Der Fernabsatz steht vor der Tür …

Apotheker Krone: Wann wird der Fernabsatz von Arzneimitteln starten?

Unterkofler: Mit dem Start ist wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2015 zu rechnen. § 94i Abs. 3 AMG gibt vor, dass nachdem der Durchführungsrechtsakt der Europäischen Kommission publiziert wurde – damit ist im ersten Halbjahr 2014 zu rechnen – eine einjährige Übergangsfrist beginnt. Der Bundesminister für Gesundheit wird das Datum der Veröffentlichung des Durchführungsrechtsaktes im Bundesgesetzblatt kundmachen, damit Apotheker auch von inländischer Seite informiert werden. Weiters wird vom Minister im Laufe dieses Jahres eine eigene Verordnung für den Arzneimittelfernabsatz erlassen. Dort werden nationale Regelungen zur Bestellung, zum Transport, zur Lieferung und dgl. geregelt.

Wie steht es nun um das Authentifizierungslogo für Versandhandelswebsites?

Grundsätzlich wird ein Durchführungsrechtsakt von der Europäischen Kommission publiziert, in dem das Design des angesprochenen Logos festgelegt, aber auch die technischen, elektronischen sowie kryptografischen Anforderungen für die Verifikation erörtert werden.
Es bestehen zwei Vorschläge zum Design des Logos: einerseits ein ‚Haken‘ und andererseits ein färbiges ‚Wappen‘ mit einem ausgesparten weißen Kreuz. In der letzten Kommissionssitzung in Brüssel hat man sich für das Wappen-Logo entschieden. Darunter soll jeweils die Landesfahne der betreibenden Apotheke stehen. Derzeit liegt der Logovorschlag beim ‚standing committee‘ und wartet auf die Abstimmung der Mitgliedstaaten.

Welchen Anforderungen müssen Websites noch entsprechen?

Im AMG ist geregelt, was öffentliche Apotheken als Betreiber von Websites mit dem Ziel des Fernabsatzes von Arzneimitteln tun müssen. Das Versandhandelslogo muss eine Verlinkung zum Internetportal des Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) aufweisen. Darüber hinaus müssen die Adresse der versendenden Apotheke sowie die sonstigen Kontaktdaten des BASG online gestellt werden.

Wird aus Ihrer Sicht der Fernabsatz von Rx-Produkten, der bspw. in Deutschland zulässig ist, in Österreich kommen?

Der Fernabsatz mit Rx ist in Österreich derzeit nicht angedacht. Die Arzneimittelfälschungsrichtlinie sieht vor, dass Mitgliedstaaten den Versand von OTC-Produkten nicht untersagen dürfen. Es steht ihnen aber frei, ob sie den Versand von rezeptpflichtigen Arzneimitteln erlauben – also eine ‚Kann-Bestimmung‘.

 

… das erwarten Apotheker

Eine aktuelle Studie der Sempora Consulting GmbH gibt die Einschätzungen der österreichischen Apotheker zu den Marktentwicklungen und den Implikationen des Falles des Versandhandelsverbots wieder. An der Umfrage zur Studie, die im Januar und Februar 2014 stattfand, haben sich 57 Apotheken beteiligt, 95 % der befragten Apotheker waren Apothekeninhaber oder -leiter. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

Allgemeines Stimmungsbarometer

  • Für mehr als die Hälfte der befragten Apotheker stellt der Fall des Versandhandelsverbots eine Bedrohung dar, nur 21 % sehen darin eine Chance.
  • 50 % planen, zukünftig vermehrt stationäre Vermarktungsmaßnahmen durchzuführen.
  • 33 % wollen ihr Personal stärker im Bereich Vermarktung schulen.
  • 15 % planen aufgrund der Liberalisierung den Beitritt zu einer Apothekenkooperation, um ihre Profitabilität langfristig zu sichern.

Konkurrenzsituation

  • Die Versandapotheken Zur Rose (96 %) und DocMorris (80 %) haben mit Abstand den höchsten Bekanntheitsgrad.
  • Die befragten Apotheker erwarten, dass etwa 5 % aller Apotheken in Österreich auch eine Versandapotheke betreiben werden. 37 % sehen einen schwierigen Start für heimische Versender.
  • 52 % erwarten vermehrt Kooperationen von Versandapotheken mit stationären Partnern.
  • Mehr als die Hälfte (59 %) der Apothekergemeinschaft zieht den Boykott von Pharmaherstellern, die eng mit Versandhändlern kooperieren, in Erwägung.

Wirtschaftliche Implikationen

  • 59 % der Apotheker sehen die stationäre Apotheke nach wie vor als größten Umsatztreiber.
  • 64 % gehen von einer Verschärfung der österreichischen Wettbewerbssituation aufgrund der Liberalisierung des Apothekenmarktes aus.
  • 71 % sehen die Gefahr des Drucks auf ihre Deckungsbeiträge als Resultat des allgemeinen Preisverfalls der OTC-Produkte.
  • Eine starke Zunahme des Umsatzanteils des Versandhandels am OTC-Markt wird erwartet. 23 % der Apotheker rechnen sogar mit einem Umsatzanteil von über 7 % für 2018.
  • 49 % erwarten innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre einen Preisverfall der OTC-Produkte im Versandkanal.

In den kommenden Ausgaben der Apotheker Krone lesen Sie die Sicht der Patienten und der Pharmaindustrie.