung eingeladen werden. In den Krankenhäusern soll es für ein Einschleusen von noch nicht impfberechtigten Personen dienstrechtliche Konsequenzen geben.